Fortbildung aktuell [Das Journal] 2/2017

LAGERUNG UND IHR EINFLUSS AUF DIE WIRKSAMKEIT

TABELLE 2: Stabilitätskategorien zur Lagerung von Arzneimitteln in Dosiersystemen des Specialist Pharmacy Service England (CA compliance aid: Dosiersystem); grün: ge- eignet für ein Dosiersystem, gelb: keine Daten zur Stabilität verfügbar, allerdings gibt es keine theoretischen Bedenken zur Lagerung in Dosiersystemen, rot: nicht geeignet für ein Dosiersystem

Blister geschluckt haben und es zur Perfo- rationen im Magen-Darm-Trakt kam. Auf eventuell erforderlichen Lichtschutz ist zu achten. Andere Dosiersysteme erlauben das Stellen mit der original zugelassenen, schutzenden Verpackung, wie z. B. der Meditimer®. Arzneidosetten sind weitverbreitet im Ge- brauch, um Patienten bei der Einnahme ihrer Medikation zu unterstützen. Gerade im Bezug auf Adhärenzverbesserung sind sie nicht zu unterschätzen. In Studien wur- de gezeigt, dass sich Therapien unter dem Gebrauch von Dispensern maßgeblich verbesserten. Allerdings sollte immer wie- der betont werden, dass es nur begrenzte Daten über die Stabilität von Arzneimit- teln gibt, die aus ihrer Originalverpackung ausgeblistert und in ein Dosiersystem überführt worden sind. Grundsätzlich eigenen sich nur fes- te, oral zu verabreichende Medikamente für eine Arzneidosette. Arzneimittel, wie Salben, Cremes, Tropfen, Pulver-/Granu- latbeutel, Brause- und Schmelztabletten, im Kühlschrank aufzubewahrende Arznei- mittel, oxidations-, luftfeuchtigkeits- oder lichtempfindliche Arzneimittel, Bedarfs- Medikamente, Zytostatika, Hormone, Be- täubungsmittel, Pflaster, Biologica und Biosimilars u.a., sind dafür nicht geeignet. Der Anteil der nicht verblisterungsfähigen Arzneimittel liegt zwischen 30 und 60 Prozent. Die United Kingdom Medicine Infor- mation (UKMI) gibt klinische Informati- onen und Empfehlungen über die Stabi- lität von Arzneimitteln zur Lagerung in Dosiersystemen auf der Webseite der Specialist Pharmacy Service der NHS (Na- tional Health Service England). Es werden Empfehlungen über die Eignung fester oraler Arzneiformen für Dosiersysteme gemacht, die auf physikalisch-chemische Stabilität der Arzneimittel und auf Anga- ben und Daten der Hersteller, falls sie exis- tieren, beruhen. Die Arzneimittel werden bezüglich ihrer Stabilität zur Lagerung in Dosiersystemen in drei Kategorien einge- teilt (s. Tabelle 2) Auch in Australien wurden Guidelines entwickelt, was keinesfalls in Blister oder Dispenser umgepackt werden sollte. Da die Datenlage zur Stabilität von Arzneimit- teln inDosiersystemen sehr klein ist, sollte Was gehört nicht in die Arzneidispenser?

1. Stability data indicates that the drug is suitable for MCAs and there are no theoretical concerns with the product. 2. No stability data is available, but manufacturer suggests it is suitable for use in CAs. 1. Stability data is available in an alternative container (not CAs) that may be extrapola- ted to support storage in CAs. 2. No stability data is available, the manufacturer does not, or cannot recommend use in CAs but there are no theoretical concerns with the product. 3. No stability data is available. There are theoretical concerns with use in CAs, which may be mitigated by risk minimisation. 1. Stability data indicates that the drug is not suitable for CAs. 2. Drug is not suitable for CAs due to theoretical reasons that cannot be mitigated.

Green

Amber

Red

(z. B. weil sich Arzneimittel, wie Tropfen, Zäpfchen, Inhalatoren etc. nicht für eine Arzneidosette eignen), durch potentieller Verwirrung, oder Vergessen zu Adhärenz- problemen kommen. Identifikation der dispensierten Me- dikation: Durch Umverpackung der Me- dikation in ein Dosiersystem, ist auch im Kontext der Rabattverträge nicht immer ersichtlich, um welche Tabletten es sich im Dosiersystem handelt. Bei Wechsel der Medikation, kann es dann schwierig sein, die dispensierten Tabletten, die auszu- wechseln sind zu erkennen. Kindersichere Lagerung des Dispen- sers muss immer vorausgesetzt werden. Weitere praktische Tipps, Beratungs- hinweise und Anleitungen zur Aufbewah- rung und Handhabung der verschiedenen Arzneiformen bietet das Buch „Arznei- formen richtig anwenden“ von Wolfgang Kircher. Der Beratungsaspekt zur Lagerung von Arzneimitteln wird in der Apotheke noch meist sehr stiefmütterlich behandelt. Bei fast jedem Beratungsgespräch könnte kurz über die Art der Lagerung der Arznei- mittel des Patienten eingegangen werden. Gerade Apotheker und PTA haben hier durch die ABDA Datenbank eine schnell verfügbare Hilfe, um Besonderheiten der Lagerung anzusprechen. Fragen, wie: „Wo lagern sie Ihre Arzneimittel?“, „Benutzen Sie eine Arzneidosette und wenn ja wel- che?“, Wo lagern Sie diese Dosette?“ kön- nen bei der Arzneimittelabgabe gestellt „Was kann ich ab morgen umsetzen?“

man sich bei Unklarheiten direkt beim je- weiligen Hersteller über die Stabilität des Präparates informieren. Die Beratung des Patienten über die Notwendigkeit eines Dosiersystems und den korrekten Um- gang damit kann im Abschlussgespräch einer Medikationsanalyse erfolgen. Folgende Punkte tragen zur mikrobio- logischen, physikalischen und chemischen Stabilität bei und sollten besprochen werden: · Das Arzneimittel sollte mit frisch gewa- schenen Händen entnommen werden · Das Dosiersystem sollte dunkel, kühl und trocken gelagert werden · Nur die Ration des jeweiligen Einnahme- zeitpunktes entnehmen, das Dosiersys- tem unmittelbar danach wieder in den Schrank stellen · Regelmäßige Reinigung und Trocknung des Dosiersystems Potentielle Interaktionen: Wenn mehrere Tabletten zusammen in einem Fach eines Dispensers liegen, kann es zu Interaktio- nen kommen. In einer Studie wurden die Effekte untersucht, die auftreten, wenn Atenolol und ASS Tabletten in einem Fach zusammen gelagert werden. Sowohl bei ASS, wie auch bei den Atenolol-Tabletten wurde eine Verhärtung der Tabletten fest- gestellt. Unter erhöhter Zufuhr von Luft- feuchtigkeit kam es auch zu Veränderun- gen im Aussehen. Adhärenz: Obwohl Dosiersysteme ge- rade die Adhärenz steigern sollen, kann es wenn noch andere Systeme vom Patien- ten neben demDispenser benutzt werden Was gilt es noch zu beachten?

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