Blickpunkt Schule 2/2023

heit. Folglich stehen Handlungs- und Zukunftsorientierung in einem ständigen produktiv nutzbaren Spannungsverhältnis mit einem re flexiven und kritischen Umgang mit Geschichte und Geschichtsbildern. Das Hessische Kultusministerium bie tet zahlreiche Anknüpfungspunkte für die Erinnerungskultur als Gegenstand historisch-politischer Bildung. Dies gilt für Lehrpläne, Curricula, Prüfungsan forderungen aller Bildungsgänge, Aus- und Fortbildung von Lehrkräften sowie anderen in der Schule tätigen pädagogischen Fachkräften. An folgenden Orten in Hessen hal ten Kolleginnen und Kollegen zur Un terstützung der Museums-, Archiv- und Gedenkstättenpädagogik Fortbil dungen ab, erarbeiten Unterrichtsma terialien und/oder betreuen Schüle rinnen und Schüler vor Ort: • Gedenkstätten zur Aufarbeitung SED-Diktatur: Hier die Grenzge denkstätten Point Alpha und Schiff lersgrund. Die Programme vor Ort beinhalten vielfach auch Zeitzeu gengespräche, die sich mit der Zeit der deutschen Teilung und des Kal ten Krieges, dem Leben an und mit der Grenze, dem DDR-Grenzregime sowie der Aufarbeitung der SED Diktatur im Allgemeinen befassen. • Gedenkstätten zur Aufarbeitung NS-Diktatur: Hier wird vor allem in Hadamar an die Opfer der national sozialistischen Euthanasiemorde erinnert, in Breitenau an die Ver folgten in dem ehemaligen Konzen trations- und Arbeitserziehungsla gers, in Trutzhain an die Situation im ehemaligen Kriegsgefangenen lager und in Stadtallendorf an den Einsatz von Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie. • Archive sind die Labore der Histori ker. Das Hessische Hauptstaatsar chiv Wiesbaden und die Staatsar chive Darmstadt und Marburg bie ten beispielsweise Schulungen im Handschriftenlesen oder Online Gespräche mit Zeitzeugen an. Be sonders zu erwähnen sind im Hauptstaatsarchiv die digitalen Zeitzeugen aus dem Frankfurter Auschwitz-Prozess und die dazuge

hörigen Materialien, die dauerhaft auf der Homepage abrufbar sind. • Das Fritz Bauer Institut zur Ge schichte und Wirkung des Holo caust führt Forschungsprojekte durch und organisiert Ausstellun gen, Fachtagungen und entwickelt schulische und außerschulische Bil dungsangebote. • Das Jüdisches Museum bietet Workshops, Führungen und Bil dungsprogramme für Schulklassen über jüdisches Leben, jüdische Ge schichte und Religion in Frankfurt und der Rhein-Main-Region an. • Der Hessenpark bietet Rundgänge mit Fachausstellungen um ausge wählte Gebäude und Geschichten ihrer früheren Bewohner für Schul klassen an. Bedeutsame Orte der Erinnerung für Schulen sind Mahn-, Gedenk- und Begegnungsstätten, Kriegsgräber stätten sowie Museen, Archive, Stif tungen, historische Vereine, Verbände und Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. Eine wichtige Unterstützung imHin blick auf Erinnerungskultur erfahren Lehrkräfte auch bei der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung (HLZ), die zum Beispiel für Schulen Zeitzeugenlesungen und Gespräche anbietet und Fahrten zu Gedenkstät ten, Ausstellungen und andere Vorha ben des Erinnerns und Gedenkens mit finanziellen Zuwendungen unterstützt. Über folgenden Link https://hlz. hessen.de/angebote/erinnerungs kultur/fahrten-zu-gedenkstaetten/ gedenkstaettenkarte/ gelangen Sie zu einer Gedenkstättenkarte. In dieser Karte finden Sie Gedenkstätten zu den Themenfeldern Aufarbeitung der NS-Diktatur und der SED-Diktatur, Orte des jüdischen Lebens sowie Orte der Demokratie und weitere themen

Der Autor

Politische Bildung

Ulrich Zoller ist Oberstudienrat am Kaiserin-Friedrich-Gymna sium Bad Homburg mit den Fä chern Biologie, ev. Religion, Ge schichte, Politik &Wirtschaft, Sport und derzeit abgeordnet an das Referat Z.4 des Hessi schen Kultusministeriums

pathie und Respekt gegenüber den Opfern sowie Wertschätzung ge genüber Menschen mit Zivilcourage und Widerstandsgeist. • Kultursensibles und multiperspek tivisches Erinnern weist auf die un terschiedlichen Erfahrungen, Ver ständnisse und Bewertungen von historischen Ereignissen und Ent wicklungen hin, die Schülerinnen und Schüler unserer heutigen mul tikulturell geprägten Gesellschaft mitbringen. Daher müssen die di daktischen Prinzipien der Multiper spektivität und der Kontroversität in der historisch-politische Bildung stärker berücksichtigt werden. Es geht um die ständige selbstständi ge Reflexion von Geschichtsdeu tungen und die aktive Beteiligung an historischen und gesellschaft- lichen Kontroversen. • Reflexives Erinnern thematisiert auch das Nicht-Erinnern, das Nicht-Erinnern-Wollen oder Nicht Erinnern-Können und erfordert ei nen kritischen Umgang mit Ge schichte sowie mit Ausformungen von Geschichtspolitik und histo risch-politischer Bildung. Der Be zugspunkt der Erinnerungskultur ist hier die Gegenwart und Zukunft und gerade nicht die Vergangen

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bezogene Initiati ven/Institutionen. Ebenso können Sie über den QR-Code die Gedenkstätten karte einsehen.

SCHULE

1 Erinnern für die Zukunft, Empfehlungen zur Erin nerungskultur als Gegenstand historisch-politi scher Bildung in der Schule (Beschluss der Kultus ministerkonferenz vom 11. Dezember 2014).

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