St. Vinzenz-Hospital.indd

ZWI SCHEN KRANKENHAUSF I NANZ I ERUNGSGESETZ UND VERBUND ( 1 97 1 -1 994 )

Der Neubau bot einige Verbesserungen: ImUnter- geschoss befanden sich die neue Zentralküche, die Mitarbeitercafeteria und die Warenanlieferung, imErdgeschoss die Radiologie, außerdemdie 1991 fertiggestellte Patienten- und Notaufnahme sowie die Ambulanz. Eine Intensivstation und OP-Räu- me nach dem neuesten medizinisch-technischen Stand wurden im ersten Obergeschoss unterge- bracht, in der Folgezeit auch eine größere Abtei- lung für Physiotherapie. Der Anbau verband die beiden Krankenhausflügel im Westen: „Früher sind wir imDreieck gelaufen, jetzt springen wir im Karree“, bemerkte die damalige Oberin Schwester Anna dazu. Die frei gewordenen Räume im Altbau ließen sich gut nutzen: Die ehemalige Kranken- hausküche wich einer Besuchercafeteria sowie einer neuen Abteilung für Gastroenterologie. Auf der 1. Etage wurde eine neue Entbindungsstation für die Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe eingerichtet. AUF DEM WEG ZUM VERBUND Mit dem Funktionstrakt hatte das St. Vinzenz- Hospital baulich einen großen Schritt nach vorne gemacht, auf medizinischem Gebiet war man oh- nehin gut aufgestellt, vor allem in der Intensivme- dizin. Bereits 1984/1985 wandte die Oberärztin Dr. Edda Hohmeyer erstmals die arterielle Blut- druckmessung an, ein damals völlig neues Ver- fahren. Der Chirurg Dr. Hans Detlef Trüb etab­ lierte sich ab 1984 in der Gefäßchirurgie. Prof. Dr. Dietmar Pennig übernahm im Januar 1992 als Nachfolger von Dr. von Elmendorf die Leitung der Unfallchirurgie und baute diese Abteilung zu einem Schwerpunkt für Hand- und Ellenbogen­ chirurgie aus. Trotz der positiven Entwicklungen einzelner Ab- teilungen ging es dem St. Vinzenz-Hospital wirt- schaftlich schlecht. Die Ursachen waren vielfäl- tig: Das deutsche Gesundheitssystem und die Krankenhausfinanzierung galten damals allge- mein als reformbedürftig, aber vor allem die bau- lichen Fehlplanungen seit Anfang der 1970er Jahre

hatten sich sehr negativ auf die Entwicklung des St. Vinzenz-Hospitals ausgewirkt. Hinzu kam ein weiteres, strukturelles Problem: Der Träger, die Caritative Vereinigung Köln e.V., unterhielt neben dem St. Vinzenz-Hospital weitere Krankenhäuser in Köln, Düsseldorf und Aachen sowie rund zehn Alten-, Kinder- und Behindertenheime. Der Vor- stand des Trägervereins, dem auch die Oberin des St. Vinzenz-Hospitals angehörte, war praktisch identisch mit der Ordensleitung. Da die bereits 1981 beschlossene wirtschaftliche Trennung von Kranken- und Provinzialhaus nicht durchgreifend gelungen war, erschwerten abweichende Anliegen des Trägervereins auf der einen und die Belange des Krankenhauses auf der anderen Seite wichtige Entscheidungen. Der Verwaltungsleiter war für die laufenden Geschäfte aber auf eindeutige Weisun- gen des Vorstands angewiesen. Die Vinzentinerinnen litten jedoch vor allem im- mer mehr unter dem Nachwuchsmangel und ent- schlossen sich Anfang der 1990er Jahre, die Trä- gerschaft des Hauses abzugeben und nach Wegen zu suchen, das Hospital dennoch zu erhalten. Hilfe bot 1992 die Beratungsgesellschaft Solidaris, de- ren Wirtschaftsprüfer ohnehin seit vielen Jahren die Bilanzen des St. Vinzenz-Hospitals prüften. Während die Solidaris noch eine praktikable Lösung suchte, verbreiteten sich Gerüchte über eine Schließung des Hauses. Viele Mitarbeiter fürchteten um ihre Arbeitsplätze, manche kündig- ten. Schließlich wurde entschieden, das Hospital zunächst in eine eigenständige GmbH umzu­ wandeln, mit Heinz-Theo Lercher und übergangs- weise Schwester Ute von den Vinzentinerinnen als Geschäftsführung. Im nächsten Schritt über- trug die Ordensgemeinschaft der Vinzentinerin- nen zum 1. Januar 1995 die Trägerverantwortung für die St. Vinzenz-Hospital GmbH auf die Celli- tinnen zur heiligen Maria in der Kupfergasse, die bereits 1994 zu diesem Zweck die Hospitalvereini- gung St. Marien GmbH gegründet hatten. Nach knapp 125 Jahren begann ein neuer Abschnitt in der Geschichte des Hospitals.

61

Made with FlippingBook - Online Brochure Maker