Cellitinnen-02-2024_interaktiv

einfach kompetent

einfach kompetent

Primary Nursing Ein Pflegemodellprojekt für Qualität auf akademischem Niveau.

nur in Leitungsfunktionen, sondern auch in der Pflege am Krankenbett“, konstatiert Düppengie ßer. Den konzeptionellen Rahmen des Projekts bil den zwei Grundpfeiler: Das Pflegemodell des Primary Nursing und die akademische Weiter qualifizierung in Advanced Nursing Practice beziehungsweise angewandter Pflegewissen schaft. „Wir haben uns Primary Nursing, das ursprünglich in den 1960er Jahren in den USA entwickelt wurde und das im angelsächsischen Raum weit verbreitet ist, zum Vorbild genom men“, so Düppengießer. Eine Primary Nurse ist im Rahmen einer patientenorientierten Pflege für den gesamten Pflege- und Versorgungspro zess verantwortlich. Soweit das bekannte Mo dell, das für viele Pflegekräfte durch den ganz heitlichen Ansatz sehr attraktiv ist. Akademisierung Neu am Primary Nursing-Projekt im St. Franzis kus ist nun der erweiterte Kompetenzbereich auf akademischem Niveau. Spezialisierte und be sonders qualifizierte Kräfte mit Bachelor- oder Masterabschluss in angewandter Pflegewissen schaft oder Advanced Practice Nursing erhalten Kompetenzen, die zumindest in Deutschland noch dem ärztlichen Dienst vorbehalten sind. Ein zentraler Punkt ist hier die so genannte ‚Heil kundeübertragung‘, die im Pflegekompetenz gesetz auf eine neue gesetzliche Grundlage ge stellt wird. Bislang konnten heilkundliche Aufgaben wie die Erstellung eines Insulinplans oder die chronische Wundversorgung seitens der Ärzte teilweise an die Pflege delegiert werden. „Delegation ist in der Praxis zu wenig. Was wir erreichen wollen, ist eine ständige Heilkundeübertragung von Aufga ben, die akademisch qualifizierte Kräfte machen können“, erläutert Düppengießer. Dass sich der Trend zur Akademisierung durchsetzen wird, ist seiner Einschätzung nach absehbar: „Perspekti visch könnten in ein paar Jahren 20 Prozent der

Pflegekräfte einen akademischen Abschluss ha ben.“ So jedenfalls hat es der deutsche Wissen schaftsrat zuletzt in seinen Empfehlungen an die Politik als Zielmarke vorgeben. Die Resonanz auf die Ausschreibungen zum Pri mary Nursing-Projekt war ausgesprochen posi tiv. Innerhalb von acht Wochen lagen 13 qualifi zierte Bewerbungen vor. „Wir haben die Plätze mit einer hundertprozentigen Studienförderung jeweils zur Hälfte an externe Kandidaten und ei gene Mitarbeiter vergeben“, so der Pflegedirek tor. Auch den eigenen Pflegekräften im Haus will das St. Franziskus über eine Studienförderung die persönliche Weiterentwicklung ermöglichen. Eine Altersbeschränkung für die Studienaufnah me gab es nicht. Qualitätsoffensive Drei Primary Nurses haben ihren Dienst im St. Franziskus bereits aufgenommen. Sechs wei tere Kandidatinnen sind in ein duales Studium oder in die berufsbegleitende akademische Weiterqualifizierung gestartet. Überdies wird das Modellprojekt im Rahmen einer Masterar beit evaluiert. Alle Teilnehmer sind über ‚Peer group-Treffen‘ und feste Ansprechpartner mit einander in Kontakt. Auch externes Coaching wird für die Primary Nurses zur Rollenklärung angeboten. „Bei unserem Projekt geht es mir nicht nur um Recruiting, sondern um die Qualität der Pflege“, so Düppengießer. Qualifizierte Primary Nurses entlasten die examinierten Pflegekräfte auf der Station. Sie bringen fachliche Expertise mit ei nem wissenschaftlichen Hintergrund mit, der es erlaubt, neue Erkenntnisse der Pflegewis senschaft in die Praxis zu überführen. Düppen gießer ist überzeugt: „Wir investieren in qualifi ziertes Personal und in die Qualität der Pflege.“ Über kurze Verweildauern, weniger Komplika tionen und eine Erlössicherung durch bessere Dokumentation könnte sich dies schon bald auszahlen. (I.G.)

Kick-Off- Veranstaltung im April 2024

D as Cellitinnen-Krankenhaus St. Franziskus hat im Jahr 2023 in Kooperation mit der Ka tholischen Hochschule NRW (KatHo) und der Hochschule Niederrhein ein eigenes Primary Nursing-Projekt für akademisch ausgebildete Pfle gekräfte gestartet. Ziel ist es, die Pflegequalität zu sichern und den Pflegeberuf attraktiver zu gestalten. Das Modell projekt aus dem St. Franziskus verbindet Primary Nursing mit akademischer Qualifizierung und be rufsbegleitender Weiterbildung. Das Projekt ist im Frühjahr 2024 mit einem Kick-off erfolgreich in die Praxis gestartet.

Der Pflegeberuf entwickelt sich stetig weiter. Ein Trend ist die Akademisierung der Pflege, die das Berufsfeld künftig noch interessanter macht. „Gerade besonders motivierte Pflegekräfte ha ben das Bedürfnis nach Autonomie, persönlicher Weiterentwicklung und mehr Verantwortung“, berichtet Nicolas Düppengießer. Der Pflegedi rektor im St. Franziskus stellt fest, dass heute immer mehr Pflegekräfte ein Studium anstreben und sich lebenslang weiterbilden wollen. „Was im Moment für akademisch ausgebildete Pflegefachleute jedoch fehlt, sind genügend Ein satzmöglichkeiten in der Praxis, und zwar nicht

56

57

einfach Cellitinnen 02 | 24

02 | 24 einfach Cellitinnen

Made with FlippingBook flipbook maker