Cellitinnen 3_2015

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„Wer hält denn da meine Hand?“ Über den Umgang mit demenziell veränderten Menschen in unseren Häusern

Werden in Zukunft auch demen- zielle Veränderungen unter den Begriff ‚Volkskrankheit‘ einzuord- nen sein? Unter Volkskrankheiten versteht man gemeinhin nichtepi- demische Krankheiten, die auf- grund ihrer Verbreitung und ihrer wirtschaftlichen Auswirkungen so- zial ins Gewicht fallen. Bereits heute leben in Deutschland knapp 1,5 Millionen Demenzerkrankte. Jedes Jahr treten fast 300.000 Neuer- krankungen auf. Bisher gibt es noch keine wirksamen Therapieformen, die den Verlust des Geistes nach- haltig aufhalten oder gar rückgängig machen. Bundesweit stellen sich in den Alten- und Seniorenheimen die Verantwortlichen seit Jahren auf diese Bewohnergruppe ein, in vie- len Krankenhäusern dagegen hat man noch keine Antwort auf die Frage nach dem richtigen Umgang mit diesen Patienten gefunden. Wie sieht es in den Einrichtungen der Stiftung der Cellitinnen aus? Wel- che Konzepte oder Wege greifen hier im Umgang mit demenziell veränderten, meist hochbetagten Menschen?

Kooij entwickelten ‚Mäeutischen Modells‘. Das erlebensorientierte Pflegekonzept bezieht alle Mit- arbeiter der Häuser ein – von der Pflege über den Sozial-Kulturellen Bereich, der Verwaltung bis hin zum Hausservice. Diese lernen im Austausch über ihre Erfahrungen neue Mög- lichkeiten kennen, Kontakt zu den Bewohnern herzustellen. Dabei bildet die Lebens- geschichte eine wich- tige Basis für die Arbeit mit den dementen Menschen. Sie kann Verhaltensweisen erklären oder bietet Anknüp- fungspunkte für eine vertrau- ensvolle Kontaktaufnahme. Gemeinsames Ziel ist es, den Bewohnern Nähe, Wärme und Geborgenheit zu geben, ihr emotionales Gleichgewicht zu stärken und ihnen ein positives Selbstbild zu ermöglichen. Dabei wird in den Häusern eine Pflegekultur gelebt, die aus der Sicht der Be- troffenen heraus entsteht, und so jeden Bewohner individuell berücksichtigt. Regelmäßige Be- wohnerfallbesprechungen gewähr- leisten ein schnelles Anpassen an geänderte Bedürfnisse. Wie zufrieden Demenzbetroffene sind, wird anhand eines be- sonderen Verfahrens ermittelt. Rund vier Stunden beobachtet ein Experte eine Gruppe von vier bis fünf Bewohnern, dokumentiert,

kategorisiert und wertet deren Ver- halten schließlich aus. Die Ergeb- nisse stellt er dem Pflegeteam vor, das wiederum die momentan gültige Betreu- ung des

Kontakt, Wärme und Geborgenheit

In der Seniorenhaus GmbH der Cellitinnen setzt man sich seit 15 Jahren intensiv mit dem Thema auseinander. Nach einer Probe- phase entschieden die Experten sich 2005 für die flächendeckende Einführung des von Dr. Cora van der

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