12_2015

MOSAIK

Energiewende – Theorie und Praxis Der Kanton Bern versagt einem Fernwärmeprojekt der Gemeinde Bolligen die Unterstützung. Die Heizzentrale sei nicht zonenkonform.

 Vorschau In der nächsten Ausgabe zeigen wir, welche Leistungen der SGV letztes Jahr für die Gemeinden erbracht hat. Ausserdem Berichte zum Recycling- kongress der Organisation Kommu- nale Infrastruktur.

Impressum

52. Jahrgang / Nr. 530 / Dezember/décembre

Herausgeber/éditeur Schweizerischer Gemeindeverband Association des Communes Suisses

Partnerschaften/partenariats Fachorganisation Kommunale Infrastruktur Organisation Infrastructures communales Konferenz der Stadt- und Gemeindeschreiber Conférence des Secrétaires Municipaux Verlag und Redaktion/éditions et rédaction Laupenstrasse 35, Postfach, 3001 Bern Tel. 031 380 70 00

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Rudolf Burger, Gemeindepräsident von Bolligen.

Bild: zvg

Peter Camenzind (czd), Chefredaktor Philippe Blatter (pb), Redaktor Beatrice Sigrist (bs), Layout/Administration info@chgemeinden.ch Christian Schneider, Redaktion SKSG

Der Kanton Bern will die Energiewende. «Global denken – lokal handeln», hiess vor Kurzem das Motto einer Veranstal- tung der Energiedirektion. Gemeinde- vertreter wurden aufgefordert, sich an die lokale Umsetzung der Energiewende zu machen. Der Kanton werde sie unter- stützen. So weit die Theorie. In der Praxis arbeitet Bolligen (6000 Einwohner, nahe Bern) seit zwei Jahren an der Energie- wende. «Fernwärme – wenn nicht in Bol- ligen, dann wo?», war die Quintessenz der Studie eines Ingenieurbüros. Also beauftragte der Gemeinderat das Kon- sortiumAEK/EBL mit einem Fernwärme- projekt. Für die Zentrale wurde ein ide- aler Standort gefunden, auf dem eine alte Scheune steht und der nur einen Nachteil hat: Er liegt in der Landwirt- schaftszone. Gespräche mit kantonalen Ämtern ergaben zunächst, dass eine Baubewilligung allenfalls zu bekommen wäre, wenn die Zentrale in der Fassade der Scheune untergebracht werden könnte. Falsch. Eine Bewilligung für eine Fernwärmezentrale in der Landwirt- schaftszone könne es nicht geben, hiess es schliesslich. Von Hilfestellung seitens des Kantons für ein wichtiges Projekt zur lokalen Energiewende keine Spur. Wieso nicht? Es wird auf Paragraph 24 des Raumplanungsgesetzes (RPG) ver- wiesen, der Bauten in der Landwirt-

schaftszone verunmöglicht, sofern sie nicht in Zusammenhang mit einem Landwirtschaftsbetrieb stehen. Das Reglement GM, gesunder Menschenver- stand, ist ausser Kraft, dass auf dem fraglichen Gelände schon eine Scheune steht, zählt nämlich nicht. Der gleiche Kanton Bern will aber, notabene gegen den Willen der Bevölkerung, auf Land- wirtschaftsgebiet in der Gemeinde Mei- nisberg einen Platz für Fahrende errich- ten. Das geht offenbar. Eine teure Alternative Wie weiter in Bolligen? Es gibt einen zweiten Standort, der aber unten imTal liegt und im Kataster der Altlasten auf- geführt ist. Die Leitungen müssten unter der Worble, dem Bach, und den Bahnge- leisen um einen Verkehrsknoten herum geführt werden. Das ist teuer – in Zeiten billigen Öls nicht unwesentlich. Weitere zeitfressende Unsicherheiten stellen in- frage, dass das Projekt dort verwirklicht werden kann. Die Zeit aber drängt. Die Heizungen vieler grösserer Überbauun- gen sind am Ende ihrer Lebenszeit. Scheitert das Fernwärmeprojekt, werden dort pro Jahr weiterhin 1,8 Millionen Li- ter Heizöl verbrannt.

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Rudolf Burger

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