Fortbildung aktuell [ Das Journal ] 2/2018

SINNVOLLER EINSATZ VON REZEPTURARZNEIMITTELN

Sinnvoller Einsatz von Rezepturarzneimitteln Eine Aufgabe für Ärzte und Apotheker

Die Herstellung von Rezepturarz- neimitteln ist ein wichtiger Be- standteil der individuellen Thera- pie, weil Rezepturarzneimittel den therapeutischen Handlungsspiel- raum des Arztes vergrößern und in- dividuell auf die Erfordernisse der Behandlung des Patienten abge- stimmt werden können. Dennoch: Sowohl die Verordnung, als auch die Herstellung qualitativ minder- wertiger Rezepturen wird zu Recht kritisiert. Das bedeutet: Die Apo- theke muss das Arzneimittel nicht bloß nach ärztlicher Anweisung an- fertigen, sondern Verschreibungen sachverständig beurteilen, Transpa- renz für den Patienten herstellen und die Kommunikation zwischen Arzt und Apotheker verstärkt aktiv wahrnehmen. Diese Herausforde- rung sollte die Apotheke selbstbe- wusst aufnehmen. Bei Rezepturen haben Apotheker und Arzt ein gemeinsames Ziel: den Patien- ten individuell mit einem wirksamen und qualitativ hochwertigen Arzneimittel zu versorgen. Doch Missverständnisse und Kommunikationsschwierigkeiten stehen dem nicht selten imWeg. Häufig ist der unterschiedliche, kom- plementäre Blickwinkel von Arzt und Apo- theker auf die Qualität eines Rezepturarz- neimittels die Ursache. Der Arzt hat vor allem die Wirksamkeit im Blick, der Apo- theker hingegen die Qualitätsanforde- rungen, wie mikrobiologische Stabilität, Wirkstoffgehalt und das optische Erschei- nungsbild der Zubereitung (Abb. 1). Die Verantwortung, dass aus der Verordnung ein hochwertiges und sicheres Arzneimit- tel entsteht, tragen Arzt und Apotheker gemeinsam. Ziel sollte sein, dass der Apo- theker das therapeutische Konzept des Arztes möglichst sinnvoll umsetzt. Das bedeutet auch, ihn zum Beispiel darauf Das gemeinsame Ziel

Dr. Stefanie Melhorn (Eschborn) ist Mitarbeiterin des Phar- mazeutischen Laboratoriums des NRF beim DAC/NRF in der Avoxa – Mediengruppe Deutscher Apotheker GmbH. Sie arbeitet in der Redaktion des DAC/NRF-Werkes, der DAC/NRF-Informationsstelle und betreut den Rezepturen- finder auf www.dac-nrf.de.

Dr. Stefanie Melhorn

aufmerksam zu machen, wenn eine ver- ordnete Rezeptur nicht hergestellt wer- den kann und geeignete Alternativen vorzuschlagen. Der fachliche Austausch ist wichtig, um den Patienten optimal zu versorgen.

Darreichungsformen den anerkannten pharmazeutischen Regeln entsprechen. So müssen Rezepturarzneimittel nach der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) die nach der pharmazeutischen Wissenschaft erforderliche Qualität aufweisen. Gerade bei den nicht standardisierten Vorschrif- ten kommt es häufig zu Schwierigkei- ten mit der pharmazeutischen Qualität. Hierzu gehören Inkompatibilitäten zwi- schen den Bestandteilen sowie Zweifel an der Lokalverträglichkeit, der Praktika- bilität, der Haltbarkeit und der erforder- lichen Qualität einzelner Bestandteile.

Die pharmazeutische Qualität im Fokus

(Rezeptur-) Arzneimittel dürfen nach dem Arzneimittelgesetz (AMG) nur her- gestellt und zur Abgabe an den Verbrau- cher in Verkehr gebracht werden, wenn die in ihnen enthaltenen Stoffe und ihre

ABBILDUNG 1: Unterschiedliche Forderungen an Rezepturarzneimittel aus Sicht von Arzt und Apotheker.

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