GOLF TIME 5-2016

MARTINAS ECKE

„Kopf hängen lassen“ kein Thema: Martina Eberl über ihre ganz eigene Fehler-Philosophie

MARTINA EBERL Die einstige Tour-Spielerin über ihre Erfahrungen mit Fehlern und wie man am besten damit umgeht. Leider lernt man nur aus Fehlern…

O ft habe ich mich schon gefragt, warum es erst mal „weh tun“ muss, damit man aus Erfah- rungen lernt. Im Sport wie auch im richtigen Leben natürlich. Ob ich Fehler gemacht habe, als ich auf der Tour war? Gefühlt – ständig. Aber mit Sicherheit gab es „Major-Impacts“. Mein erster Fehler war, dass ich die Profis wahnsinnig unterschätzt habe. Als erfolg- reichste Amateurin Europas Profi zu werden, die erste Frau mit Hcp von +4, dachte ich mir, ich werde den Laden schon von Anfang an aufmischen. Dem war wohl nicht so, als ich mich am Ende meiner ersten Saison 2003 auf dem 78. Rang der europäischen Rangliste wiederfand und um meine Tourkarte bangen musste.

Mein größter Fehler jedoch war, zu meiner erfolgreichsten Zeit 2007/2008 den Drang zu haben, noch besser werden zu wollen, aber mit einem anderen Trainer, mit einem ande- ren Team. Auf die Idee zu kommen, dass alles so passen würde, der Erfolg trotz- dem noch mit den gleichen Trainern und Team ausgebaut werden könnte, auf die kam ich nicht. Ich MUSSTE zu einem bekannteren Trainer in Amerika laufen und mir meinen Schwung umstellen lassen. Die

Im Nachhinein betrachtet denke ich mir, dass alles was passiert doch irgendwo einen Grund haben wird, aber trotzdem war es ein Mega- fehler. Was hat es mir gebracht? Ich motiviere meine Schüler, vor allem meine sportlich ambitio- nierten Golfer, an sich weiterzuarbeiten, sich zu vertrauen, der Erfolg wird kommen. Nicht tausend neue Dinge auszuprobieren, sondern bei einer Sache bzw. einem Vorha- ben zu bleiben. „Stick to the basics“ ist meine Philosophie bei meinem Coaching. PS: Ach ja, mittlererweile hat sich die Ansicht auch geändert: Hätte ich den Fehler damals nicht gemacht, hätte ich heute wahr- scheinlich keine wunderbare Golfschule und keine zwei fantastischen Kinder… GT

Folge? Für mich eine Katastrophe. Die Qualifying School der LPGA 2008 mit einer 80er-Runde gestar- tet zu haben, enttäuschend knapp an der Tourkarte in Amerika vor- beigerutscht zu sein, nur wegen dieses furchtbaren Fehlers, nicht auf das zu vertrauen, was ich hatte.

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