Fortbildung aktuell [ Das Journal ] 2/2018

SINNVOLLER EINSATZ VON REZEPTURARZNEIMITTELN

Patienten keine voreiligen Zusagen gibt und am besten noch seine Telefonnum- mer notiert, um ihn zu benachrichtigen, wenn das Rezepturarzneimittel fertig ist. Dann kann man die Angelegenheit in Ruhe klären und muss keine Entscheidung „zwischen Tür und Angel“ erzwingen. Das betrifft auch den richtigen Zeit- punkt für die Kontaktaufnahme. Ein An- ruf während der Sprechstunde ist eine Störung im normalen Arbeitsablauf des Arztes. Entweder sitzt bereits der nächste Patient vor ihm und er muss sich den frü- heren Patienten erst wieder ins Gedächt- nis rufen oder er wird aus einer laufenden Behandlung ans Telefon geholt. Auch hier ist es ratsam, wenn man genügend Zeit hat, den Arzt um Rückruf zu bitten und auf den Anruf zu warten. Außerhalb der Sprechstunde hat man in den meisten Fällen keine Möglichkeit die Praxis zu er- reichen. In der Regel wird versucht die Angelegen- heit möglichst umgehend per Telefon zu klären. Wenn der Arzt gesprächsbereit ist, ist das die schnellste Möglichkeit fehlen- de Angaben oder Änderungen zu bespre- chen. Es kommt jedoch immer wieder vor, dass man entweder gar nicht bis zum Arzt durchgestellt wird oder dieser ohne stichhaltige Begründung auf seiner Ver- ordnung besteht. In solchen Fällen sollte das Kommunikationsmedium gewechselt werden. Die schriftliche Kommunikation per Fax hat Vorteile gegenüber der telefo- nischen. Das Schriftstück gibt der Anfrage eine andere Bedeutungsebene. Der Arzt hat die Anfrage in Schriftform vor sich und kann diese in Ruhe lesen und dann eher die Argumentation nachvollziehen. Der Nachteil der Schriftform ist, dass man TABELLE 1: Gründe für missglückte Kom- munikation zwischen den Berufsgruppen Grund: Zeitdruck Unpassender Zeitpunkt der Kontaktaufnahme Falscher Kommunikationsweg Zu häufige Kontaktaufnahme Kritik ohne konstruktive Lösungsvorschläge Kompetenzübertretung Mangelndes Verständnis der Situation des Anderen Mangelnde Wertschätzung des Anderen Persönliche Faktoren/Antipathie

RECHERCHEMÖGLICHKEITEN • Deutscher Arzneimittel-Codex/Neues Rezeptur-Formularium, Allgemeine Hin- weise, NRF-Rezepturvorschriften mit pharmazeutischen Erläuterungen, DAC-Mo- nographien, Alternative Identifizierung • DAC/NRF online (www.dac-nrf.de), Rezepturhinweise, Rezepturenfinder, Rechen- hilfen, Online-DAC/NRF-Werk • Tabellen für die Rezeptur – Plausibilitätsprüfung in der Apotheke, Eingangsprü- fung der Ausgangsstoffe, Bedenkliche Stoffe und Substanzen, Dosierung, Wirkstoff- und Grundlagenprofile, Konservierungsmittelübersicht, Aufbrauchsfrist • Internetseite der ABDA (www.abda.de), Leitlinien, Arbeitsschutz, Arzneimittelkommission • Internetseite der Gesellschaft für Dermopharmazie e.V. (GD) (www.gd-online. de), Leitlinie „Dermatologische Rezepturen“, Wirkstoffdossiers • AWMF-Leitlinien (www.awmf.org), Leitlinien medizinischer Fachgesellschaften, Therapieoptionen • Wirkstoffdossiers ABDA-Datenbank, Chemische, pharmakologische und toxikolo- gische Informationen zu Wirkstoffen

Rezepturarzneimittels verbessern, für die therapeutische Wirkung und Adhärenz des Patienten ist der Austausch hingegen schlecht. Daher soll der Austausch der Grundlage mit dem Arzt besprochen wer- den, zumindest wenn sich die Charakte- ristik des Rezepturarzneimittels dadurch ändert. 6 Sobald die Änderungen den Wirkstoff betreffen oder bei fehlender Gebrauchsanweisung muss die Rückspra- che mit dem Verordner erfolgen. Auch bei den eigenverantwortlich durchgeführten Änderungen sollte der Arzt nachträglich über die Maßnahme und den Grund dafür informiert werden, damit er die Änderun- gen übernehmen kann und es nicht zu Missverständnissen kommt. Die Kommunikation zwischen Arzt und Apotheker ist ein wichtiger Baustein bei der qualitätsgesicherten Patientenversor- gung. Leider wird sie immer noch häufig als schwierig empfunden. Gründe für missglückte Kommunikation zwischen Apotheken und Arztpraxen sind in Tabel- le 1 aufgelistet. Wenn die Rücksprache wegen eines Rezepturproblems notwendig wird, dann benötigt die Apotheke in der Regel eine sehr schnelle Rückmeldung, da der Pati- ent in absehbarer Zeit das Rezepturarz- neimittel abholen möchte. Das führt zu einer Stresssituation, die sich auch auf die Kommunikation auswirkt. Man kann diesen Stress reduzieren, indemman dem Kommunikation mit dem Arzt

Nicht alle der oben genannten The- mengebiete bedürfen, falls Optimie- rungsbedarf besteht, einer Rücksprache mit dem Verordnenden. Galenische Än- derungen, die nur die Hilfsstoffe betref- fen und keinen Einfluss auf die Wirkung des Rezepturarzneimittels haben, können von der Apotheke eigenverantwortlich durchgeführt werden. Dazu zählen zum Beispiel das Hinzufügen eines pH-Korri- gens oder Puffers, die Auswahl eines ge- eigneten Konservierungsmittels oder der Zusatz eines Stabilisators. Doch schon, wenn es um den Austausch der Grund- lage bei einem dermatologischen Rezep- turarzneimittel geht, befindet man sich in einer Grauzone. Die Grundlage eines Dermatikums hat wesentlichen Einfluss auf die Wirkung bzw. eine Eigenwirkung 6 Sie muss auf die Erkrankung, den Hauttyp und die zu behandelnde Körperregion ab- gestimmt sein. Der Austausch einer hyd- rophilen Creme gegen eine hydrophobe Salbe mag zwar die chemische, physika- lische und mikrobiologische Stabilität des BEACHTEN • Kleine galenische Änderungen an der Rezepturformel, z. B. Hilfsstoffe, können eigenverantwortlich geän- dert werden. • Schwerwiegende Änderungen müs- sen vor der Herstellung mit dem Arzt besprochen werden. • Über alle Änderungen sollte der Arzt informiert werden.

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