VitaminW_01_2019

Titelthema

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Die Mischung macht's Ernährungsspezialistin gibt Tipps für die richtige Ernährung im Alter

Rezeptidee Einfach zubereitet und schmeckt (fast) jedem: Pellkartoffeln und Kräuterquark Zutaten für 1 Person • 2-3 mittelgroße Pellkartoffeln kochen (je nach Appetit) • 250 g Quark 20 % Fett • 100 g Schmand • 1 kleine Zwiebel - fein gewürfelt • Salz, Pfeffer, Paprika, reichlich frische Kräuter Kräuterquark anrühren, bei Bedarf Milch dazu. Ein hochwertiges Mittagessen mit viel Eiweiß. Claudia Düssel-Fues: Lässt der Appetit nach, sollte man zunächst versuchen, die Ursachen dafür zu finden. Um trotzdem ausreichend Nahrung aufzunehmen, können viele kleine Mahlzeiten mit hohem Kalorien-und Eiweißgehalt über den Tag verteilt gegessen werden. Trinken sollte man während oder vor dem Essen nur in kleinen Schlucken. Regelmäßige Bewegung kann den Appetit verbessern. Auch das Geschmacks- oder Geruchsempfinden verändert sich, man kann Speisen kräftiger würzen, Kräuter verwenden oder den Appetit mit intensiven Gerüchen wie frischem Kaffee oder gebratenem Speck anregen. sollte, sofern kein Untergewicht besteht, in zunehmendem Alter nur in Maßen gegessen werden. Naschereien wie Schokolade sind in kleinen Mengen in Ordnung. Was wird im Alter anders in Bezug auf die Ernährung? Claudia Düssel-Fues: Im Alter sinkt der Energiebedarf, der Stoffwechsel verändert sich, das Fettgewebe nimmt zu und der Muskelanteil im Körper schwindet. Der Nährstoffbedarf bleibt jedoch konstant beziehungsweise steigt zum Teil. Das Durstempfinden kann nachlassen, daher sollten ältere Men- schen darauf achten, ausreichend zu trinken. Auch Rituale, wie eine Teestunde am Nachmittag, können helfen. Manchmal schwindet der Appetit bei Älteren. Was kann man dann tun?

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Darmflora kann Krankheiten heilen

Claudia Düssel-Fues, Ernährungs- und Diätberaterin im Klinikverbund

Wie ernährt man sich als älterer Mensch möglichst gesund? Claudia Düssel-Fues, Ernährungsberaterin im Petrus-Krankenhaus, erklärt, wie eine optimale Ernährung im Alter aussieht und wie sich Mangelerschei- nungen vermeiden lassen. Sie gehört zum Team der Arbeitsgruppe für Ernährung (AG Ernährung). Hier arbeiten Ärzte, Logopäden, Therapeuten, Pflegekräfte und Diätassisten- tinnen interdisziplinär zusammen. Claudia Düssel-Fues: Eine gesunde und ausgewogene Er- nährung sorgt für eine geringere Krankheitsanfälligkeit im Alter. Dazu gehört eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme. Bei einem gesunden Senioren werden anderthalb bis zwei Liter empfohlen. Damit ist nicht nur Wasser gemeint, auch Milch, Buttermilch, Kakao, Tee, Kaffee, Suppen, Säfte und so weiter zählen dazu. Wie sieht eine gesunde Ernährung aus? Claudia Düssel-Fues: Obst und Gemüse sollten täglich ver- zehrt werden. Es kann frisch, tiefgefroren, roh oder gekocht auf den Teller. Auf eine bunte Mischung kommt es an, denn diese liefert gesundheitsförderndes Kalium, Zink, Folsäu- re, Vitamin C, Beta-Carotin, Magnesium und sekundäre Pflanzenstoffe. Vollkornprodukte gehören auch auf den Speiseplan, sie liefern Ballaststoffe und Eiweiß. Eiweiß ist außerdem in Milch- und Milchprodukten, Fleisch- und Wurstwaren, Fisch, Sojaprodukten, Hülsenfrüchten und Nüssen enthalten. Hochwertige pflanzliche Öle wie Rapsöl, Leinöl und Olivenöl sollten den Speiseplan ergänzen. Fett Kann man mit der Ernährung ein gesundes Altern positiv beeinflussen?

Prof. Dr. Andreas Erhardt, Chefarzt der Gastroenterologie im Petrus-Krankenhaus, hat in Wuppertal ein „Mikrobiota Meeting“ veranstaltet. Neun Wissenschaftler und Ärzte aus ganz Deutschland referierten dort über den aktuellen Forschungsstand zur Darmflora. Vitamin W sprach mit ihm über die neuesten Erkenntnisse.

die können in unseren Kreislauf übergehen. Das spielt na- türlich eine Rolle. Und diese Bakterien haben dreihundert­ mal mehr Gene als der Mensch. Wir vererben also nicht nur unsere Gene an unsere Kinder, sondern auch die Gene unserer Darmflora, unser Mikrobiom. Was gab es für neue Erkenntnisse bei der Tagung? Prof. Erhardt: Thrombose und thrombo-embolische Kom- plikationen hängen ganz wesentlich von der Zusammenset- zung unseres Mikrobioms ab. Die Mikrobiom-Zusammen- setzung hat einen großen Einfluss auf den Faktor VIII, der die Blutgerinnung steuert. Das spielt auch eine Rolle bei koronaren Herzerkrankungen und Arteriosklerose. Heißt das, dass man durch die Zuführung bestimmter Darmbakterien solche Krankheiten verhindern kann? Prof. Erhardt: So kann man das noch nicht sagen. Im Augen- blick wissen wir nur, dass das Mikrobiom das beeinflusst. Inwiefern wir eingreifen können, ist eine andere Frage. Das Mikrobiom ist ein komplexes Ökosystem und ein Super- Organismus, der extrem dicht mit unserem Organismus vernetzt ist. Um die Komplexität dieser Veränderungen be- greifen zu können, brauchen wir Bio-Informatiker. Das funk- tioniert nicht mehr alleine mit Versuch und Beobachtung.

Was ist das Mikrobiom genau? Prof. Dr. Andreas Erhardt: Als Mikrobiom versteht man die Gesamtheit aller Bakterien, Phagen (Viren) und Pilze, die wir im Darm tragen. Wir Mediziner begreifen zunehmend das Mikrobiom als eigenständigen „Organismus“. Das Mikrobiom hat eine größere Bedeutung für die Gesundheit als bisher angenommen? Prof. Erhardt: In der Summe haben wir 100 Billionen Bak- terien in unserem Darm. Diese 10.000 Arten von Bakterien produzieren hundertmal mehr Stoffe als unser Körper, und

Chefarzt Prof. Dr. Andreas Erhardt Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie Tel 0202 299-2322

gastroenterologie.kh-petrus@cellitinnen.de www.petrus-krankenhaus-wuppertal.de

Petrus-Krankenhaus | Carnaper Str. 48 | 42283 Wuppertal

Vitamin W – Das Gesundheitsmagazin für Wuppertal – Ausgabe 1.2019

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