Cellitinnen 3_2015

Idee | Einsatz

auch wahrscheinlich in der Jun- genabteilung, du warst ja bei den Mädchen.“ Locker und lustig ging es zu und so manche Anekdote gaben auch die Mütter zumBesten: „Wir saßen im Morgenmantel auf der Empore und durften von dort an der Taufe unserer Kinder teil- nehmen.“ Getauft wurde nämlich an zwei Wochentagen, mittwochs und sonntags. Die Täuflinge, Va- ter, Großeltern und Paten waren herausgeputzt in der Kapelle, die Mütter auf dem ‚Logenplatz‘.

direkter Nachbarschaft zu ihrem Elternhaus in der Herderstraße lag, das Licht der Welt. Sie hatte schon als Kind Kontakt zu den Cellitinnen, denn sie brachte mit ihren Ge- schwistern Küchenabfälle für die Hühner und Schweine ins Kranken- haus. Die Kinder taten dies sehr gerne, da sie bei den Schwestern immer frisch gebackene Teilchen bekamen. Nach dem Schulabschluss, mit 15, arbeitete Käthe Muschard zu- nächst als Hauswirtschaftshilfe im St. Anna-Krankenhaus. Nach drei Jahren entschied sie sich, Kinder- krankenschwester zu werden. Zur Ausbildung ging sie nach Bonn und kehrte zwei Jahre später mit dem Abschluss in der Tasche zurück. Und wo fand sie einen Arbeitsplatz? Im St. Anna! Sie beschreibt die Ar- beit als schön, aber auch sehr hart.

Dienstbeginn war um 07:00 Uhr, Dienstende um etwa 22:00 Uhr, freie Tage waren selten, Urlaubs- tage anfangs auch. Ab und an gab es einen freien Nachmittag. Das bedeutete, dass sie um 14:00 Uhr frei hatte und um 18:00 Uhr wieder zum Dienst erscheinen musste. „Die Arbeit mit den Krabbelkindern war am schönsten“, erinnert sich die alte Dame. Während ihre Aufgabe zumeist darin bestand, die Säuglinge zu wi- ckeln, zu baden und fünfmal am Tag den Müttern zum Stillen zu bringen, war der Kontakt zu den Krabbel- kindern im ‚Kinderzimmer‘ eine willkommene Abwechslung. Hier wurden die Kinder der Mitarbeite- rinnen tagsüber betreut – heute würde man von einem Betriebs- kindergarten sprechen. Aber auch kranke Frauen konnten ihre Kinder ins Krankenhaus mitbringen, wenn sie stationär aufgenommen werden mussten. Die Mütter auf den Geburtensta- tionen verblieben früher nach der Niederkunft noch zehn Tage in der Klinik. Im Durchschnitt gab es etwa 40 Neugeborene und ihre Mütter zu versorgen. Käthe Muschard leitete die Säuglingsstation in den letzten Jahren bis zur Schließung 1975. Bis zu ihrer Pensionierung war sie dann in der Uniklinik tätig. „Ich habe mein ganzes Leben in und um St. Anna verbracht. Es war eine sehr schöne Zeit!“, freut sich die Seniorin. Von 1998 bis 2011 half Käthe Muschard ehrenamtlich am Empfang des Se- niorenhauses. 2013 zog sie dort ein, an den Ort, wo sie 1932 das Licht der Welt erblickte.

Erinnerungen

Käthe Muschard, ehemalige Kin- derkrankenschwester im St. An- na-Krankenhaus und heutige Be- wohnerin des Seniorenhauses, hat das alles hautnah miterlebt. 1932 erblickte sie im St. Anna, das in

Käthe Muschard

CellitinnenForum 3/2015 47

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