Festschrift

Fernsteuertechnik

Ab Ende der 1950er-Jahre wurden die vor allem wegen ihrer Batterien schweren Röhrenanlagen allmählich durch leichtere Hybridgeräte und später komplette Transistoranlagen abge- löst – bedingt durch die niedrigen Grenzfrequenzen damaliger Germanium-Transistoren waren die Hochfrequenzstufen der Sende- und Empfangsschaltungen in einer Übergangszeit noch mit Röhren bestückt, für niederfrequente Schaltungsfunktionen (Tongeneratoren, Gleichspannungswandler für die Anodenspan- nungserzeugung, Schaltverstärker, NF-Verstärker etc.) etablierte sich zusehends die strom- und platzsparende Transistortechnik. Beispiele für bekannte Hybridgeräte waren die weitverbreiteten Sender der süddeutschen Firmen Graupner und Metz (Graup- ner „Bellaphon“ A bzw. B, Metz „Mecatron“) und die Einka- nal-Empfänger Graupner „Mikroton“. Die Fortschritte in der Halbleitertechnik ermöglichten seit etwa 1965 komplett elektronisch gesteuerte Proportionalanlagen, bei denen jedes Ruder genau dem Ausschlag der Knüppelbe- wegung am Sender folgt, womit sich insbesondere Flugmodelle präzise und sicher steuern lassen. Die Proportionalanlagen sind seit ihrem Erscheinen immer weiter bis zur Computeranlage verfeinert worden, an der prinzipiellen Funktionsweise hat sich seither jedoch nichts geändert. Eine erhebliche Weiterentwicklung betrifft die Miniaturisierung der Anlagen. Während ein Fernsteuerungsempfänger von 1955 in Röhrentechnik mit zugehöriger Rudermaschine und erfor- derlichen Batterien noch etwa 300 g wog und dabei nur eine einzige Funktion steuern konnte, kann heute eine Empfangs- anlage in käuflicher Technik mit vier proportionalen Funktionen unter Verwendung eines Lipo-Akkus von 2,6 g mit 5 g realisiert werden. Dabei wiegt der Empfänger weniger als 1 g und die Ruderelemente jeweils etwa 0,35 g. Bei höherem Belastungs- bedarf bei größeren Modellen sind entsprechend stärkere und schwerere Bauelemente erforderlich. Bei den heute noch im Schiffs-, Flug- und Auto-Modellbau ver- wendeten Systemen (27; 35 bzw. 40 MHz) ist die Proportional- steuerung auf Basis einer Pulsbreitenmodulation noch immer

Standard. Für jede Übertragung von Sender zu Empfänger muss ein Kanal benutzt werden. Das ist bei den alten MHz-Bändern zum Beispiel ein kleiner 10 KHz breiter Ausschnitt aus dem ganzen 35 MHz Bereich. Ein Kanalwechsel war nur durch sog. Quarze im Sender und Empfänger möglich. Diese schwangen dann exakt auf einer dedizierten Frequenz und stellen somit die Übertragung sicher. Allerdings gab es auch Gefahren von sog. Kanal-Doppelbelegungen. Es musste also sehr genau z.B. bei ei- nem Flugtag aber auch im alltagsbetrieb genau darauf geachtet werden dass stets nur ein Kanal aktiv genutzt wird. Eine Funkfernsteuerungsanlage besteht im Prinzip immer aus einem Sender mit eigener Stromversorgung, einem Empfänger, den Rudermaschinen (Servos) und der Stromversorgung für den Empfänger und die Servos. Man unterscheidet zwischen Hand-, Pult- und Pistolen-Sendern. Mit zwei Steuerknüppeln mit je zwei Freiheitsgraden (Kreuzknüppel) lassen sich die vier wichtigsten Steuereingaben an die Steuerfunktionen des Flugmodells wei- tergeben. In der Regel sind das Höhe, Seite, Quer und Motor beim Flächenflugzeug und Nick, Roll, Yaw und Pitch beim Hub- schrauber. Weitere Funktionen können über Schalter, Dreh - oder Schieberegler aktiviert werden.  

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