2_2018

ENERGIEKARTEN FÜR GEMEINDEN

zubereiten und allen interessierten Ge- meinden, Gemeindewerken, Planungs- büros oder Liegenschaftsverwaltungen visualisiert zugänglich zu machen. Die Gemeindeenergiekarten beinhalten vier thematische Karten: • die Gebäude nach Bauperioden (Karte Bauperioden, Abb. 1) • die Energieträger für die Bereitstel- lung von Raumwärme (Karte Raum- wärme, Abb. 2) • die Energieträger für die Bereitstel- lung von Warmwasser (Karte Warm- wasser, Abb. 3) sowie • die abgeleiteten Heizöläquivalente in Litern pro Hektare (Karte Heizöläqui- valente, Abb. 4). Neben den thematischen Karten enthal- ten die Gemeindeenergiekarten ein Da- tenblatt, das Kennzahlen zum Gebäude- park, aber auch Grafiken und Visualisierungen zu diesen Kenndaten enthält. Insbesondere die Grafiken zur Verteilung der Wohngebäude und der Wohnflächen nach Bauperiode zeigen die Struktur des Gebäudeparks auf und erlauben eine Einschätzung des Einspar- potenzials durch Sanierungsmassnah- men. Mehrfachnutzen der Energiekarten In einigen Kantonen werden den Ge- meinden bereits GIS-Viewer mit ihren gebäudescharfen GWR-Daten zur Verfü- gung gestellt. Diese dürfen aus Daten- schutzgründen jedoch nur von berech- tigten Personen (z.B. Gemeinderat, Bauverwaltungen und beauftragte Pla- nungsbüros) eingesehen und verwendet werden. Die hektarbasierten Energiekar- ten von novatlantis füllen überall dort eine Lücke, wo die Kartendarstellung der gemeindeeigenen, gebäudescharfen Da- ten entweder zu aufwendig, nicht prob- lemangepasst oder nicht erlaubt ist. • Zu aufwendig: Es gibt Kantone, die ihren Gemeinden noch keinen GIS-Vie- wer anbieten. Für diese Gemeinden kann es teuer und aufwendig sein, ei- nen separaten Auftrag für die Visuali- sierung ihrer Daten in Auftrag zu ge- ben, denn eine externe Bearbeitung verlangt einen klar definiertenAuftrag, der gemeindeinterne Ressourcen vor- aussetzt. • Nicht problemangepasst: Nicht jede strategische Diskussion verlangt Da- ten in ihrer kleinstmöglichen Auf- lösung. Manchmal ist es besser, die Übersicht zu behalten und die grossen Züge der Energiesituation der eigenen Gemeinde zu sehen. Dadurch, dass die Gemeindeenergiekarten auf den häu- figsten und den zweithäufigsten Ener- gieträger fokussieren, blenden sie

