Cellitinnen 3_2015

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Mit Demenz ins Krankenhaus? Kliniken reagieren auf die zunehmende Zahl von Patienten mit Demenz

Für Patienten mit Demenz ist ein Aufenthalt im Krankenhaus eine sehr verwirrende Situation. Die Kli- niken im Verbund der Hospitalver- einigung St. Marien haben auf die steigende Zahl dieser Patien- tengruppe mit besonderen Angeboten reagiert. Sechs Mitarbeiter, die fast alle die Fortbildung ‚Dementia Care‘ gemacht haben, be- treuen das Seniorencafé. Die wöchentlich stattfindenden Treffen sind ein fester Be- standteil im Krankenhaus- alltag. Wichtige Ziele des Seniorencafés sind es, den Menschen mit großer Wert- schätzung zu begegnen, ihre Ressourcen und Fähigkeiten zu fördern und eine Atmo- sphäre zu schaffen, in der sie sich wohl und geborgen fühlen. Und so ist es selbst- verständlich, dass zwar die Nachmittage inhaltlich vor- bereitet, aber sehr flexibel gestaltet werden können, da die Patienten mit ihren Mög- lichkeiten und Wünschen die Richtschnur des Handelns sind. Die Stimmung ist sehr fröhlich, es wird viel gelacht, über die Vergangenheit erzählt, gemeinsam gespielt oder gebas- telt. Ganz wichtig ist das Singen geworden. Manche Patienten, die wenig oder gar nicht mehr spre- Seniorencafé im Heilig Geist- Krankenhaus

chen, fangen an, die Texte mit- zusingen. Vom alten Volkslied bis zu den bekannten Karnevalsliedern reicht das Repertoire.

Kathleen Heyer, Demenzbeauf- tragte der Klinik, spielt mit einer Patientengruppe von maximal vier Personen Brettspiele, malt, singt oder zeigt Filme. Die Stimmung ist

ausgelassen und es wird viel erzählt. Die Rückmel- dungen sind durchweg positiv. „Während der Zeit im Café wird deutlich, wie nötig eine sinnhafte Be- schäftigung für die Patien- ten ist. Diejenigen, die zur Teilnahmslosigkeit neigen, sind nach einer Stunde im Café aufgeweckt, haben Kontakt aufgenommen und Spaß gehabt“, erklärt Heyer. Station für Demenz- erkrankte im St. Marien- Hospital Ähnliche Erfahrungen hat man auch im St. Marien- Hospital gemacht. Seit Juni gibt es dort eine Station für Menschen mit einer demenziellen Er- krankung, die momentan noch im Probebetrieb läuft. Besondere Therapie- konzepte wie das gemein- same Kochen fördern eine wohnliche Atmosphäre und erleichtern so den De-

Demenzcafé ‚Vergissmeinnicht‘ im St. Vinzenz-Hospital Im Anschluss an den täglich statt- findenden ‚betreuten Mittagstisch‘ öffnet das Café ‚Vergissmeinnicht‘.

menzbetroffenen ihren Aufenthalt. Weiterhin betreuen ein Logopäde, ein Ergotherapeut und ein Pflege- mitarbeiter bis zu sieben Patienten am ‚betreuten Mittagstisch‘.

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