Cellitinnen 2_2018

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‚Der Pflege eine Stimme geben‘ Eine Buchempfehlung

Schwester Anke und Pfleger Bo- ris – warum ist es eigentlich schwie- rig und fühlt sich für Pflegende komisch an, mit Nachnamen an- gesprochen zu werden? Ist es doch für keinen anderen Beruf der Welt ein Problem. Sind wir alle Brüder und Schwestern oder üben wir eine Profession aus, empathisch, evi- denzbasiert, gesundheitserhaltend und -fördernd?

geeinrichtungen und Kliniken be- richtet. Die Partei- en haben sich im Wahlkampf dem Notstand der Pfle-

Bernice Buresh, Profes- sorin für Journalismus an der Boston Univer- sity, und Suzanne Gor- don, Journalistin und Assis-

tenzprofessorin an der School of Nursing/McGill University in Mas- sachusetts, gingen der Frage nach, warum sich Mitarbeiter in Pflege- berufen in der Öffentlichkeit nicht oder zu wenig präsentieren und es zulassen, dass andere über sie sprechen. Durch zahlreiche Inter- views, Erzählungen und Beobach- tungen haben sie ihre Recherchen in einem Buch zusammengefasst und bewertet. Sie scheinen den Nerv unseres Berufsstandes getrof- fen zu haben, denn nicht nur in den USA, auch in Europa luden Kran- kenpflegeschulen die Autorinnen ein, den Schülern Selbstmarketing näher zu bringen. Verwundert las ich, dass meine Be- rufsgruppe weltweit die gleichen Verhaltensmuster an den Tag legt. Beispielsweise lassen wir es zu, dass die Medien über uns reden, aber nicht mit uns. Wir tauchen fast ausschließlich im Sensationsjourna- lismus auf. Schnell identifiziert man den Schuldigen, diskutiert aber keine Lösungen. Warum feiern wir nicht, wenn wir einem Menschen das Leben gerettet haben? War- um sind wir nicht stolz auf unser Wissen und unsere Kompetenz? In den letzten Monaten wurde so viel wie selten zuvor über die Um- stände und Zustände in Altenpfle-

geberufe angenommen, und das hoffentlich nicht nur als plakative Floskel. In Fernsehdiskussionen ka- men Pflegende zu Wort, für mich waren ihre Aussagen leider weder repräsentativ noch zielführend. Zu hören waren Sätze wie „Ich bin nicht dazu da, ihren Hintern abzu- putzen, sondern ihren Hintern zu retten“, damit verhelfen wir uns zu keinem positiven Ansehen und ma- chen den Beruf auch nicht attraktiv für die junge Generation. Nachdem ich das Buch gelesen habe, bin ich als Pflegekraft und Pflegedirektorin mehr als zuvor ermutigt, unserer Berufsgruppe zu einem Selbstbewusstsein zu verhelfen, das die Professionali- tät deutlich herausstellt. Die bei- den Journalistinnen geben hierzu wertvolle Tipps. In den nächsten Jahren mögen die Ressourcen für gute Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen vielleicht ver- bessert werden, doch fehlen uns dann mehr denn je die notwendigen helfenden und kompetenten Hän- de. Dieses Buch kann uns weiter- helfen, Nachwuchs zu finden und zu fördern, lesen Sie doch mal rein.

Der Pflege eine Stimme geben Verlag Hogrefe ISBN-10: 3456842201 39,95 Euro

Susanne Krey Pflegedirektorin

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