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GEMEINDEPORTRÄT

Moossedorf im Wandel der Zeit: 1925 von Flugpionier Walter Mittelholzer aufgenommen, 1967 nach der Eröffnung der Autobahn und 1983 nach der Erschliessung des Gewerbegebiets Moosbühl. Bilder: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv/Stiftung Luftbild Schweiz

liegt leicht erhöht, wie es bei vielen Dör- fern im Mittelland der Fall ist, die von Überschwemmungen bedroht waren. Mit den Meliorationen 1780 und 1855 wurde aus dem Schwemmland der Ur- tenen fruchtbares Kulturland. Vom Bauerndorf zur Agglogemeinde 1850 lebten 584 Personen im Dorf, 1900 waren es 573, im Jahr 1960 dann 833 Personen. Nach der Eröffnung der Auto- bahn wuchs die Zahl der Bevölkerung sprunghaft. 1972 wohnten knapp 2100 Personen in Moosseedorf, heute sind es rund 3800. Laut dem Historiker Christian Pfister führten zwei Faktoren zu einem kaum kontrollierten Landschaftswandel. Einer- seits zerschnitt die Autobahn das Ge- meindegebiet, andererseits stieg die Zahl der Arbeitsplätze rasant an. Damit der Bau der Autobahn möglich wurde, war eine Güterzusammenlegung nötig. Das führte dazu, dass einige Landwirt- schaftsbetriebe aus dem Dorfkern weg- zogen. Das nötige Kapital beschafften sie sich durch den Verkauf ihres Landes im Dorf. Weil bis 1967 keine Bauzone aus- geschieden und erst 1971 eine eigentli- che Ortsplanung in Angriff genommen worden sei, habe dies zu einer Spekula- tionswelle geführt, so Pfister. Kostete der Quadratmeter Bauland 1958 vor der Güterzusammenlegung 20 Franken, stieg der Preis bis 1965 auf 130 Franken. Der Wohnungsbau nahm sprunghaft zu. Wurden bis 1971 noch 100 Einheiten neu gebaut, waren es ab 1973 jährlich 200 Einheiten. Dies hatte einen demografi- schen Wandel zur Folge. Die meisten Zuzüger waren 20 bis 25 Jahre alt. Die Geburtenrate stieg auf 32 Prozent. Unternehmen mit klingenden Namen zogen in den Ort: der Stahlhändler Kie- ner Wittlin, die Prodega, die Bauunter-

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SCHWEIZER GEMEINDE 12 l 2014

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