9_2017

MILIZPOLITIK: JUNGE IN DEN GEMEINDERAT

Der populäre Exot im Gemeinderat

Im Gemeinderat Vilters-Wangs sitzt seit Anfang Jahr ein 24-jähriger Schweizer mit Wurzeln in Sri Lanka, und dies im konservativen Sarganserland. Viele Junge, die sonst nie wählen, haben für ihn an der Urne eingelegt.

Im zweiten Anlauf hat es endlich ge- klappt mit dem Termin. Nirosh Mano- ranjithan ist auch diesmal in Eile. Es sind zahlreiche Arbeiten auf beruflicher und politischer Ebene, die den jungen Mann seit Monaten auf Trab halten. «Aber es macht Spass, ein solch ausge- fülltes Leben zu haben», sagt der 25-jäh- rige Bauleiter und Politiker bei unserem Treffen in Vaduz. Während andere in seinem Alter neben Beruf und Ausbil- dung fast ausschliesslich ihren Hobbys nachrennen, ist Manoranjithan neben seiner Tätigkeit als Projekt- und Baulei- ter bei einem Vaduzer Ingenieur- und Planungsbüro neuerdings stark in der Politik seiner Wohngemeinde beschäf- tigt.

Der Sohn des Flüchtlings Als derTamileVelan Manoranjithan 1986 seine Heimat Sri Lanka verlassen und in der Schweiz Zuflucht vor dem Bürger- krieg gefunden hatte, dachte wohl keiner daran, dass 30 Jahre später einer seiner beiden Söhne im Gemeinderat von Vil- ters-Wangs Einsitz nehmen könnte. Ent- sprechend stolz sind heute die Eltern, wenn sie auf die politische Karriere ihres Ältesten angesprochen werden. Manoranjithans Wahl in die Exekutive der 4700-Seelen-Gemeinde war vor ei- nem Jahr die erste Krönung einer erfolg- reichen Integration und Assimilisation einer aus einem völlig anderen Kultur- kreis stammenden Familie. Im Februar 2016 kandidierte Nirosh auf der Liste der

Nirosh Manoranjithan sagt über sich selbst, er biete etwas Neues, er sei ein Exot. «Ich bin jung, ich muss mich beweisen. Das ge- fällt den Leuten.» Bild: Daniel Ammann

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SCHWEIZER GEMEINDE 9 l 2017

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