Blickpunkt Schule 2/2023

liche Gesinnung im Geiste der Völker verständigung. Die Schülerinnen und Schüler sollen ethische Normen sowie kulturelle und religiöse Werte ken nenlernen, reflektieren und auf dieser Grundlage eine Orientierung für das eigene Handeln gewinnen. Darüber hinaus reflektieren die Schülerinnen und Schüler demokratische Normen und Werthaltungen im Sinne einer historischen Weltsicht und ziehen Rückschlüsse auf das eigene Leben in der Gemeinschaft. Gleichfalls fächer übergreifend ist in den Kerncurricula für die gymnasiale Oberstufe inter kulturelle Kompetenz im Sinne des Stiftens kultureller Kohärenz veran kert. Leitfach Politik und Wirtschaft Inhaltlich ist die politische Bildung insbesondere angebunden an die Fä cher des gesellschaftswissenschaftli chen Aufgabenfeldes; sie findet je doch auch in anderen Fächern statt, beispielsweise über die Lektüre im Fach Deutsch oder in den modernen Fremdsprachen. Auch im Fach Ge schichte spielt der Aspekt der politi schen Bildung auf der Basis der Grundrechte und der Hessischen Ver fassung eine wichtige Rolle. Das Fach hat in Hessen – zusammen mit den Fächern katholische und evangeli sche Religion – Verfassungsrang und muss in Hessen durchgehend in der gymnasialen Oberstufe belegt wer den. Das Leitfach der politischen Bildung ist in Hessen das Fach Politik und Wirtschaft, das an allen allgemeinbil denden Schulen in der Sekundarstufe I und II sowie an beruflichen Schulen unterrichtet wird. An Gesamtschulen ist das Fach integrativer Bestandteil des Fachs ‘Gesellschaftslehre’. Das Fach Politik und Wirtschaft wurde nach dem Regierungswechsel 1999 in Hessen unter der Führung einer CDU- und FDP-Regierung eingeführt. Zuvor wurde an den Schulen das Fach Sozi alkunde unterrichtet; wirtschaftliche Themenstellungen hatten in diesem Fach keine curriculare Verankerung

und gesellschaftlich verantwortungs bewusste Bürgerinnen und Bürger und zugleich tragende Akteure politi scher und wirtschaftlicher Handlun gen und Prozesse zu befähigen, die gegenwärtige Politik, Wirtschaft und Gesellschaft angemessen wahrzu nehmen und sich in diesen Domänen zu orientieren. Das beinhaltet, indivi duelle Handlungen in die Zusammen hänge gesellschaftlicher Strukturen sowie Macht- und Herrschaftsverhält nisse einzuordnen und damit die eige nen politischen und wirtschaftlichen Lebensbedingungen zu verstehen, ak tiv und verantwortungsvoll an den ge sellschaftlichen Selbstverständi gungsdiskursen sowie Entschei dungsprozessen teilzunehmen und die Gesellschaft bewusst aufgrund der eigenen Interessenlage im Rah men des Verfassungskerns des Grundgesetzes demokratisch mit zu entwickeln. Insbesondere ist in die sem Kontext auf das Themenfeld ‘Hi neinwachsen in Gesellschaft – Politi sche Sozialisation’ in der Einfüh rungsphase (E1.3) und auf das Thema des ersten Kurshalbjahres der Qualifi kationsphase (Q1) ‘Demokratie im po litischen Mehrebenensystem’ hinzu weisen. Besonderer Wert wird in den hessi schen Kerncurricula darauf gelegt, dass das Fach dem Beutelsbacher Konsens verpflichtet ist. Dazu gehört – neben dem Überwältigungsverbot und der Schülerorientierung – auch das Kontroversitätsgebot. Bei den Schülerinnen und Schülern sollen Kompetenzzuwächse ermöglicht wer den, ohne dabei das Recht der Ler nenden auf individuelle Meinungs- und Urteilsbildung einzuschränken (‘Überwältigungsverbot’). Inhalte po litischer und ökonomischer Bildung, die in den Wissenschaften und in der Politik offen und kontrovers diskutiert werden, sollen auch im Fach Politik und Wirtschaft kontrovers behandelt werden (‘Kontroversitätsgebot’). Die se Prinzipien sind auf alle Dimensio nen des Faches zu beziehen. Darüber hinaus ist auch das Aktua litätsprinzip im Fach Politik und Wirt schaft eine wichtige didaktische An

und wurden im Unterricht lediglich vereinzelt aufgegriffen. Die Fächerkombination ergibt sich daraus, dass Politik und Wirtschaft in einer so engen gegenseitigen Abhän gigkeit stehen, dass weder Politik oh ne Ökonomie noch Ökonomie ohne Politik verstanden werden kann. Schülerinnen und Schüler müssen als zukünftige Staatsbürgerinnen und Staatsbürger darauf vorbereitet wer den, auf der politischen Ebene Ent scheidungen zu treffen, die letztlich auch ökonomische Konsequenzen ha ben können. Will man begreifen, wel che Auswirkungen die Wirtschafts-, Finanz- und Eurokrise haben, welche Überlegungen hinter den sozialen Si cherungssystemen stehen und welche Effekte die Globalisierung hat, dann muss man ökonomische Sachverhalte im politischen Kontext erörtern, wie es derzeit in nahezu allen Bundesländern üblich ist. Das Fach Politik und Wirtschaft för dert auf der Grundlage der freiheit lich-demokratischen Grundordnung, also des Grundgesetzes sowie der Hessischen Verfassung, jene Fähigkei ten, Fertigkeiten und Bereitschaften, die es den Lernenden ermöglichen, als mündige Person, d.h. autonom und verantwortungsvoll, an der de mokratischen Öffentlichkeit teilzu nehmen und sich an der Diskussion und Lösung grundlegender Fragen und Probleme aus Politik, Gesell schaft, Recht und Wirtschaft zu betei ligen. Blickt man auf das Inhaltsfeld ‘Demokratie’ im Kerncurriculum für die Sekundarstufe I, so wird deutlich, dass in dessen Rahmen Aspekte der Rechtsstaatlichkeit, insbesondere der Grundrechte, der Gewaltenteilung, der Volkssouveränität, des Pluralis mus und der Parteiendemokratie, so wie Elemente gesellschaftspolitischer Partizipation zu behandeln sind (vgl. Kerncurriculum Politik und Wirtschaft für die Sekundarstufe I, S. 25) . Im Kerncurriculum Politik und Wirt schaft für die gymnasiale Oberstufe (KCGO) wird explizit ausgeführt, dass der Unterricht in diesem Fach an dem Ziel ausgerichtet ist, Lernende als zu künftige mündige, d. h. autonome

Politische Bildung

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SCHULE

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