9_2017

POLITIK: AHV 2020

Manche brauchen den Zustupf Jürg Widmer räumt ein, dass nicht alle Seniorinnen und Senioren aus purer Ar- beitsfreude beim Projekt mitmachen; manche seien auch froh um das zusätz- liche Einkommen: «Bevor wir dieses Pi- lotprojekt gestartet haben, hatten wir viele Mitarbeiter, die zu Firmen wechsel- ten, bei welchen sie länger arbeiten durf- ten». Aktuell fahren zehn Pensionäre, darunter auch eine Frau, für dieVBZ Bus oder Tram. Einer davon ist der 66-jährige Thomas Perret, früher Landwirt und bis zum Grounding Swissair-Angestellter: «Ich habe Spass am Arbeiten. Für mich bedeutet es körperliche und geistige Fit- ness.» Fitness und Spontaneität sind auch unabdingbar. Denn meist wird Per- ret sehr kurzfristig angefragt und muss dann Einspringen, wenn eine Lücke im Arbeitsplan entsteht. Für den Pensionär ist das kein Problem. «Ich bin Single und ganz unabhängig. Und das Tram- oder Busfahren ist für mich absolut kein Krampf. Mir macht es Spass, ein so gros- ses Fahrzeug durch Zürich zu lenken», sagt Perret, der sich auch in seiner Frei- zeit mit Oldtimer-Trams und Fahrzeugen beschäftigt. «Ich glaube, wenn ich wei- terarbeite, dann hält mich das nicht nur körperlich fit, sondern auch mental.»

Er habe Spass am Arbeiten, sagt

der 66-jährige Thomas Perret. Bild: F. Stamm

Fredy Gilgen

«Die ersten Erfahrungen sind vielversprechend»

Die ersten Erfahrungen sind sehr viel- versprechend. Die Mitarbeitenden im Modell 66+ sind fit, machen einen guten Job, haben Freude an der Arbeit, schät- zen den Kontakt zu KollegInnen und Fahrgästen und verdienen dabei erst noch einen «Zustupf». Wie hoch ist das Interesse anderer Unternehmen und der Öffentlichkeit amVBZ-Projekt? Der demografischeWandel und die He- rausforderung, auch in Zukunft genü- gend geeigneten Nachwuchs rekrutie- ren zu können, ist mittlerweile bei den meisten Unternehmungen angekom- men. Seitens Medien erhalten wir im- mer wieder Anfragen zum Stand des Projekts.

Wieviele Pensionierte sind involviert?

Aktuell arbeiten zehn Fahrdienstmitar- beitende im Modell 66+.Darunter ist auch eine Frau. Gibt es Ziele für den Umfang der Beteiligung am Programm? Wir schätzen, dass sich rund 30 bis 40 Fahrdienstmitarbeitende am Modell 66+ beteiligen könnten. An welchenVorbildern hat sich dieVBZ orientiert?Welche ähnlichen Projekte sind Ihnen bekannt? Insbesondere in der Privatindustrie gibt es bereuts viele Firmen, welche inter- essierte Mitarbeitende weit über das Pensionierungsalter beschäftigen.

JürgWidmer, Leiter Betrieb der VBZ.

Bild: VBZ

HerrWidmer, wie lange ist das das Projekt 66+ schon im Gang? Der Pilotversuch läuft seit dem 1. April 2016 und wird bis Ende 2018 dauern. Wer hat es initiert? Initiiert wurde das Projekt wurde durch die VBZ selber, die es dann dem Stadt- rat Zürich beantragt hat.

Interview: Fredy Gilgen

Wie beurteilen Sie die ersten Ergebnisse des Projekts?

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SCHWEIZER GEMEINDE 9 l 2017

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