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FINANZEN

als Erträge berücksichtigt. Interpretier- bar sind hingegen die relativen Unter- schiede, die sich zwischen Gesamtge- meinde und den neuerenWohneinheiten zeigen. Die Analyse weist für die seit 2002 erbautenWohneinheiten nicht nur

insbesondere aufgrund der tieferen Schulkosten in etwa ausgeglichen. Ein positives Ergebnis wie bei den Mehrfa- milienhäusern bleibt aber in jedem der untersuchten Fälle unerreicht. Besser verdichtet bauen Aus einer finanziellen Perspektive sind Einfamilienhausquartiere für die unter- suchte Gemeinde eher als Belastung zu sehen. Eine positive finanzielleWirkung geht hingegen von Mehrfamilienhäu- sern aus. Sie bieten Wohnraum für un- terschiedliche Haushaltsformen. Der Mehraufwand bei jungen Familienhaus- halten lässt sich bereits kurz- und mittel- fristig durch den Mehrertrag bei den Einpersonen- und Paarhaushalten sowie den älteren Familienhaushalten aufwie- gen. Im Hinblick auf ein künftiges Sied- lungswachstum müsste somit aus einer finanziellen Perspektive eher auf eine qualitativ gute verdichtete Bauweise ge- setzt werden. Die Ergebnisse der Pilotgemeinde kön- nen auch für weitere Gemeinden rich- tungsweisend sein, wenngleich sie nicht uneingeschränkt übertragbar sind. Di- verse Faktoren wie Steuerfuss, das mitt- lere Einkommensniveau, aber auch die Urbanität einer Gemeinde beeinflussen

trägt dazu bei, dass für die seit 2002 erstellten Mehrfamilienhäuser insge- samt ein positiver Saldo resultiert, für die Ein- und Zweifamilienhäuser hinge- gen ein stark negativer Saldo (siehe Abbildung 3). Die Hauptdifferenz macht

5564.–

Ein- Zweifamilienhaus

12306.–

7386.–

Mehrfamilienhaus

4463.–

0

3000.– 6000.– 9000.– 12000.–

Schule pro Kopf Nettokosten Pflegekosten

Abb. 3: Bei Gebäuden mit Baujahr 2002–2012 zeigen die Mehrfamilienhäuser im Mittel hohe Erträge (rot), die Ein- und Zweifamilienhäuser hohe Aufwände.

höhere Erträge, sondern auch höhere Aufwände als im kommunalen Durch- schnitt aus. Vor allem die Schulkosten liegen deutlich höher. Pro Wohneinheit resultiert für die Zeit von 2002 bis 2012 im Vergleich zur Gesamtgemeinde ein um insgesamt 300 Franken grösserer negativer Saldo. Unausgewogene Haushaltsstruktur Die vergleichsweise hohen Bildungskos- ten der Bevölkerung in den Neubauten stehen im Zusammenhang mit der Wohnungsstruktur. Rund die Hälfte der 350 neu erstellten Wohneinheiten sind Ein- und Zweifamilienhäuser, ein Woh- nungstyp, der mehrheitlich durch junge Familien bezogen wird. Dies widerspie- gelt sich in der Altersstruktur. In den neu- eren Wohneinheiten leben überwiegend Personen im Alter zwischen 30 und 54 Jahren sowie Kinder unter 15 Jahren (siehe Abbildung 2). Mehrfamilienhäuser werden demgegen- über deutlich ausgewogener besiedelt. Nebst Familienhaushalten sind hier auch gewichtige Anteile an Einpersonen- und Paarhaushalten anzutreffen. Die Steue- rerträge dieser kinderlosen Haushaltsty- pen übertreffen die finanziellen Auf- wände im Durchschnitt deutlich. Dies Neues Instrument Die Ergebnisse entstammen einem standardisierten Analyseinstrument, das auch weiteren Gemeinden zur Anwendung angeboten wird. Die Kosten für eine Analyse betragen rund 12000 Franken. Kontakt: IvoWil- limann, Tel. 041 228 42 16 ivo.willimann@hslu.ch

die Aufwandseite aus. Unerwartet ist, dass bei den seit 2002 erbautenWohnein- heiten die Haushalte in den Mehrfamili- enhäusern durchschnittlich auch höhere Steuererträge generieren. Dabei dürfte es sich um einen vorübergehenden Ef- fekt handeln. Es ist zu erwarten, dass die Steuererträge mit zunehmenden Alter der Mehrfamilienhäuser eher zurück­ gehen.

6745.–

Einfamilienhaus Baujahr 2002 – 12

12356.–

6418.– 6525.–

Einfamilienhaus Baujahr 1983 - 97

8317.– 8120.–

Einfamilienhaus Baujahr 1977 – 85

0

3000

6000

9000

12000

Schule pro Kopf Aufwand Pflegekosten

Abb. 4: Vergleich von Erträgen (rot) und Aufwänden bei Einfamilienhausquartieren unterschiedlichen Alters.

dieWirkungszusammenhänge. Grössere Abweichungen sind zudem zwischen den Kantonen zu erwarten, da die Zu- ständigkeiten für Aufgabenerbringung und deren Finanzierung unterschiedlich geregelt sind. Analysen für weitere Ge- meinden sind deshalb sehr erwünscht, um die Wirkungszusammenhänge von neu erstellten Wohnstrukturen und Ge- meindefinanzen weiter zu erhellen.

Langfristige finanzielleWirkung Bei den Einfamilienhäusern verbessert sich demgegenüber die finanzielle Wir- kung vorerst mit zunehmendem Alter der Gebäude. Der Grund ist klar: Die Kin- der wachsen allmählich aus dem schul- pflichtigen Alter heraus, was zu sinken- den Schulkosten führt. Dies zeigen weiterführende Untersuchungsergeb- nisse. Hierfür wurden drei Einfamilien- hausquartiere separat analysiert, ein noch junges und zwei etwas ältere Quar- tiere (siehe Abbildung 4). Während sich für das junge Quartier ein stark negativer Saldo zeigt, sind Aufwand und Ertrag in den älteren Einfamilienhausquartieren

Ivo Willimann, Hochschule Luzern –Wirtschaft Roberto Frisullo, LUSTAT Luzern Statistik

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SCHWEIZER GEMEINDE 12 l 2015

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