CF_03_2020

MENSCHEN

Blinde Krankenhaus- Seelsorgerin

Seit 1. Mai 2020 ist Gemeindereferentin Beate Schultes in den vier Kölner Häusern der Stiftung tätig.

B eate Schultes ist in Köln ge- boren und seit Geburt blind. Nach dem Studium der Re- ligionspädagogik und Sozialarbeit hat sie alsGemeindereferentin gear- beitet, zuletzt im Kölner Norden. So konnte sie Beruf und Familie mit vier Kindern, die inzwischen erwachsen sind, gut vereinbaren. Kommunion- vorbereitung, Caritasarbeit sowie die Arbeit mit Flüchtlingen und Mi- granten im Stadtteil haben sie ver- stärkt beschäftigt. „Ich muss nicht alles allein ma- chen. Es gibt viele, die ihre Gaben einbringen möchten und können“, weiß sie aus ihrer 22-jährigen Tätigkeit als Seelsorgerin. Dabei sieht sie ihre Behinderung als Vor- teil: auf die Zusammenarbeit mit anderen angewiesen zu sein. Als behinderter Mensch erlebe sie oft Ausgrenzung und Pathologisie- rung, als behinderte Mitarbeite- rin in der Krankenhausseelsorge

sieht sie die Patienten und Mitarbeiter vor allem als Men- schen, die mit ihrer Krankheit und mit dem, was sie tun, in dieser Welt und

Gleichzeitig bietet ihre Behinde- rung Chancen: Sie bringt als be- hinderter Mensch viele Strategien mit, Unveränderliches zu akzep- tieren, ohne davor zu kapitulie- ren. Beate Schultes hat Freude an Begegnungen mit Menschen und ist neugierig auf ihre Geschichten. Die Christliche Botschaft vermit- telt Hoffnung in Krankheit und Tod: Sie zeigt Wege auf, konstruktiv mit Krankheit, Leid und Tod umzuge- hen. Für all dies einzustehen und für Menschen hilfreich zu deuten, ist für die erfahrene Seelsorgerin eine Kernaufgabe der zukünftigen Arbeit im Krankenhaus. (M.A.)

in Gottes Gegenwart leben. Die Mitarbeiter bringen dafür fachliche und oft auch persönliche Kompe- tenzen ein. Dies zu würdigen, sei ihr sehr wichtig. Als Seelsorgerinwill Schultes deut- lich machen, dass Leben, Krank- heit und Tod in ein größeres Gan- zes einzuordnen sind. In diesem Prozess möchte sie denen beiste- hen, die Unterstützung brauchen. Der Beistand eines Menschen, der jeden Tag mit einem nicht zu ver- bergenden Defizit sichtbar ist, ist für ein Krankenhaus sicher unge- wöhnlich. Er weist auf die Grenzen hin, die Menschen gegeben sind.

68 CellitinnenForum 03 | 2020

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