Blickpunkt Schule 2/2023

rungsprobe wahr […], der sie im Re gelfall gerne aus demWeg gehen« (Besand, 2014, S. 135). Lehrkräfte wünschen sich häufig ein fundierteres Fachwissen und Handlungskompe tenzen im Umgang damit, sie haben das Gefühl, alleine mit auftretenden Problemlagen zurechtkommen zu müssen (Behrens, 2014) . Hier schließt das Modellprojekt ‘Starke Lehrer – starke Schüler’ mit einem umfassen den Ansatz zur Fortbildung im Um gang mit antidemokratischen Haltun gen in Schule und Unterricht, zur Stärkung der demokratischen Schul kultur und zur Kooperation zwischen Schule und außerschulischen Bil dungsträgern an. Die zentrale Annah me dabei lautet, dass Lehrerinnen und Lehrer eine Schlüsselrolle bei der Demokratiebildung einnehmen – und das insbesondere, wenn Demokratie bildung nicht nur als Präventions-, sondern auch als Bildungsaufgabe verstanden wird (Gessner, 2020) . Zum hessischen Modellprojekt Sechs berufliche Schulen wurden aus gewählt, an dem hessischen Modell projekt teilzunehmen. Jeweils drei Lehrkräfte bilden ein Lehrkräfteteam, das über den Projektverlauf hinweg regelmäßig an Fortbildungsveranstal tungen teilnimmt. Das Projekt beruht auf drei Säulen: (1) der inhaltlichen Fortbildung der Lehrkräfte, (2) der Begleitung der Lehrkräfte und Schu len durch Beraterinnen und Berater und (3) der Fortbildung der Lehrkräfte zu kollegialen Fallberaterinnen und Fallberatern. (1) Ziel der Fortbildungen ist es, die professionellen Urteils- und Handlungskompetenzen der Lehr kräfte im Zusammenhang mit an tidemokratischen Einstellungen und Verhaltensweisen zu fördern. Die Lehrkräfte erwerben und ver tiefen hierzu ihr Wissen; etwa zu Rechtsextremismus, zu Formen gruppenbezogener Menschen feindlichkeit wie Antisemitismus oder Rassismus, zu den Sozialisa tionsprozessen im jungen Erwach

Das Modellprojekt wird von einem Beirat beratend begleitet. Der Beirat setzt sich aus Vertreterinnen und Ver tretern der projektbeteiligten Partner und sechs Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis zusam men. Darüber hinaus wird das Projekt durch Prof. Dr. Rico Behrens und Ste fan Breuer von der Katholischen Uni versität Eichstätt-Ingolstadt wissen schaftlich begleitet und evaluiert. Beide waren schon an der Umsetzung des ersten Modellprojekts in Sachsen beteiligt und sind von der Robert Bosch Stiftung auch mit der Evaluati on der Standorte Niedersachsen und Brandenburg beauftragt. Ergänzend zur externen Evaluation wird das Pro jekt auch vom Marburger Projektteam wissenschaftlich begleitet. Eine aktu elle Teilstudie untersucht etwa die Perspektiven der Schülerinnen und Schüler in der dualen Ausbildung auf Demokratie, gesellschaftliche He rausforderung und ihren Politikunter richt. Die Erkenntnisse dieser Teilstu die können dazu beitragen, anschlie ßend »tragfähige fachdidaktische und pädagogische Konzepte« (Zurstras sen, 2022, S. 28) für politische Bil dung an berufsbildenden Schulen zu entwickeln. Einblick in einen Workshop: Antidemokratische Haltungen identifizieren, einordnen und entgegen treten Nachdem die Schulen für die Teilnah me an dem Modellprojekt ausgewählt wurden, fand am 19. und 20. Septem ber 2022 in Marburg der erste Fortbil dungsblock statt. Im Zentrum stand zunächst die Frage, was unter antide mokratischen Haltungen alles zu ver stehen sei. Um ein Reflexionsrahmen zur Beantwortung dieser Frage zur Verfügung zu stellen, fand eine Ein führung in das Konzept der gruppen bezogenen Menschenfeindlichkeit statt. Darunter wird eine Vielzahl von Phänomenen zusammengefasst, die sich einer Ideologie der Ungleichwer tigkeit bedienen und damit das Gleichheitsversprechen der Demokra

senenalter und zur Rolle digitaler Erscheinungsformen von Extre mismus. Zur Ausbildung von Handlungskompetenzen und einer professionellen Haltung (Gessner, Becker & Klingler, i. E.) wird dieses Wissen in der anwendungsbezo genen Fallarbeit herangezogen. Auch die Vernetzung mit außer schulischen und lokalen Bildungs trägern, um so ein übergreifendes Unterstützungsnetzwerk zu schaf fen, wird initiiert. (2) Die Lehrkräfte und Schulen wer den während der Projektlaufzeit von Beraterinnen und Beratern des Beratungsnetzwerkes Hessen be gleitet. Diese bringen ihre Experti se in der systemischen Beratung, der Prozessbegleitung und der de mokratischen Schulentwicklung ein. Gemeinsammit den Berate rinnen und Beratern entwickeln die Lehrkräfte in diesem Zusammen hang Ziele und Strategien für den Umgang mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen, erarbeiten Konzepte zur Stärkung der demo kratischen Schulkultur und adres sieren konkrete Vorfälle aus dem Alltag der Lehrkräfte. (3) Schließlich erhalten die Lehrkräfte eine Ausbildung in der fallspezifi schen, kollegialen Beratung. Da durch werden sie in die Lage ver setzt, in Zukunft Kolleginnen und Kollegen an ihrer Schule und darü ber hinaus zu unterstützen, mit außerschulischen Bildungsträgern zu vernetzen und an weiterführen de Beratungsangebote zu vermit teln. Nach dem Ende des Modellprojekts sollen bewährte Projektbestandteile in die Regelstrukturen der hessi schen Lehrkräfteaus- und -fortbil dung überführt werden. Dazu unter stützt die Hessische Lehrkräfteaka demie das Marburger Projektteam schon während der Projektlaufzeit bei der Entwicklung der Angebote. Das sächsische Modellprojekt (2015 bis 2018) etwa wurde zu einem An gebot für alle Schulformen ausge weitet (Transferstelle politische Bil dung 2022).

Politische Bildung

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SCHULE

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