CF_03_2020

FUNDAMENT

Gibt es Unterschiede im Ordensleben? Einige Unterschiede gibt es schon. Die Cellitinnen haben die Ordensregel des hl. Augustinus. Die Karmelitinnen zählen eigentlich zu den kontempla- tiven Orden, das heißt, wir haben strenge Gebets- vorschriften, Meditations- und Anbetungszeiten. Mit Rücksicht auf unsere Tätigkeiten teilen wir uns diese aber selbst ein. Gemeinsam mit den Cellitin- nen feiern wir die hl. Messen, die Stundengebete, den Rosenkranz und Andachten. Und spirituell? Beide Ordensgemeinschaften sehen in den Mit- menschen Jesus Christus. Daher ist uns die Ar- beit mit Menschen sehr wichtig und geht immer vor. Wenn sie so wollen: Die Arbeit an unserem Gegenüber ist auch ein Gebet. Das sehen die Cel- litinnen auch so. Als Sie vor 35 Jahren nach Deutschland kamen: Was fiel Ihnen in katholischen Gemeinden beson- ders ins Auge? Zuerst dachte ich: „Oh je, die Frauen haben hier kurze Haare und tragen Hosen wie Männer.“ Doch dann fiel mir auf, wie selbstbewusst sie auftraten und sich die Welt eroberten. Das gefiel mir. Wie werden in Indien die Schwestern für Einsätze im Ausland ausgesucht? Ich wollte zum Beispiel nach meiner Pflegeausbil- dung in die Mission nach Afrika. Doch dann sah man mich für den Einsatz in Deutschland vor. Zum Gehorsamsgelübde gehört, solche Sachen zu ak- zeptieren. Das stimmt (lacht). Es tut mir auch wirklich leid zu sehen, dass das Ordensleben in Deutschland im- mer weniger und die Gemeinden kleiner werden. Insofern bin ich froh, dass die Teresian Carmelites etwas von der Mission unseres Landes zurückge- ben können. Wobei wir auch in Indien feststellen, dass sich weniger Menschen für ein Leben als Or- denschrist entscheiden. Das liegt am zunehmen- den Wohlstand und daran, dass die Familien klei- Wobei Deutschland ja inzwischen auch Missions- gebiet ist.

ner werden. Ein Kind muss schließlich die Eltern im Alter versorgen.

Wie sehen Sie die Zukunft Ihrer Gemeinschaft in Köln? Im Moment sind die Teresian Carmelites in Köln- Longerich hauptsächlich für die Cellitinnen- Schwestern da. Das ist auch gut so. Zwei Gemein- schaften unter einem Dach: Das macht glücklich. Da merkt man: Wir sind Weltkirche! Darüber hin- aus ermuntere ich unsere Schwestern, in die Ge- meinden zu gehen, beispielsweise an Pfarrfesten oder hl. Messen außerhalb des Klosters teilzu- nehmen und dort mit den Menschen in Kontakt zu kommen. Das ist wegen der Arbeit, einige von uns arbeiten im Schichtdienst, nicht immer einfach. Ganz spontan: Was würden Sie sich von den deutschen Katholiken für ihre Kirche wünschen? Werdet fröhlicher und verharrt nicht in Strukturen! Glaube ist etwas Schönes, ein Geschenk. In deut- schen Gemeinden vermisse ich auf Veranstal- tungen und ja, auch im Gottesdienst, die Freude. „Evangelii gaudium“ – nehmt das wörtlich. (W.A.)

Schwester Dominica ist Delegationsoberin der Teresian Carmelites für Deutschland und in dieser Funktion für acht Niederlas- sungen verantwortlich, davon befinden sich vier in Einrichtungen der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria. Die Teresian Carmelites in Köln Longerich unterstützen durch Pflege und Betreuung die kranken und hochbetagten Cellitinnen-Schwestern. Außerdem übernehmen sie nach und nach notwendige Aufgaben im Kölner Mutterhaus sowie Tätigkeiten in den Krankenhäusern. Mit Blick in die weitere Zukunft wurde ver- einbart, dass die indischen Karmelitinnen auch nach der Zeit der Cellitinnen im Mut- terhaus wohnen und leben werden. So kann der Herzenswunsch der Cellitinnen verwirk- licht werden, das Mutterhaus samt Kapelle als geistlichen Ort und Kloster erhalten zu wissen.

CellitinnenForum 03 | 2020 35

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