Fortbildung aktuell [Das Journal] 2/2017

VERENA ARZBACH

der Hosentasche angewärmt werden. Bei Babys und Kleinkindern zieht man am besten das Ohrläppchen nach unten und zurück. Auch hier sollte man darauf ach- ten, mit dem Tropfer nicht das Ohr des Kindes zu berühren. Vor der Anwendung von Nasentropfen sollten die Eltern dem Kind immer die Nase putzen. Bei Säuglin- gen sollte das Sekret mit einem speziellen Nasensekretsauger abgesaugt werden. Klassisches Inhalieren über einer Schüssel mit heißen Dämpfen unter einem Hand- tuch, wie es viele Erwachsene bei Erkäl- tungen anwenden, ist für Säuglinge und kleine Kinder nicht geeignet. Das heiße Wasser kann zu Verbrühungen führen. Außerdem sind die meisten, bei grippa- len Infekten eingesetzten ätherischen Öle, insbesondere Eukalyptus- und Thy- mianöl sowie Menthol und Kampfer, für Babys und Kleinkinder nicht geeignet. Sie können im schlimmsten Fall einen Laryn- gospasmus, einen Krampf des Kehlkopfes, auslösen. Salben mit ätherischen Ölen oder Kinder-Inhalate sollten auch nicht direkt auf die Haut aufgetragen, sondern sparsam nur auf der Kleidung oder Bett- wäsche angewendet werden. Für Säug- linge gibt es auch spezielle Dampfinha- latoren mit kindgerechten Nase- oder Mundstücken sowie spezielle Düsen- oder Ultraschallvernebler, die etwa bei kleinen Asthma-Patienten eingesetzt werden. Tabletten, Kapseln oder Dragees eignen sich nur bedingt für Kinder, denn diese ha- ben häufig Schwierigkeiten, sie zu schlu- cken. Dennoch lässt sich die Einnahme fes- ter Arzneiformen nicht immer umgehen. Falls möglich und beim jeweiligen Arznei- stoff erlaubt, kann die Tablette zerkleinert beziehungsweise die Kapsel geöffnet und dann beispielsweise in Brei oder Apfelmus eingerührt werden. Die Eltern müssen dabei natürlich darauf achten, dass das Kind die ganze Portion isst und so die rich- tige Dosis aufnimmt. Muss die Tablette oder Kapsel auf jeden Fall im Ganzen ge- schluckt werden, hilft bei älteren Kindern folgende Technik: Das Kind nimmt das Medikament und einen Schluck Wasser in den Mund, beugt den Kopf nach vorne Inhalation Feste Arzneiformen

werden, da sie die Wirksamkeit beein- trächtigen können. Soll das Kind eine halbe Dosis bekommen, sollte das Zäpfchen der Länge nach geteilt werden, am besten mit einem sauberen, angewärmten Messer.

sind geringer als in diesen Lebensmitteln. Pflanzliche Kinderarzneimittel sind also, auch wenn sie Alkohol enthalten, in alters- gerechter Dosierung für Kinder sicher. Laut ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände besteht ein Gesund- heitsrisiko für Kinder erst bei mehr als 0,5 g Alkohol pro Einzeldosis. Lassen Eltern sich in der Apotheke dennoch nicht über- zeugen, gibt es in vielen Indikationen auch komplett alkoholfreie Alternativen. Suppositorien haben als klassische Arz- neimittel für Kinder viele Vorteile (Abbil- dung 2). Der Wirkstoff gelangt unter Um- gehung desMagens schnell in die Blutbahn und kann auch bei Übelkeit und Erbrechen oder bei Schluckbeschwerden verabreicht werden. Doch auch die Applikation von Zäpfchen ist nicht immer problemlos. Der Apotheker sollte den Eltern raten, das Kind am besten seitlich hinzulegen, die Beine zum Bauch hin angewinkelt. Das Zäpfchen sollte dann mit der stumpfen Seite voran eingeführt werden, dann gleitet es nicht so leicht wieder heraus. Nach der Verab- reichung sollten die Pobacken des Kindes sanft zusammengedrückt werden. Damit das Suppositorium besser glei- tet, kann es auch kurz in warmes Was- ser getaucht oder in den Handflächen erwärmt werden. Creme, Salbe oder Öl sollten nicht als Gleitmittel verwendet Suppositorien

Auge, Ohr und Nase

Einem Kind Augentropfen oder -salbe zu verabreichen, kann für Mutter oder Vater zu einer großen Herausforderung werden. Das Kind sollte auf dem Rücken liegen, das Unterlid sollte vorsichtig heruntergezogen und dann ein Tropfen in den Bindehaut- sack getropft werden. Die Tropfspitze der Flasche sollte das Auge dabei nicht berüh- ren. Nach der Applikation sollte das Kind die Augen möglichst etwa eine Minute lang geschlossen halten, damit sich der Wirkstoff im Auge verteilen kann. Gelingt diese „normale“ Gabe von Augen- tropfen nicht, gibt es die Möglichkeit, die Tropfen über das geschlossene Auge zu ap- plizieren. Bei der sogenannten kanthalen Applikation liegt das Kind auf dem Rücken, der Kopf nicht auf einem Kissen. Der Trop- fen wird dann bei geschlossenem Auge in den inneren Lidwinkel getropft. Öffnet das Kind anschließend die Augen, gelangt der Tropfen automatisch hinein. Bei der Anwendung von Ohrentrop- fen ist vor allem darauf zu achten, dass diese nicht kalt in das Ohr getropft wer- den, was sehr unangenehm sein kann. Die Flasche sollte vorher in der Hand oder in

ABBILDUNG 2: Zäpfchen sind klassische Arzneimittel für Kinder.

Foto: Heike Rau – Fotolia.com

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