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TRINKWASSER

und Luino (Italien) eine Studie zur Über- wachung, Planung und Bewirtschaftung der lokalenWasserressourcen ausarbei- ten. Diese Studie bildete die Grundlage für den Wasserversorgungsplan von Malcantone (PCAI-MAL), der 2006 vom Staatsrat verabschiedet wurde. Aus der Studie ging hervor, dass der lokale Grundwasserleiter nicht nur die Gemein- den Sessa, Monteggio und Luino versor- gen, sondern auch den künftigen Bedarf von Astano decken kann. Und es zeigte sich, dass die wirtschaftlich sinnvollste Lösung derWasserprobleme vonAstano in der Vernetzung der Wasserversor- gungen von Astano und Sessa bestand. So wurde die Konzession für die Was- serentnahme für die Gemeinden Sessa undAstano von 600 l/min auf 1000 l/min erhöht, und die beiden Gemeinden un- terzeichneten eine Vereinbarung über für Fassungen sind nicht oder kaum mehr verfügbar. Um in Zukunft den ausreichenden Schutz der Trinkwasser- fassungen und die Versorgungssicher- heit sicherzustellen, werden die Was- serversorger und damit auch die Ge- meinden stark gefordert. Denn zusätzlich zur Problematik der Nut- zungskonflikte werden in Zukunft auch Herausforderungen infolge des Klima- wandels, also derTrockenheit und neuer Bedürfnisse lokal und regional stark ansteigen. Eine Lösung dieser Heraus- forderungen ist heute innerhalb der Gemeindegrenzen und mit bisherigen Ansätzen oft nicht mehr möglich. Es braucht daher dringend regionale Be- trachtungen desWasserdargebotes, der Wasserqualität und der Nachfrage. Eine gesetzlich geforderte Planung undWei- terentwicklung der regionalenTrinkwas- serversorgung – analog wie sie für die Siedlungsentwässerung schon seit Jah- ren besteht – ist jetzt dringend nötig, bevor wir auch noch die letzten Hand- lungsoptionen verlieren. Was werfen Sie den Gemeinden vor? Olschewski: In vielen Gemeinden wurde dem vorsorglichenTrinkwasser- schutz sowohl auf der Ebene der Raum- planung als auch im Vollzug zu wenig Priorität eingeräumt. Oft wurden die Schutzzonen nur provisorisch oder nicht gemäss gesetzlichen Vorgaben ausgeschieden und die Einhaltung der Auflagen zu wenig streng eingefordert. In der Folge nahm die Gefährdung durch Siedlungs- undVerkehrsanlagen

den Bau und das Miteigentum an den Bauwerken von öffentlichem Interesse. Alle Bauwerke (Entsäuerungsanlagen, Rohrleitungen, Reservoire, Pumpstatio- nen) wurden auf die Bedürfnisse der beiden Gemeinden in den nächsten 50 Jahren ausgelegt. 2009 wurde das neue Aquädukt imWert von zwei Millio- nen Franken eingeweiht. Der Kanton steuerte im Rahmen der LApprI-Subven- tion 800000 Franken bei. Die vier Gemeinden St-Gingolph, Port-Valais, Vouvry undVionnaz im Kan- tonWallis haben vor Kurzem ein Projekt zur Verbindung der vier Wasserversor- gungen gestartet, um die Versorgungs- sicherheit zu verbessern. Dazu wurde eine Studie erarbeitet, die die Potenziale Romandie: gemeinsam für eine verbesserteVersorgungssicherheit oder aus der Landwirtschaft zu. Die Trinkwasserversorgung muss von der Gemeinde wieder als eine strategische Kernaufgabe von hoher Priorität behan- delt werden. Sie war zu lange einfach selbstverständlich. Und wie stellt sich der SVGW zur 2018 eingereichtenTrinkwasser- initiative (TWI), die Direktzahlungen und Subventionen nur noch an Landwirtschaftsbetriebe ausrichten will, welche die Biodiversität erhalten, keine Pestizide einsetzen, auf den prophylaktischen Einsatz von Antibiotika verzichten und nur so vieleTiere halten, wie ohne Futtermittelimporte ernährt werden können? All dies mit dem Ziel, sauberesTrinkwasser zu garantieren. Olschewski: Als Fachverband derTrink- wasserversorger sieht der SVGW gros- sen Handlungsbedarf im verstärkten vorsorglichen Schutz der Trinkwasser- ressourcen. Die neuesten Befunde von Fungizidabbauprodukten im Grund- undTrinkwasser bestärken unsere For- derungen. Von daher unterstützt der SVGW das Ziel der TWI, den Ressour- censchutz klar zu stärken. Zur Errei- chung dieses Zieles schlägt der SVGW aber andere, spezifischere Massnah- men vor, als Teil eines Gegenvorschla- ges. Im Herbst 2019 wird sich die Politik erneut mit derTWI und dem Gegenvor- schlag befassen. Der SVGW-Vorstand wird sich danach konkreter zurTWI äus- sern. Denise Lachat

Das Reservoir in Costa (TI) istTeil der ge- meindeübergreifenden Infrastruktur für die Trinkwasserversorgung. Bild: zvg.

deren Region mit sauberemWasser ver- sorgt werden kann. 2002 liessen die Nachbargemeinden Sessa, Monteggio

Der Schweizerische Verein des Gas- undWasserfaches fordert regionale Planungspflicht

Herr Olschewski, Sie stellen in der «Schweizer Gemeinde» verschiedene André Olschewski, Leiter BereichWasser des Schweizerischen Vereins des Gas- und Wasserfaches (SVGW). Bild: zvg. versorgung vor. Ihr Verband möchte aber mehr: Die regionaleWasser- versorgungsplanung soll nicht mehr freiwillig erfolgen, sondern gesetzlich vorgeschrieben sein.Warum? André Olschewski: Für die Wasserver- sorger wird es immer schwieriger, ge- nügend sauberesTrinkwasser zu gewin- nen. In den vergangenen Jahren wurde der gesetzlich geforderte Schutz der Trinkwasserversorgung in vielen Regi- onen nicht ausreichend konsequent umgesetzt. In der Folge entstanden bei vielen Fassungen grosse Nutzungskon- flikte, zum Beispiel durch Siedlungen oder Landwirtschaft. Ersatzstandorte gelungene Beispiele regionaler Lösungen für dieTrinkwasser-

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SCHWEIZER GEMEINDE 7/8 l 2019

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