Blickpunkt Schule 3/2024

Der Beruf als Berufung Berufliche Orientierung an Hessens allgemeinbildenden Schulen

Titelthema

Wenn du liebst, was du tust, wirst du nie wieder in deinem Leben arbeiten (nach Konfuzius, 551-479 v.Chr.)

Die Autoren

Sonja Litzenberger, Leitende Ministerialrätin Hessisches Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen | Stellvertreten de Abteilungsleiterin III – Abteilung für allgemein

D ieses Zitat, welches dem chinesischen Philosophen Konfuzius zugeschrieben wird, diente schon zahl reichen Ratgebern als Titel, um Menschen auf der Suche nach der richtigen Beschäftigung zu unterstützen. Sicherlich, die Liebe zum Beruf kann dabei als ein überaus ambitioniertes Ziel beschrieben werden; gerade aus die sem Grund stellt sich die Frage, wie es in unserer Bildungs landschaft gelingen kann, Schülerinnen und Schüler mög lichst nahe an dieses Ziel heranzuführen. Und überdies, wäre damit nicht auch ein großer Mehrwert für unsere Ge sellschaft verbunden, wenn die Berufstätigen der Zukunft größtenteils in eben den Berufsfeldern tätig sind, die auch ihren Fähigkeiten und Interessen entsprechen, ja mehr noch, sie diese dabei auch umfassend zur Geltung bringen können? Wenn der ausgeübte Beruf mehr ist als eine Möglichkeit, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, wenn er gleichsam zur Berufung wird, wenn er gar mit Leidenschaft und persönli cher Erfüllung verbunden ist, dann führt er häufiger zur Zu friedenheit, ja zu gelingenden Lebensentwürfen. Der Beruf als Berufung geht über eine bloße Pflichterfüllung weit hi naus, er ist ein kraftvoller Motivator und Aktivator – auch für die Übernahme von sozialer und gesellschaftlicher Verant wortung. Aus diesen Überlegungen schließt sich ganz unmittelbar, dass die berufliche Orientierung ein überaus wichtiger Be standteil der schulischen Bildung ist. Eine umfassende be rufliche Orientierung fördert die Eigenverantwortung und Selbstreflexion der Schülerinnen und Schüler. Indem die jungen Menschen sich intensiv mit ihren eigenen Stärken, Schwächen und Zielen auseinandersetzen, können sie ein besseres Selbstverständnis und somit auch ein größeres Selbstbewusstsein entwickeln. Dies ist nicht nur für die Be rufswahl, sondern auch für das spätere berufliche wie auch private Leben von großer Bedeutung, da Selbstkenntnis, Selbsterkenntnis und Selbstvertrauen nicht nur interpen dent, sondern zudem wichtige Erfolgsfaktoren sind. Nur wer sich seiner persönlichen individuellen Möglichkeiten und Grenzen bewusst ist, kann mündige Entscheidungen für sein weiteres Leben treffen. Übertragen auf die beruf liche Orientierung bedeutet dies, dass Schülerinnen und Schüler ermutigt werden sollten, ihre eigenen Interessen, Der Arbeitsmarkt von heute und morgen – verstärkte berufliche Orientierung in Hessen

Fotos [2x]: HMKB

bildende und berufliche Schulen | Großreferatslei tung: Allgemeinbildendende Schulen | Koordinieren de Referatsleitung: Gymnasien, Auslandsschulwesen und berufliche Orientierung Daniel Fichtenkamm, Regierungsdirektor

Hessisches Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen | Referent für berufliche Orientierung Referat III.A.3

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Fähigkeiten und Werte zu erkennen und zu respektieren. Der berufliche Bildungsprozess sollte folglich darauf abzie len, die Jugendlichen zu selbstbestimmten Individuen zu entwickeln, die in der Lage sind, eigenständig Entschei dungen über ihre berufliche Zukunft zu treffen. Neben den individuellen Vorteilen für die Schülerinnen und Schüler profitiert auch eine Gesellschaft insgesamt von einer verbesserten beruflichen Orientierung und der damit verbundenen ökonomischen Bildung. Indem Schüle rinnen und Schüler frühzeitig die Möglichkeit erhalten, ihre Talente zu entfalten und ihre beruflichen Interessen zu ver folgen, tragen sie langfristig zur Stärkung der Wettbe werbsfähigkeit und zur nachhaltigen Entwicklung der Ge sellschaft bei. Gerade der vom großen Fachkräftebedarf geprägte Arbeitsmarkt macht deutlich, dass diesem The ma eine entscheidende Bedeutung zukommt, suchen Un ternehmen und Betriebe doch intensiv nach qualifiziertem Personal. In Zukunft wird der Arbeitsmarkt Prognosen zu folge auch weiterhin von diesem Bedarf geprägt sein, wo bei besonders digitale Kompetenzen und spezialisierte Kenntnisse in aufstrebenden Technologiefeldern gefragt sein werden. Die berufliche Orientierung an allgemeinbildenden Schu len in Hessen ist vor diesem Hintergrund so konzipiert, dass sie Schülerinnen und Schüler sukzessiv und individuell auf den Arbeitsmarkt von morgen vorbereitet. Von der Entde ckung eigener Potenziale wird nur über praxisnahe Erkun dungen und Erprobungen eigener Interessen und Fähigkei ten ein nachhaltiger Weg hin zu einer erfolgreichen beruf

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