10_2016

UMWELT

www.urbanagriculturebasel.ch

Gärtnerstolz: Beat Gerber, Teamleiter Personalcafeterias der Sozialen Einrich­ tungen und Betriebe der Stadt Zürich.

Urban Agriculture Netz Basel stösst in der Bevölkerung auf grosse Resonanz. Gegen tausend Personen nehmen an den verschiedenen Projekten teil. Die Unterzeichnung des «Milan Urban Food Policy Pact» durch die Stadt Basel erach- tet das Urban Agriculture Netz Basel als einen wichtigen Meilenstein. Nicht zu- letzt führte dies auch zu intensiveren Gesprächen mit der Verwaltung. Urban Agriculture Netz Basel engagiert sich für eine höhere Diversität in Basel. Und die soll in Zukunft noch weiter ausgebaut werden. Gemüsegarten auf demAmtshausdach Nicht nur auf den Plätzen und in den Strassen kann die Stadt grüner werden. Auch auf den Dächern bietet sich oft Platz für mehr Natur. Die Dachterrasse der Personalcafeteria imAmtshaus IV in Zürich war zwar bereits während zehn Jahren grün. Weil die Terrasse aus feu- erpolizeilichen Gründen nicht mehr als 50 Personen aufnehmen darf, entschied man sich 2006, gegen 70 Buchsbäume aufs Dach zu stellen, um die Nutzfläche künstlich zu begrenzen. Folglich glich der eine Teil der Terrasse einem kleinen Wäldchen. «Das hatte für das Wohlbefin- den und die Ökologie auf der Terrasse nur einen geringen Nutzen», sagt Beat

Gerber, Teamleiter der Personalcafete- rias der Sozialen Einrichtungen und Be- triebe (SEB) der Stadt Zürich. Die SEB betreiben auf dem Dachgeschoss des Amtshauses IV imRahmen einesArbeits- integrationsangebots eine Personalcafe- teria mit langzeitarbeitslosen Sozialhilfe- bezügern. Die Idee von Beat Gerber und seinemTeam, anstelle der Buchsbäum- chen Gemüse, Obst und Beeren anzu- pflanzen, stiess bei den Mitarbeitenden des Amtshauses amAnfang auf Skepsis. Mit der Unterstützung von Grün Stadt Zürich und dem Umwelt- und Gesund- heitsschutz Zürich konnte das Projekt dann aber – nach zweijähriger Verhand- lungs- und Planungsphase – doch noch realisiert werden. Pause zwischen Lavendel und Thymian Mit Unterstützung der Stadtgärtnerei wurden die Tröge der Buchsbäume neu bepflanzt. Gerber und sein Team legten selber Hand an. Auf Strohballen wuch- sen Rettiche, Salate und Tomaten. Sogar kleine Bäume mit Kirschen, Äpfeln, Pflaumen und Feigen wurden gepflanzt. «Am Anfang sah es ziemlich kahl aus», erinnert er sich. Mittlerweile spriesst es aus allen Töpfen und Trögen. Die Gäste lieben es, zwischen den verschiedenen Pflanzen ihre Pausen oder das Mittag-

essen zu geniessen. Wenn zum Beispiel der Duft des Lavendels oder vom Thy- mian der Nase schmeichelt. Oder man sich im Schatten des Kiwibaumes aus- ruhen kann. Alles, was auf demDachgar- ten wächst, wird in der Küche der Cafe- teria genutzt. Ganz auf Zulieferungen verzichten könnten sie deshalb aber nicht, sagt Gerber. Doch es komme der Philosophie der Stadt Zürich, die Cafete- ria möglichst biologisch und nachhaltig zu betreiben, sehr entgegen. Die Mitar- beitenden der Cafeteria schätzen ihren Dachgarten, den sie täglich hegen und pflegen, ebenfalls. «Viele entdecken hier Freude am Gärtnern und erfreuen sich an diesem kleinen Stück Natur.» Dies steigere das Selbstwertgefühl und sorge für ein Erfolgserlebnis, wenn die selber gepflanzten Gemüse oder Beeren nach einigen Monaten prächtig gediehen. Gerber hofft, dass das Modell des Dach- gartens auch an anderen Orten der Stadt Schule machen wird. Ein kleiner Dach- garten dieser Art konnte jedenfalls be- reits auf der Terrasse des Amtshauses Walche realisiert werden.

Fabrice Müller

Informationen: www.unigaerten.unibas.ch

21

SCHWEIZER GEMEINDE 10 l 2016

Made with FlippingBook Online newsletter