9_2019

RISIKOMANAGEMENT

Risiken*

Risiken von Schweizer Gemeinden Die zwölf Städte und Gemeinden identi- fizierten jeweils zwischen 14 und 22 Ri- siken. Am häufigsten waren dieToprisi- ken strategischer Natur (fünf der zehn Risiken). Alle zwölf Verwaltungen be- trachteten «Prozesse/Strukturen» sowie «Grossprojekte» als Risiken. Diese bei- den Risiken sind miteinander verbun- den. Es mangelt oft an definierten Pro- zessen und angepassten Strukturen zur Abwicklung von Grossprojekten. Am dritthäufigsten erachtete man das Risiko «Personal» in all seinen Facetten. Die beiden letzten Risiken in der Übersicht, «Veranstaltungen» und «Beteiligungen», wurden zwar nur von fünf Gemeinden aufgeführt, können aber individuell eine grosseTragweite haben. Auch kleine Ge- meinden müssen auf Terrorakte oder andere Zwischenfälle bei Veranstaltun- gen mit grossen Menschenansammlun- gen vorbereitet sein. Beteiligungen bedrohen weniger Leib und Leben als die Finanzen. Leider binden aber Beteiligungen hohe Geldsummen auf Zeit: Hier braucht es zwingend eine seriöse Evaluation der Chancen und Risiken. Risikoanalyse als Fundament Eine erfolgreiche Standortförderung ei- ner Gemeinde erfordert ein starkes Fun- dament. Dazu ist es unabdingbar, seine Risiken zu kennen und diese aktiv anzu- gehen, um nicht plötzlich überrascht zu werden. In der Praxis gibt es heute prag- matische Risikomanagementprozesse und -instrumente, welche auch für klei- nere Gemeinden einfach anzuwenden sind. Dadurch schafft man ein gemein- sames Bild der zukünftigen Herausfor- derungen und optimiert den Ressourcen- einsatz. Durch einen Quervergleich seiner Risiken mit anderen Gemeinden erkennt man rasch seine Stärken und Schwächen oder Lücken auf dem «Risi- koradar».

Anzahl Nennungen

dem nötigen Risikobewusstsein. Zu die- sem Zweck wurde ein vierphasiger Risi- komanagementprozess eingeführt. Risikomanagementprozess Im ersten Schritt führte der Umsetzungs- partner i-Risk, ein Spinoff der ETH Zü- rich, Einzelinterviews mit den Mitglie- dern des Führungsteams durch und erarbeitete daraus die Risikoszenarien. Bei der Stadt Dübendorf umfasste dieser Risikokatalog 16Themen, welche in stra- tegische, operative und externe Risiken kategorisiert wurden. Die zweite Phase des Prozesses empfand Simon Winistörfer als besonders wert- voll. In einem gemeinsamen Workshop bewertete das Führungsteam die identi- fizierten Risikoszenarien. Dies wurde individuell und anonym mithilfe einer Bewertungssoftware vorgenommen. Be- wertet wurden Schadenausmass, Ein- trittswahrscheinlichkeit sowie der Ein- fluss auf die Reputation der Gemeinde. Die anschliessenden Diskussionen der wesentlichen Abweichungen in den Be- wertungen waren für dieTeilnehmer be- sonders lehrreich. Als Resultat ergab sich das gemeinsam erarbeitete Bild über die Priorisierung der Risiken der Prozesse/Strukturen (Dokumentation und Verantwortlichkeiten) Grossprojekte (Infrastruktur und Organisation) Personal (Fachkräfte und Schlüsselpersonen) Infrastruktur (Zustand und Normen) Elementarereignis (Versicherung und Bewältigung) IT (Verfügbarkeit und Daten) Altlasten (Rückstellungen und Grenzwerte) Raumplanung (Wohnraum und Bevölkerung) Veranstaltungen (Grossanlässe und Terror) Beteiligungen (Finanzen und Know-how) Beteiligungen Veranstaltungen Raumplanung Altlasten IT Elementarereignis Infrastruktur Personal Grossprojekte Prozesse / Strukturen

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extern operativ strategisch

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* Risiken 2018–2019 von Gemeinden/Städten mit

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* Risiken 2018–2019 von zwölf anonymisierten Schweizer Gemeinden/Städten mit 10 000–40 000 Einwohnern

Die zwölf untersuchten Städte und Gemeinden identifizierten jeweils zwischen 14 und 22 Risiken. Am häufigsten waren dieToprisiken strategischer Natur (fünf der zehn Risiken). Grafik: i-Risk

Stadt in Form einer Risikomatrix sowie die Zuteilung der Verantwortlichkeiten auf die Risikoeigner. In Schritt drei führten die Risikoeigner die bestehenden Massnahmen auf und erarbeiteten Neue zur Risikoreduktion. Der Stadtrat genehmigte anschliessend die Resultate der Risikoanalyse sowie die entsprechenden Massnahmen. In der letzten Phase sicherte die Stadt Dübendorf die Kontinuität des Prozesses und die Durchdringung der Risikoinfor- mationen in der Organisation. Für die jährliche Neubewertung der Risiken setzt Dübendorf auf eine punktuelle Un- terstützung durch den Umsetzungspart- ner. Die Risikoinformationen sowie die Massnahmen fliessen jeweils ins Quar- talscockpit ein. Vorgefundene Risiken Der am Beispiel der Stadt Dübendorf beschriebene Prozess wurde 2018 und 2019 mit Unterstützung von i-Risk in elf weiteren Städten und Gemeinden durch- geführt. Obwohl die Einwohnerzahl der untersuchten Gemeinden eine Band- breite von 10000 bis 40000 aufwies, waren die identifizierten Risiken sehr ähnlich.

Eric Montagne (links), Geschäftsführer der i-Risk GmbH Roman Boutellier, Prof. em. Innovation undTechnologiemanagement ETH Zürich und Beirat von i-Risk

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SCHWEIZER GEMEINDE 9 l 2019

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