Fortbildung aktuell [Das Journal] 2/2017

DR. CONSTANZE SCHÄFER / DÖRTE SCHRÖDER-DUMKE

Medikamente während der Stillzeit Update zur Arzneimittelauswahl

Die Informationen zur Einnahme von Medikamenten in der Stillzeit sind ebenso spärlich, wie zur Arznei- mitteltherapie in der Schwanger- schaft. In der überwiegenden Zahl der Gebrauchsinformationen findet sich ein Hinweis auf unzureichende Erfahrung während der Stillzeit. Dennoch werden auch während der Stillzeit relativ viele Arzneimittel eingenommen. Die Zahl chronisch kranker Mütter liegt wie auch in der Schwangerschaft bei etwa fünf Pro- zent. Die häufigsten chronischen Er- krankungen sind Epilepsie, Diabetes und Bluthochdruck. Nach der Ge- burt kommt es nicht selten zur postpartalen Depressionssympto- matik, unter der etwa zehn bis 15 Prozent der Mütter leiden. Außer- dem treten Infektionskrankheiten auf, die mit Antibiotika behandelt werden. In den ersten Tagen nach der Geburt werden vor allem Schmerzmittel und Laxantien benö- tigt. 1 In den meisten Fällen muss das Stillen, die beste Versorgung für den Säugling während der ersten Lebensmonate, wegen einer Arznei- mitteleinnahme der Mutter nicht unterbrochen werden (Abbil-

Dörte Schröder-Dumke (Wedel). Dr. Constanze Schäfer (Mühlheim an der Ruhr).

Dörte Schröder-Dumke

Dr. Constanze Schäfer

dung 1). Bei der Auswahl geeigne- ter Medikamente werden beim Säugling keinerlei unerwünschte Arzneimittelwirkungen zu beob- achten sein. Die Besonderheit in der Stillzeit im Ver- gleich zur Schwangerschaft ist der nun metabolisch aktive Säuglingsorganismus, der sich allerdings erst langsam an die An- forderungen außerhalb des Mutterleibs anpasst. Auch ist die Plazentaschranke nicht identisch mit der Milch-Plasma- Schranke. Man muss also die pharmakolo- gischen Besonderheiten von Mutter und Kind gleichermaßen berücksichtigen.

BERATUNGSTIPP: „EIN PAAR VITAMINE UND MINERALSTOFFE WÄHREND ICH STILLE SIND DOCH BESTIMMT GUT?“ Bei einer ausgewogenen Ernährung sind Vitamine und Mineralstoffe wäh- rend der Stillzeit eigentlich nicht not- wendig (Abbildung 2). Besteht post- partal ein Eisenmangel der Mutter, sollte dieser natürlich behandelt wer- den. Auch bestehende Mangelzustän- de, die Auswirkungen auf das Gedei- hen des Säuglings haben, wie Vitamin B 12 und Zink – bei sich vegan ernäh- renden Müttern zu finden – müs- sen konsequent substituiert werden. Vitamin D zur Rachitisprophylaxe und Fluorid für die Zähne sollte der Säugling nach Möglichkeit direkt er- halten, da die über die Muttermilch zuführbaren Dosen nicht ausreichen. Einzig bei Jodid wird wegen des guten Übergangs von Jodid aus dem Plasma in die Muttermilch (s. Milch-Plasma- Quotienten), eine tägliche Zufuhr von 260 µg für die Mutter empfohlen, um den bis zum vierten Lebensmonat auf 50 µg täglich ansteigenden Bedarf des Säuglings an Jodid sicherzustellen.

ABBILDUNG 1: Stillen und Arzneimitteleinnahme schließen sich oft nicht aus.

Milchbildung

Die Brust ist aus Drüsen-, Fett- und Bin- degewebe aufgebaut. Das Drüsengewebe

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