Fortbildung aktuell [ Das Journal ] 2/2018

QUALITÄT VON HALBFESTEN ZUBEREITUNGEN UND KAPSELN

Feuchte) und zwei Wochen nach der Her- stellung mikroskopisch untersucht. Alle drei Rezepturen wiesen zu viele bzw. zu große Kristalle auf, wie in Abbil- dung 2 im Vergleich zu Abbildung 1 klar erkennbar ist. Vor diesem Hintergrund sollte die Hy- drophile Metronidazol-Creme 1 % (NRF 11.91.) möglichst keinen Temperatur- schwankungen ausgesetzt werden. Die Apotheke sollte den Patienten bei der Ab- gabe der Creme darüber informieren und diesen zusätzlich auf die richtige Lagerung der Creme hinweisen. Zum Beispiel sollte die Creme auch nicht übermäßiger Hit- ze durch Heizungen oder durch direkte Sonneneinstrahlung auf der Fensterbank ausgesetzt werden. Ebenso sollte bei hei- ßen Außentemperaturen im Sommer auf eine gleichmäßige Temperatur der Creme geachtet werden. Hierzu könnten Kühlta- schen oder Isolationsbeutel eine mögliche Hilfe darstellen. Weitere halbfeste Zubereitungen, die empfindlich auf falsche Lagerungsbedin- gungen oder Temperaturschwankungen reagieren, sind Harnstoff-haltige Rezeptu- ren sowie Zubereitungenmit einemhohen Wasseranteil. Hier sind oft Entmischungen zu beobachten, weshalb auch in diesen Fällen Patienten auf die korrekte Lagerung hingewiesen werden sollten.

vorübergehender Kühlschranklagerung oder Erwärmung des Ansatzes im Zuge der Herstellung mit elektrischen Herstellungs- systemen eine Umkristallisation des Wirk- stoffs verursachen können, was letztlich zu verstärktem Kristallwachstum führt. Der negative Temperatureinfluss kann sich aber auch bei Überschreitung der Außen- temperatur über 30°C während des Trans- ports der Metronidazol-Creme bemerkbar machen. Dies konnte anhand eines tempera- turkontrollierten Probenversandes nach- gewiesen werden, der dankenswerter Weise von einer norddeutschen Apotheke, in Absprache mit dem ZL, an einem heißen Sommertag durchgeführt wurde. Drei im ZL angefertigte Muster an Hydrophile Metronidazol-Creme 1 % (NRF 11.91.) wurden an einem heißen Som- mertag (Umgebungstemperatur > 30 °C) versehen mit einem Temperaturlogger, der die Umgebungstemperatur während des gesamten Transportes erfasste, an die Apotheke gesandt. Die Apotheke schick- te das Paket am nächsten Tag wieder an das ZL zurück. Während dieses Zeitraums schwankte die Außentemperatur zwi- schen 18 und 33 °C. Die Zubereitungen wurden nach der Ankunft im ZL im Kli- maschrank unter standardisierten Bedin- gungen gelagert (25 °C und 60 % relative

in der Grundlage empfohlenen geräte- spezifischen Rührparameter des Her- stellers unbedingt einzuhalten. • das Sandwichverfahren richtig anzuwenden. • bei extrem niedrig dosierten Zuberei- tungen mit geringem Wirkstoffanteil im Zweifelsfall auf die herkömmliche Herstellungsmethode mit Fantaschale und Pistill auszuweichen. Werden diese Empfehlungen befolgt, so kann unter Anwendung von elektrischen Herstellungssystemen eine der Handher- stellung mit Fantaschale/Pistill vergleich- bare Rezepturqualität erzielt werden. Wie die nachfolgenden Erkenntnisse aus kürzlich durchgeführten ZL-Unter- suchungen jedoch zeigen, muss es nicht immer an einem Apothekenfehler liegen, wenn die gewünschte galenische Beschaf- fenheit nicht gegeben ist oder der Wirk- stoff nicht ausreichend dosiert ist.

Einfluss von Stabilitätsfaktoren auf die Rezepturqualität

Ein Beispiel für halbfeste Zubereitungen, die sehr empfindlich auf Temperatur- schwankungen reagieren sind Metroni- dazol-Cremes. Sie sind dafür bekannt, dass Temperaturschwankungen infolge

ABBILDUNG 1: Hydrophile Metronidazol-Creme 1 % (NRF 11.91) zum Startzeitpunkt mit nicht sichtbaren Kristallen. Die weißen Kreise stellen Luftblasen dar.

ABBILDUNG 2: Hydrophile Metronidazol-Creme 1 % (NRF 11.91) nach zwei Wochen mit sichtbaren Kristallen (gelbe Partikel).

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