Fortbildung aktuell [ Das Journal ] 2/2018

DR. STEFANIE MELHORN

bewusst und für eine bestimmte Therapie sinnvoll sein. Therapieleitlinien und Dosie- rungstabellen bieten einen Anhaltspunkt für sinnvolle Therapieschemata und Do- sierungen, sie können aber Erfahrung und individuelle Betreuung kaum ersetzen. Das bedeutet natürlich nicht, dass Apo- thekenmitarbeiter unklare Therapieprin- zipien oder Konzentrationsabweichungen

ignorieren sollen. Im Rahmen der ord- nungsgemäß durchgeführten Plausibili- tätsprüfungmüssendiese Punktebeachtet und geklärt werden. Dabei ist die vorsichti- ge Rücksprache mit dem Arzt anzuraten, um die Hintergründe der Verordnung zu eruieren. Die pauschale Zurückweisung der Rezepturverordnung ist keinesfalls eine Option. Betrifft das Problem galenische

nicht sofort eine Rückmeldung bekommt und die Klärung daher länger dauert. In einem Forschungsprojekt der Uni- versität Bremen wurde die Kommunikati- on bei Arzneimittelinteraktionen mit stan- dardisierten Faxvorlagen untersucht. 7 Die Rückläuferquote lag bei knapp 70 Prozent. In DAC/NRF befinden sich Kommunikati- onshilfen in Form von zwölf Musterbriefen (Abb. 2). Diese Dokumente decken die häu- figsten Fälle der Rücksprachen in Bezug auf Rezepturarzneimittel ab. Sie dienen nicht nur der Information des Arztes, sondern auch der Dokumentation des Problems, und sie bieten zudem noch Raum für mög- liche Lösungsvorschläge. Damit der Arzt seine Entscheidung dokumentieren kann, enthalten die Musterbriefe auch ein Feld, in das der Arzt seine Argumentation, eige- ne Vorschläge, seine Zustimmung oder an- dere Stellungnahmen schriftlich eintragen kann. Die Dokumentation der Kommunika- tion verhindert, dass man zu identischen Rezepturformeln mehrfach anfragt und sie dient als Beleg für das Ergebnis sowohl in der Arztpraxis als auch in der Apotheke. Die zu häufige Kontaktaufnahme mit der Praxis, auch in weniger gravierenden Fäl- len, kann dazu führen, dass die schwer- wiegenden Probleme nicht mehr beachtet werden. Daher sollte man vor jeder Rück- frage entscheiden, ob das Problem eigen- verantwortlich in der Apotheke zu lösen ist. Eine Optimierung des Rezepturarznei- mittels ist häufig nicht nötig, wenn man die Haltbarkeit entsprechend begrenzt. Die reine Kritik an der ausgestellten Verordnung ist wenig nützlich. Konstruk- tive Lösungsvorschläge sollten das thera- peutische Konzept des Arztes aufgreifen und unterstützen. Dabei ist es sinnvoll auch auf die Vorteile der modifizierten Rezepturformel hinzuweisen, z. B. dass sie günstiger ist oder die Aufbrauchsfrist ver- längert werden kann. Kritisch wird die Kommunikation be- sonders dann, wenn sie die Kompetenz des Gesprächspartners berührt. 8 Greift eine Apotheke in die Therapie ein, wird dies als Überschreitung der Kompetenz wahrge- nommen und eine zielführende Kommu- nikation erschwert oder gar unmöglich gemacht. Hier ist Fingerspitzengefühl ge- fragt. Unter- oder Überschreitung der the- rapeutischen Konzentration eines Wirk- stoffes können dem Arzt beispielsweise

ABBILDUNG 2: Kommunikationsvordruck aus DAC/NRF

Anschrift der Apotheke / Ansprechpartner

Anschrift des verschreibenden Arztes

Datum

Rezepturrückfrage wegen Unklarheit: Behebung eines pharmazeutischen Qualitätsmangels durch Modifikation bzw. Alternative Sehr geehrte Frau / Sehr geehrter Herr ............................................................................................ , Ihre Rezepturanforderung (Anlage) für Frau / Herrn........................................................................ (Name des Patienten) lässt sich nicht ohne Weiteres nach den anerkannten pharmazeutischen Regeln stabil herstellen. Es kommt zu Unverträglichkeiten mit unzulässiger Qualitätsminderung. € Wirkstoff / Konservierungsstoff ................................................................................... fällt aus. € Phasentrennung tritt auf. € Zubereitung verfärbt sich. € Wirkstoff zersetzt sich rasch. € Zubereitung ist unzureichend konserviert und mikrobiell anfällig. Mit der Bitte um Ihr Einverständnis schlage ich folgende galenische Modifikation bzw. Alternative vor:

Für Rückfragen stehe ich gern zur Verfügung und verbleibe mit freundlichen Grüßen

(Apothekerin / Apotheker)

Anlage: Rezeptkopie

Stellungnahme des verschreibenden Arztes

(Datum/Signum)

Feststellung des verantwortlichen Apothekers für die Dokumentation

(Datum/Signum)

AKWL Fortbildung Aktuell – Das Journal / 17

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