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einfach kompetent

Das Projekt MuT – Mäeutik effektiv umsetzen, im Team – rückt die erlebensorientierte Pflege wieder in den Fokus. Die Mäeutik neu beleben

te sind meist vorhanden, werden jedoch nicht zielgerichtet in der täglichen Praxis eingesetzt. In anderen Situationen zeigten sich jedoch eine hohe Kreativität der Mitarbeiter in der Tagesge staltung und viel Spaß am Kontakt mit den Be wohnern. Insgesamt gilt es, die bereits angelegten Struktu ren wie zum Beispiel MBBs, Begleitungen durch die Trainer sowie Schulungen wieder aufleben zu lassen. Ebenso sollten diese auch inhaltlich so verbessert werden, dass sie von allen Mitar beitern als Bereicherung empfunden werden. Die Mäeutik muss wieder ins Bewusstsein aller rücken und darf zukünftig nicht mehr verloren gehen. Dabei sind besonders die Führungskräf te gefragt, die Struktur so zu gestalten, dass die Umsetzung der Mäeutik nicht von der Motivati on einzelner Mitarbeiter abhängt, sondern dau erhaft auf personenunabhängigen Beinen steht. Daher sollen im Projekt MuT Rahmenbedingun gen für eine dauerhafte und effektive Umset zung definiert werden. Die teilnehmenden Seniorenhäuser sind auf ei nem guten Weg und bereit, an der Zukunft ih rer Einrichtung zu arbeiten und damit die Fahne der Mäeutik auch dauerhaft hoch zu halten. Die Erkenntnisse aus dem Projekt sollen schließlich allen Senioreneinrichtungen in der Umsetzung der Mäeutik zugutekommen. (I.H.) Dementia Care Mapping (DCM) ist ein Be obachtunginstrument zur Einschätzung des Wohlbefindens von Menschen mit Demenz. Hierfür beobachtet ein ausgebildeter Be obachter für mehrere Stunden im Gemein schaftsraum des Wohnbereiches (in der Regel in der Wohnküche) das Verhalten und das gezeigte Wohlbefinden von ungefähr fünf Bewohnern sowie den Kontakt und den Umgang mit den Mitarbeitern. Nach einer um fangreichen Analyse gibt es ca. zwei Wochen nach der Beobachtung eine Rückmeldung an das Team über die Gesehene und Erlebte. Die Mitarbeiter entwickeln daraufhin einen Hand lungsplan für Verbesserungen.

Die Seniorenhäuser kämpfen momentan dar um, sich den Alltag zurückzuholen, diesen neu zu gestalten. Das Projekt MuT kommt hier ge nau zur richtigen Zeit und hat seit Anfang des Jahres das Ziel, die Führungskräfte und internen Trainer in fünf Seniorenhäusern (Serafine, St. Anna, St. Angela, St. Josef, St. Elisabeth) bei der Reaktivierung der Mäeutik zu unterstützen. So sollen die mäeutische Grundhaltung und die empathische Atmosphäre wieder präsenter und spürbarer werden. Die Dauer des Projektes MuT beträgt zwei Jahre (bis Ende 2024). Nach der Vorbereitungszeit wird aktuell die Si tuation in den teilnehmenden Seniorenhäusern anhand von Beobachtungen, Erhebungen mit tels ‚Dementia Care Mapping‘ (DCM), Interviews mit den Führungskräften und Fragebögen für alle Mitarbeiter erhoben. Die Ergebnisse wer den ausgewertet und so aufbereitet, dass sie als Grundlage für gemeinsame Workshops mit den Führungskräften dienen. Hier werden Zukunfts pläne mit konkreten Handlungsschritten für je des Haus erarbeitet. Anschließend werden die vereinbarten Maßnahmen umgesetzt. Abgerun det wird das Projekt durch eine wissenschaftli che Überprüfung des Vorgehens. Erste Ergebnisse zeigen, dass die teilnehmenden Seniorenhäuser sehr unterschiedlich aufgestellt sind, sowohl in ihrer Größe und Struktur als auch bei der Umsetzung der mäeutischen Elemente. Es besteht Nachholbedarf Insgesamt reagierten die Mitarbeiter positiv auf die Teilnahme am Projekt MuT, und die Füh rungskräfte machen sich bereits ohne konkrete Vereinbarungen viele Gedanken über eine ver besserte Umsetzung. So werden stellenweise bereits die MBBs wieder durchgeführt und die Mitarbeiter in Kompakttagen oder Basis-Kursen in Mäeutik geschult. Trotzdem zeigt sich an eini gen Stellen ein Nachholbedarf, wenn es beispiel weise um die Frage geht, was für das Wohlbe finden der Bewohner wirklich wichtig ist. Hier steht, getriggert durch die letzten Jahre, aber auch durch bestehende Regeln und Routinen, häufig das Abarbeiten der täglichen Aufgaben im Vordergrund und weniger das Wohlbefinden und der Bewohner. Die nötigen Grundlagen wie das Wissen zu Vorlieben und Lebensgeschich

D ie Mäeutik ist ein Pflege- und Betreu ungsmodell, das von Dr. Cora van der Kooij entwickelt wurde. Die Atmo sphäre in Pflegeeinrichtungen ist hierbei ge prägt von einer offenen und wertschätzenden Stimmung und einer respektvollen Beziehung auf Augenhöhe unter den Mitarbeitern, und insbesondere zwischen Mitarbeitern und Be wohnern. Dies kann durch das bewusste Her beiführen positiver Kontaktmomente und die strukturell angelegte Weitergabe von Er fahrungen und Wissen über die Bewohner in mäeutischen Bewohnerbesprechungen (MBB) und anschließend entwickelte, individuelle Um gangsempfehlungen gelingen. Weiterhin sind die internen Trainer der Mäeutik dafür zustän dig, regelmäßig Begleitungen von Mitarbeitern (aller Berufsgruppen) durchzuführen und hier gezielt den mäeutischen Umgang mit Bewoh nern zu reflektieren und zu unterstützen. Die Führungskräfte der Einrichtungen spielen bei der Umsetzung und Verstetigung der Mäeutik

eine entscheidende Rolle. Sie können durch ei nen aktiven Führungsstil eine erfolgreiche Um setzung lenken.

Mäeutisches Arbeiten während der Pandemie

In den Einrichtungen der Seniorenhaus GmbH der Cellitinnen zur hl. Maria ist die Mäeutik seit Jahren etabliert. Jedoch ist die konkrete Um setzung, verursacht durch Wechsel in der Füh rungsebene oder den Verlust zentraler Perso nen und nicht zuletzt durch die Pandemie, in den Hintergrund geraten. Besonders in den drei lan gen Jahren der Corona-Zeit war der Kontakt zu den Bewohnern deutlich einzuschränken. Viele Bewohner, insbesondere demenzbetroffene Menschen, haben unter den Kontaktbeschrän kungen sehr gelitten. Auch der Austausch unter den Mitarbeitern, der für einen gemeinsamen und bedürfnisorientierten Umgang eine Voraus setzung ist, war kaum möglich.

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