Blickpunkt Schule 2/2023

Lehrermangel an deutschen Schulen Vorschläge der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission D eutschland – Bildungsland , diese Überschrift scheint in den letzten Jahren, vielleicht schreitet, was auch durch (Arbeitszeit-) Studien belegt wird. ten inTeilzeit arbeiten oder ihren Ruhe stand vorziehen (müssen). Und dies sind zumüberwiegendenTeil gerade die

Klartext

Fakt ist, dass bereits durch das Ge burtsjahr einer Lehrkraft abgesehen werden kann, wann diese das Alter für ihren ‘regulären Eintritt’ in den Ruhe stand erreicht hat. Fakt ist, dass jeweils sechs Jahre vor der Aufnahme eines neuen Grund schuljahrgangs die voraussichtlich zu erwartende Schülerzahl in etwa fest steht, da Übergangsquoten relativ gut prognostiziert werden können. Einzig die plötzliche und drastische Erhöhung der Schülerzahl durch aus Krisengebie ten zugewanderte Schulpflichtige ist ei ne Zahl, die imVorfeld nicht in die all jährlichen Berechnungen einfließen konnte bzw. kann. Fakt ist, der Lehrerberuf ist nicht attraktiv genug, sondern ziemlich kräftezehrend! Dies hat verschiedenste Ursachen, sicherlich spielt Lärmaber dabei eine nicht unwichtige Rolle. Der Lärmpegel in Schulen ist heute weitaus höher als früher, aber nur wenige Schulträger und Dienstherren haben sich dieses Pro blems trotz unzähliger Mahnungen Be troffener und entsprechender Forde rungen aus den Erkenntnissen von Schulbegehungen rechtzeitig durch zumBeispiel baulicheVeränderungen adäquat angenommen. Wer als Dienstherr bzw. politischVer antwortlicher die Ausgaben für Bildung nur von den knappenmonetärenVor gaben des jeweiligen Kultushaushaltes abhängigmacht oder mit diesen Res sourcen teure sogenannte ‘Projekte‘ durchführt, statt Einstellungskorridore für die jeweils Besten eines Jahrgangs zu schaffen, gleichzeitig Entlastungen für die Lehrkräfte imSystemvergisst und auch vernünftige und für beide Seiten angemessene Arbeits- bzw. Al tersteilzeitmodelle ablehnt, darf sich nicht wundern, wenn viele Lehrerinnen und Lehrer bereits vor demErreichen des regulären Ruhestandalters so aus gebrannt sind, dass sie auf eigene Kos

sogar Jahrzehnten, inVergessenheit geraten zu sein. Vor einem Fehl an Leh rerinnen und Lehrern haben Lehrerver bände die politischVerantwortlichen bereits vor geraumer Zeit lautstark – leider aber erfolglos – gewarnt und vie le Maßnahmen, die zur Erhöhung der Attraktivität dieses schönen Berufes beitragen, vorgeschlagen. Nun hat die StändigeWissenschaftliche Kommissi on Empfehlungen »zumUmgangmit demakuten Lehrkräftemangel« [vgl. www. kmk.org] als ‘Notmaßnahmen’ deklariert und trotz desWissens umdie hohen Belastungen, denen Lehrerinnen und Lehrer bereits jetzt ausgesetzt sind, der Kultusministerkonferenz vor gelegt. Allein der Beginn der Über schrift ‘Einsatz optimieren, Bedarf sen ken: …’ lässt nichts Gutes ahnen und eröffnet demRotstift rechnerisch [Streich- und andere] Möglichkeiten. Fakt ist, dass Schülerinnen und Schüler ein Anrecht auf qualitativ hochwertigen Unterricht in Gruppen von akzeptabler Größe für eine mög lichst gute individuelle (Aus-)Bildung haben, auch damit ‘Deutschland – Bil dungsland’ in Zukunft nicht weiter zur Worthülse verkommt. Fakt ist, dass die Institution Schule vomDialog aller an ihr Beteiligten (Schüler-, Eltern- und Lehrerschaft) lebt, und dass dieser möglichst in Prä senz stattfinden sollte. Fakt ist, dass sich unsere Lehrerin nen und Lehrer durch ihr sehr hohes Engagement auszeichnen, was sich vor allen Dingen auch zuletzt in den Jahren der Corona-Pandemie sehr deutlich gezeigt hat. Dieser Einsatz nimmt beim überwiegenden Anteil der Lehrkräfte häufig ein Maß an, das ungesunde Fol gen für die Betroffenen nach sich zie hen kann. Fakt ist, dass ein hoher Prozentsatz unserer Lehrkräfte ihre vorgeschriebe neWochenarbeitszeit bei Weitemüber

Leistungsträger des Systems Schule, die wiederum für die Qualitätsentwicklung besonders benötigt würden. Nachfolgend finden Sie persön- liche Anmerkungen zu einigen Vorschlägen der StändigenWissen schaftlichen Kommission: • Der Ansatz der individuellen Förde rung ist bei einer in allen Schulformen heterogener werdenden Schüler klientel völlig berechtigt, lässt sich aber in Klassen und Kursen vonmehr als zwanzig Schülerinnen und Schü lern, geschweige denn bei Gruppen größen von dreißig undmehr Wissbe gierigen durch eine Lehrkraft kaum bzw. gar nicht durchführen. Die not wendige Förderung der schwächeren Schülerinnen und Schüler benötigt viel Zeit; damit wird der verbleibende Zeitrahmen für die anderen Schüle rinnen und Schüler geringer. Der Vor schlag der StändigenWissenschaft lichen Kommission, die Klassenfre quenzen gerade in der aus entwick lungspsychologischer Sicht wichtigen und anspruchsvollen Mittelstufenzeit zu erhöhen, scheint daher mehr als kontraproduktiv zu sein. • Zunehmend binden bürokratischeTä tigkeiten Zeit der Lehrkräfte, dadurch wird deren pädagogische Hauptauf gabe immer stärker eingeschränkt bzw. ihr Arbeitspensum stetig erhöht. Der Vorschlag nach demEinsatz nicht pädagogischen Personals inVerwal tung usw. scheint vernünftig und vo rausschauend zu sein. Technische As sistenten könnten die nicht pädago gischen Aufgaben an Schulen erledi gen und somit Lehrerinnen und Leh rern Zeitfenster für ihre pädagogischen Aufgaben schaffen. Die folgendenVorschläge scheinen demVorhaben, qualitätsreichen und guten Unterricht zu sichern, dia metral entgegenzustehen bzw. muten gar als sittenwidrig an:

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SCHULE

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