Cellitinnen 2_2018

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Ein Beruf mit Perspektive Karrierechancen werden unterschätzt

Menschen wichtig ist, sind in der Altenpflege richtig.

Frau Kauffmann, was ist denn dran an den Vorwürfen der schlechten Arbeitsbedingungen? Aus der Sicht vieler Mitarbeiter liegt das Problem nicht in der Bezahlung der Pflegekräfte in den Kliniken. In der Altenpflege hofft man allerdings seit Jahren auf Anpassungen. Da müssen die Kostenträger, also die Pflegeversicherungen dringend nachbessern. Worüber sich die Mitarbeiter mehr aufregen, ist der knappe Stellenbesetzungsplan. Politik und Tarifpartner sind an die- ser Stelle dringend gefordert. Die Geschäftsführer und Pflegedirek- toren würden gerne mehr Mitarbei- ter einstellen, doch die finanziellen Mittel lassen das nicht zu. Wäre die Situation entspannter, hätte der Be- ruf auch ein besseres Image. Wie gehen Sie in den Einrichtungen mit den knappen Ressourcen an Geld, Stellen und Fachkräften um? Kauffmann: In den Kliniken setzen wir uns beispielsweise mit dem Thema ‚Skillmix‘ auseinander: Um auf den Stationen eine gute Patien- tenversorgung zu gewährleisten, wird geprüft, wer dort welche Arbei- ten übernimmt, um die Pflegekräf- te zu entlasten. In einigen Kliniken haben wir das System der ‚Prima- ry Nurse‘ eingeführt. Jede Pflege- fachkraft ist für eine bestimmte Anzahl an Patienten verantwort- lich. Sie entwickelt den Pflegeplan,

(v. li.) Almut Behrens, Katharina Finke und Angela Kauffmann

Bereits heute seien 15.000 Pfle- gestellen im Krankenhaus nicht besetzt, gab vor einigen Wochen der Hauptgeschäftsführer der Deut- schen Krankenhausgesellschaft, Georg Baum, bekannt. Im Durch- schnitt dauert es fünf Monate, eine offene Pflegestelle in Kliniken oder Seniorenhäusern zu besetzen. Man muss schon Besonderes bieten, um geeignete Kräfte zu bekommen. Das CellitinnenForum sprach mit Angela Kauffmann und Katharina Finke, beide aus der Strategischen Personalentwicklung der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria, und Almut Behrens, Leiterin des Perso- nalmanagements der Seniorenhaus GmbH der Cellitinnen zur hl. Maria. Frau Behrens, der viel zitierte Pfle- genotstand ist in der Altenpflege noch gravierender als in den Klini- ken. Wie kommt das?

Zum einen hat die Altenpflege ein Imageproblem, mehr noch als die Gesundheits- und Krankenpflege. Schlechte Bezahlung, unsägliche Arbeitsbedingungen – wir kennen die Vorurteile. Zum anderen kom- men junge Menschen kaum mit unseremBeruf in Berührung, sofern sie nicht ein Praktikum oder Frei- williges Soziales Jahr (FSJ) machen oder Verwandte in einer Einrichtung haben. Bis vor einigen Jahren hat- ten wir viele Zivildienstleistende, die über diesen Weg einen Zugang zur Altenpflege bekamen. Die FSJler fangen die ‚Zivis‘ nicht auf. Ich ver- spreche mir Einiges von der neu- en Ausbildungsordnung. Ab 2020 werden alle Pflegeschüler nach demselben Lehrplan ausgebildet. Viele werden überrascht sein, wie vielseitig und anspruchsvoll die Al- tenpflege ist. Besonders diejenigen, denen die soziale Bindung zu den

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CellitinnenForum 2/2018

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