Dank. Schade ist hingegen, dass vorhan- dene Grundlagen und Informationen nicht so genutzt werden, wie es möglich wäre: Grundlagenkenntnisse, Statistiken und Daten verschwinden inTabellen, Da- tenbanken oder Schubladen und werden für die Entscheidungsfindungsprozesse in den Gemeinden nicht so eingesetzt, wie sie könnten. Dies ist eineVerschwen- dung von Informationen, Ressourcen und Finanzen. Kräfte werden zu wenig gebündelt, Handlungsspielräume unnö- tig eingeschränkt und Fehlentscheide in Kauf genommen. Gerade für kleinere Gemeinden ist es schwierig und aufwen- dig, die Grundlagendaten selbst aufzu- bereiten oder sie dafür in Auftrag zu geben. So liegt denn ein grosses Infor- mationspotenzial brach. Das Bundesamt für Statistik veröffent- lichte bis Ende 2016 jährlich die Ge- bäude- und Wohnungsstatistik (GWS) inklusive Energiedaten. Die GWS basiert unter anderem auf den Gebäude- und Wohnungsregisterdaten (GWR) der Ge- meinden. Sie lieferte bis anhin Informa- tionen zur Struktur des gesamten Ge- bäude- und Wohnungsparks, zu den Wohnverhältnissen der Bevölkerung – etwa zur Wohn- und Belegungsdichte, zur Fläche pro Bewohner – sowie zu den Energieträgern eines Gebäudes und dessen Bauperiode. Die Erhebung der Energiedaten erfolgt durch die für die Bewilligung eines Bauvorhabens zustän- digen Bauämter. Die Praxis der Kantone und Gemeinden ist sehr heterogen; dies führt dazu, dass insbesondere im Ener- giebereich die Datenqualität unter- schiedlich ist. Das Bundesamt für Statistik hat ent- schieden, keine Energiedaten mehr zu veröffentlichen, bis dieAussagekraft der Daten seinen Qualitätsanforderungen genügt. Das bedeutet, dass viele Kan- tone und Gemeinden zur Nachbesse- rung aufgefordert sind. Gleichzeitig sol- len nicht nur Daten für Gebäude mit Wohnnutzung erhoben werden, sondern mit der neuen GWR-Verordnung auch sämtliche Dienstleistungs- und Produk- tionsstätten bis spätestens Ende 2020 erfasst und nachgeführt werden. Damit wird ein umfassender Datenpool zum Gebäudepark der Schweiz zurVerfügung stehen. Uneinheitliche oder ungenügende Datenqualität im Energiebereich novatlantis hebt den frei zugänglichen GWS-Datenschatz für Gemeinden novatlantis hat sich zum Ziel gesetzt, die heute bereits frei verfügbaren GWS-Da- ten für alle Gemeinden der Schweiz auf-

unwichtigere Energieträger aus. Damit werden die Muster der Energieversor- gung deutlich und können so gut in ein Leitbild, in eine strategische Planung oder in eine Auftragsformulierung für vertiefende Abklärungen einfliessen. Auch für die Diskussion imGemeinde- rat ist ein einfach handhabbares Pro- dukt besser geeignet: Diskussionen lassen sich besser am Tisch als am Bildschirm führen. • Nicht erlaubt: Gebäudescharfe Ener- giekarten dürfen nicht veröffentlicht werden. Wenn aber eine Gemeinde zum Beispiel die Öffentlichkeit über ihre Energieplanung informieren und dazu auf ihre GWR-Daten zurückgrei- fen will, kann sie dies mit den hektar- basierten Energiekarten tun. Oder wenn eine Liegenschaftsverwaltung Auskunft über die Energieversorgung in ihrer Umgebung haben möchte, er- hält sie diese schnell und einfach durch den Einblick in die Gemeinde- energiekarten. Auch ein Monitoring, das die Entwicklung beim Ersatz von fossilen Energieträgern durch erneu- erbare Energien darstellt, ist möglich und darf im Hektarraster auf derWeb- site der Gemeinde publiziert werden. Trotz allen Schwierigkeiten und Unge- nauigkeiten ist in der Gebäude- und Wohnungsstatistik ein Schatz verbor- gen, den es zu heben gilt. Mit der erst- maligen Visualisierung dieser Daten für alle Gemeinden der Schweiz wurde ein wichtiger Schritt in Richtung Open Data auf Gemeindeebene und für die Öffent- lichkeitsarbeit der Gemeinden im Ge- bäudebereich getan.

Regina Flury von Arx, Anna Roschewitz, novatlantis

Infos: novatlantis gmbh ist eine gemeinnützige Ge- sellschaft für Nachhaltigkeit und Wissen- stransfer und ein Spin-off des Paul Scherrer Instituts PSI mit Sitz in Villigen (AG). Weitere Informationen, ein vollständiges Beispiel und Angaben über den Bezug der Karten sind auf www.novatlantis.ch zu finden.

57

SCHWEIZER GEMEINDE 2 l 2018

Made with FlippingBook HTML5