animiert magazin nummer14 sommer

Sepp Infanger ist seit 2004 Bürgerpräsident.

Sepp Infanger has been presi- dent of Engelberg’s community organisation since 2004.

(Photo: Andrea Hurschler)

Den Jungenetwas Gutesweitergeben A good inheritance Text: Andrea Hurschler; Fotos: ETT/Christian Perret

«Es ist ein ehrenvolles Amt», sagt Josef Infanger zu seiner Aufgabe als Bürgerpräsident. Er ist stolzer Engelberger Bürger – was sein lupenrei- ner Dialekt eindrücklich unterstreicht – und deshalb auch stolz darauf, dem Bürgergemein- derat vorstehen zu dürfen. Zusammen mit einer Ratskollegin, fünf Ratskollegen und der Bürgerschreiberin leitet er die Geschicke der Bürgergemeinde. Zur Haupttätigkeit gehört der Forstbetrieb, der vom Förster Thomas Achermann geführt wird. Schliesslich besitzt die Bürgergemeinde

gern sind etwa 800 stimmberechtigt. Da das Eigentum der Bürgergemeinde über das ganze Tal verteilt ist, kommen immer wieder Leute auf den Rat zurück und möchten einen Weg oder ein Grundstück nutzen. «Wir handeln bei Entscheidungen im Sinne der Öffentlichkeit, denn wir wollen zur Attraktivitätssteigerung beitragen», erklärt Infanger. Im Hinterkopf hat der Familienvater auch immer die nächste Generation: «Es ist mir ein Anliegen, dass wir den Jungen etwas Gutes weitergeben können.» Bei all diesen Aufgaben handelt der

über 800 Hektaren Wald, hat gut 700 Hektaren vom Kloster gepachtet und bewirtschaftet zudem einen grossen Teil der 500 Hektaren Privatwald. Doch zum Besitz zählen auch land- wirtschaftliche Nutzflächen,

Bürgerpräsident als Unter- nehmer. Eine sehr wichtige Aufgabe aber übernimmt der Rat in politischer Sache: Er hat die Einbürgerungen unter sich. Obwohl vieles vom Bund vorgeschrieben und kontrol-

«Wir stehen dem Engelberger Bürger gegenüber in der Verantwortung.»

ein Mehrfamilienhaus, der Parkplatz Dürrbach, diverse Aktien sowie sämtliche Talkapellen. Wer die unvollständige Auflistung des Besitzes liest, ahnt, wie vielseitig das Präsidentenamt ist. Besonders als Sepp Infanger 2004 als 32-Jähriger Bürgerpräsident wurde, musste er sich in vieles einlesen. «Es war schwierig zu wis- sen, welches Stück Land nun der Bürgergemeinde gehört, wo die Grenzen verlaufen und was für Abmachungen einmal getroffen worden waren», erinnert er sich. Auch heute weiss der Bauer nicht alles auswendig. Doch er kann auf ein gro- sses Archiv zurückgreifen oder die anderen Räte fragen. Die Zusammenarbeit untereinander sei sehr gut, und auch wenn es an einer der monat- lichen Sitzungen etwas härter zu und her gehe, «nachher gehen wir zusammen eins trinken». Im Bürgerrat entscheidet die Mehrheit, wird aber, beispielsweise für einen neue Forst- maschine, mehr als 50’000 Franken gebraucht, muss der Antrag vor die jährliche Versamm- lung. Von den knapp 1000 Engelberger Bür-

liert wird, gilt es, die Integration der Gesuch- steller genau zu überprüfen. «Wir machen das sehr gewissenhaft, denn wir stehen dem Bürger gegenüber in der Verantwortung.» Dass die Einbürgerungen nicht zur Lieblingsarbeit des Präsidenten gehören, verheimlicht er nicht – es sei ein notwendiges Übel. Insgesamt aber be- zeichnet er die Arbeit als Freude. Sie erweitere seinen Horizont und sei auch eine Lebensschule. Wie viel Arbeit er in das Amt steckt, weiss er nicht genau, denn ein festes Pensum hat Sepp Infanger nicht. «Ich habe aber jeden Tag damit zu tun», erzählt er. Irgendwo tauche immer eine Fra- ge auf. «Es ist sicher ein Vorteil, dass ich als Bauer meine Arbeit selbstständig einteilen kann.» Die Bürgerräte müssen nicht Mitglied in einer Partei sein, der Amtszeitbeschränkung von 16 Jahren sind sie aber dennoch unterworfen. Sechs Jahre hat der 40-Jährige noch vor sich. In zwei Jahren möchte er sich für die letzten vier Jahre nochmals zur Verfügung stellen – und sich so weiterhin für das Wohl von Engelberg einsetzen.

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