Festschrift

Fernsteuertechnik

Erste Modellfunkfernsteuerungen (alte Technologie)

Der Physiker Nikola Tesla stellte bereits 1898 auf der Weltausstel- lung in New York ein von ihm entwickeltes funkferngesteuertes elektrisches Modellboot vor. Das erste mit einer Röhrenfunkfern- steuerung ausgerüstete Flugmodell wurde zu Pfingsten 1936 auf der Wasserkuppe auf der Rhön von Alfred Lippitsch und Egon Sykora erfolgreich vorgeführt. Das Modell flog nach einem Bericht einwandfreie Rechts- und Linkskurven und landete glatt neben dem Startfeld. Die ersten Funkfernsteuerungen für Flug- modelle gab es damit in der zweiten Hälfte der 1930er-Jahre, damals noch wohl ausschließlich in Eigenbau mit Röhrensender und -Empfänger hergestellt. Nachdem im damaligen Deutsch- land nach 1936 die Funkfernsteuerung von Flugmodellen aus militärischen Gründen verboten worden war, verlagerten sich die heute bekannten diesbezüglichen Aktivitäten mehr auf Nordamerika. Ab Anfang der 1950er-Jahre waren in Deutschland die ersten serienmäßig hergestellten Röhrenfernsteuerungen erhältlich – technisch sehr einfache Geräte mit Trägertastung; die Hochfre- quenz des Funksenders wurde lediglich an- bzw. ausgeschaltet. Dadurch konnte nur ein einziger Steuerbefehl (Einkanalsender) übermittelt werden, wobei in der Regel die Modellsteuerung über eine Befehlssequenz erfolgte: beispielsweise bedeutet ein- mal Tippen Links-, ein weiteres Tippen wieder Neutralstellung, das nächste Tippen Rechtsruder usw. Durch die Auswertung der Signaldauer mit Hilfe komplizierter Techniken (die Rudermaschi- ne „Kinematik“ war ein Beispiel dafür) waren Zusatzfunktionen wie Motorsteuerung ebenfalls möglich. Eine für die Weiterentwicklung der Funksteuerung wichtige – aber wenig verbreitete – Entwicklung der frühen Fernsteuer- technik war die damals höchst innovative elektromechanische Einkanal-Proportionalanlage der Firma Webra, die auch unter der Bezeichnung „Flattersteuerung“ bekannt wurde: mit Hil- fe eines mechanisch betriebenen Impulsgebers ließ sich das

Tastverhältnis HF-Impuls-Pause senderseitig verändern. Das Aus- wertungsprinzip im Empfänger-Servo beruhte auf der mechani- schen Balance einer Feder-Rückstellkraft und einer Gegenkraft durch einen vom senderseitigen Tastverhältnis gesteuerten Elek- tromotor. Die Einführung der Tonmodulation – einer einfachen Amplitu- denmodulation der Sendefrequenz mit niedrigen Tonfrequenzen –, aber vor allen Dingen die zunehmende Transistorisierung der Fernsteuerelektronik in der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre, re- volutionierte die Möglichkeiten der Modellsteuerung: von den funktionssicheren Einkanalanlagen bis hin zur Königsklasse der Zehnkanalanlage, die mit mehreren Tongeneratoren sogar eine Simultansteuerung von bis zu drei Ruderfunktionen erlaubte, reichte die Palette der industriell hergestellten Fernlenkanlagen. Die besseren Fernsteuersender erhielten nun trotz der immer noch vorhandenen Ein/Aus-Beschränkung richtige Steuerknüppel statt einfacher Tipp-Tasten und mit Hilfe der Mehrkanaltechnik war eine realistischere und auch betriebssichere Modellsteuerung möglich. Die von Graupner vertriebene tonmodulierte Einkanalanlage mit Sender Bellaphon B und Empfänger Ultraton

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