Cellitinnen 4_2014_051114-1

Glauben Leben

„Alles, was atmet, lobe den Herrn!“ Meditation im Advent

In unserem schnelllebigen, digitalen Zeitalter ist Advent dennoch eine Zeit der Besinnung, in der man dem Lobpreis der Psalmen nachspü- ren, in der man das Heilsgesche- hen Gottes mit den Menschen betrachten kann. Es sind große Geschehen, und so singen wir: „Singt dem Herrn alle Länder der Erde … und preist seinen Namen“ (vgl. Ps 96,1f.). Wir wollen Gott anbeten wegen der Größe und Schönheit seiner Schöpfung. Er schuf das Weltall mit zahllosen Galaxien. Er gab auf dieser Erde den Pflanzen, den Blumen, den Tieren das Leben. Er schuf uns Menschen in Würde und Freiheit. Er legte uns die Sehnsucht nach Gott ins Herz. Sie ermöglicht uns unsere Beziehung zu Gott, die unser Herz erfreut. Angesichts all dessen loben wir Gott mit dem Sonnengesang des heiligen Franziskus „Höchster, allmächtiger, guter Herr, dein ist das Lob … gelobt seist du Herr, mit allen deinen Geschöpfen“ (GL 19,2). Die Advents- und Weihnachts- geschichte fasziniert uns immer wieder. In ihr ist vieles, was uns zum Lob anrührt: Propheten, insbeson- dere Jesaja, kündigen an, dass die Jungfrau ein Kind empfangen wer- de mit Namen Immanuel, das heißt ,Gott ist mit uns‘. Und: „Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht

dass sie zu ewigem Leben berufen sind, ‚Gott schauend von Angesicht zu Angesicht‘ (vgl. 1 Kor 13,12). „Der Name des Herrn sei geprie- sen von nun an bis in Ewigkeit (Ps 113,2). Das Leben Jesu endet am Kreuz. Aber es ist ein Geschenk für uns Menschen: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt“ (Joh 15,13). Jesus steht von den Toten auf. Und wie er auferstanden ist, so werden auch wir auferstehen. Wir singen: „Lobe den Herren, meine Seele, und alles in mir seinen heiligen Namen!“ (Ps 103,1). Die Betrachtung unseres Heils- geschehens zeigt uns Gottes Er- barmen, seine Nähe. Sie erfüllt uns mit Dankbarkeit, gibt Halt und Ge- borgenheit. Wir loben den dreifaltigen Gott in Anbetung, Gebet, Feier der Eucha- ristie, in Musik, Malerei und nicht zuletzt in den Psalmen: „Halleluja! Lobet Gott in seinem Heiligtum, … lobt ihn für seine großen Taten, lobt ihn in seiner gewaltigen Größe, … lobt ihn mit Flöten und Saitenspiel. …Alles,was atmet, lobedenHerren! (vgl. Ps 150).

auf“ (Jes 9,1). Von dem Kind geht Licht aus. Es wird Heil bringen. Die Betrachtung dieser Weissagungen lässt uns Gott loben: „Kommt, lasst uns jubeln vor dem Herren und zu- jauchzen dem Fels unsres Heiles!“ (Ps 95,1). Als die Zeit gekommen war, emp- fing Maria dieses Kind, den Sohn Gottes durch die Liebe des Hei- ligen Geistes. Sie sagte demütig ihr ‚JA‘ zur überwältigenden Botschaft des Engels. Die schwangere Maria preist Gott im Magnifikat: „Meine Seele preist die Größe des Herren, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Heiland.“ (Lk 1,46f.). Wir stimmen in den Lobgesang Ma- riens ein. Das Kind wurde geboren in Beth- lehem, in dunkler Nacht, in einem ärmlichen Stall, da in der Herberge kein Platz für Maria und Josef war. Es war wehrlos, wie alle Kinder sind. Hirten und Könige beteten es an. Engel sangen über den Fluren von- Bethlehem: „Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade.“ (Lk 2,14). Dieses Kind von Bethlehem, he- rangewachsen zu Jesus von Na- zareth, wird eine frohe, die Welt verändernde Botschaft verkünden: dass Gott die Menschen unend- lich liebt, dass die Menschen einen ‚Vater‘ im Himmel haben, dass die Menschen für einander Werkzeug der Liebe Gottes sein sollen. Schließlich sagt er ihnen,

Dr. Marianne Breuer

Bild rechts: ,Ein Volk, das im Dunkeln lebt‘. Acrylgemälde von Dr. Marianne Breuer

26 CellitinnenForum 4/2014

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