GOLF TIME 1/2019

HUbErT KLEiNEr Past-Präsident des deutschen Greenkeeper-Verbandes

SCHNeeGeSTÖBer GaSTKoMMENTar Hubert Kleiner über geschwächte Gräser, die wie der Mensch auch „Grippe“ bekommen können. Ungewöhnlich viel Schnee fiel im Januar dieses Jahres vor allem im Süden von Deutschland. Dächer mussten wegen Einsturzgefahr geräumt werden. Was bedeutet das für unsere Golfplätze? Die Gräser haben es gleich mit mehreren „Baustellen“ zu tun: Unter einer solch hohen Schneedecke ist es dunkel, es fehlt der Sauerstoff und bei Tauwetter gibt es kalte und nasse Füße, also alles andere als optimale Winterruhebedingungen. War der Boden gefroren bevor der Schnee kam, sind die Gräser in eine Art Winter- schlaf gefallen und es macht ihnen wenig zu schaffen. War der Boden jedoch frostfrei, war Leben im System und es kommt jetzt zu Atemnot und plötzlichem Lichtmangel. Zudem ist die Oberfläche sehr nass, die Gräser sind geschwächt und bekommen wie wir Menschen „Grippe“! Der Golfer spricht dann zuweilen von „Schneepilz“ oder im Fachjargon „Schneeschimmel“ . Nach der Schneeschmelze sieht man die Symptome in Form von weiß-rötlichen Ringen sehr deutlich. Leider haben wir vorbeugend keine Grippeschutzimpfung zur Verfügung, aber die Selbstheilungs- kräfte in Verbindung mit qualifizierter Pflege durch bestens geschultes Pflege- personal lassen die Schäden schnell vergessen, und einer erfolgreichen neuen Saison steht nichts mehr im Wege. Einen schönen Restwinter mit möglichst wenig Grippe für Mensch und Pflanze, wünscht,

Die Magerwiese, wie im GC Valley (oben), ist eine sehr artenreiche Wiese, die kaum geschnitten und gedüngt wird. Da sie landwirtschaftlich kaum Ertrag bringt, ist sie bei Bauern unbeliebt. Auf Golfplätzen ist sie somit weit mehr als ein bloßer Farbtupfer Im GP München Aschheim (links) wird sogar eigener Honig erzeugt

nachhaltigen Beitrag zur Artenvielfalt, den die herkömmliche Landwirtschaft kaum leis- ten kann. Speziell Milchbauern sind gezwun- gen, ihre Wiesen mehrmals im Jahr noch vor der Ausbildung von Blüten und Fruchtstän- den zu mähen, um ihr Vieh zu versorgen. Für Insekten und Wildbienen ist das ein verlorener Lebensraum, den ein ökologisch ausgerichteter Golfplatz aber bieten kann. Beim Bau des Golfplatzes in Valley, beispiels- weise, hat man von Anfang an mit Natur- schützern zusammengearbeitet und großen Wert auf das Kultivieren von Magerwiesen gelegt, die sonst als Landschaftsform in Deutschland amVerschwinden sind. Ergebnis sind für das Auge des Golfers beeindruckende Blühwiesen, die zeitgleich wertvolle Rück- Auch im Golfpark München Aschheim hat man sich der Entwicklung einer vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt verschrieben und das Potenzial der Extensiv-Flächen einer Golf- anlage erkannt. Hier vertreibt man dank des Greenkeepers, der nebenbei auch gelernter Imker ist, Honig aus eigener Herstellung. Dieser kommt aus dem Bienenhaus hinter Bahn 2. Golf birgt ein großes Potenzial für Natur- und Umweltschutz. Und das ist eine Bereicherung für wirklich alle – auch Nichtgolfer. GT zugsgebiete bedrohter Arten sind. aUf DiE biENE GEKoMMEN

Tierpark GolfplaTz Golfanlagen haben das Potenzial, einen erheblichen Beitrag zum Artenschutz zu leisten. In den Flächen entlang der Fairways, die nicht gespritzt und kaum gemäht werden, nisten sich vom Aus- sterben bedrohte Arten ein. Biologen haben auf deutschen Golfanlagen über 200 unterschiedliche Pflanzenarten und in der Folge mehr als 22 verschiedene wild- bienen- und über 32 Libellen-Arten gezählt. Aber keine Angst vor einem Schlag ins rough: wildbienen stechen nicht!

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GOLF TIME | 1-2019

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