CF_03_2020

KOMPETENZ

Herr Knoblauch, Sie als Qualitätsmanager und Leiter des Cellitinneninstituts der Seniorenhaus GmbH werben dafür, dass sich Fachkräfte in der Seniorenpflege auch mit der wissenschaftlichen Seite ihres Berufes beschäftigen – warum? Die Seniorenpflege nimmt an Komplexität zu. Wir müssen heute in den Einrichtungen auch Antworten auf Fragen finden, die nicht mehr nur etwas mit dem engeren Begriff der ‚Pflege‘ zu tun haben. Die Pfle- gewissenschaft als duales Studium für angehende Pflegefachkräfte oder als berufsbegleitendes Studi- um gibt den Mitarbeitern Kenntnisse an die Hand, individuelle Probleme im Berufsalltag in einen grö- ßeren Zusammenhang einzusortieren, mit ihnen so besser umzugehen und Lösungen zu finden. Die Schnittstellen zu anderen Wissenschaften sowie ein eigenes pflegerisches Statement sind wichtig, damit wir alle Situationen um das Thema Pflege be- herrschen - und nicht von ihnen beherrscht werden. Eine Gruppe von Mitarbeitern beschäftigt sich mit dem Thema ‚AAL- Ambient assistant living‘, also welche technischen Hilfsmittel – wie Sturzfühler in Fußleisten – benötigen wir, damit die Bewohner so lange wie möglich selbstbestimmt leben kön- nen. In der Gruppe ‚Behandlung im Voraus planen (BVP)‘ entwickeln Mitarbeiter einen wissenschaft- lich begleiteten Leitfaden, um Bewohner in Bezug auf Behandlung und Versorgung in der letzten Le- bensphase zu beraten. Dies sind nur zwei Beispie- le von Fragen, mit denen wir uns in der modernen Seniorenpflege auseinandersetzen, und für deren Beantwortung das Studium der Pflegewissenschaft weiterhilft. (A.Kn.) Was für Fragen sind das und an welchen Projek- ten arbeiten Sie gerade?

Doch auch in ‚gewöhnlichen Zeiten‘ leistet die Seniorenpflege weit mehr als nur eine gut gemeinte Versorgung älterer Menschen. Diese werden in den Seniorenhäusern gemäß ihrer persönlichen Fähigkeiten gepflegt, un- terstützt und gefördert – und zwar von speziell ausgebildeten Mitarbeitern, die nach wissenschaftlich anerkann- ten Modellen und Methoden wie bei- spielsweise der ‚erlebnisorientierten Pflege‘ nach Cora van der Kooij arbei- ten. Aus diesen Pflegemodellen hat die Seniorenhaus GmbH ihr eigenes Pflegemodell erstellt und um weitere Aspekte, wie zum Beispiel das christ- liche Menschenbild, um Fragen nach Selbstbestimmung und Kommunikati- on mit Bewohnern oder Angehörigen ergänzt. Mithilfe pflegewissenschaftli- cher Erkenntnisse werden das Modell und die Pflege- und Betreuungsstan- dards ständig hinterfragt und weiter- entwickelt.

Foto: iStock

CellitinnenForum 03 | 2020 57

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