Blickpunkt Schule 2/2023

Leitlinien und Empfehlungen einer demokratischen Auseinandersetzung Z ur sachlichen und rationalen Debatte gehört es, dass man nicht nur das als Tatsache ak Eine gewisse Demut an den Tag zu legen, wenn man entgegenstehende Auffassungen wahrnehmen muss, drückt einen Respekt aus, der eingeübt werden muss.

auf Halbbildung beruhende Denken. Politische Bildung, darauf möchte ich besonders hinweisen, findet deshalb tagtäglich statt, wird über wichtige Nachrichten agenturen weiterbefördert und stellt ein Politikfeld dar, das in freien Gesellschaften starke und eigentlich noch mehr Aufmerk samkeit verdient, denn in Dikta turen findet sie, wie bereits er wähnt, natürlich ohnehin, top- down-gelenkt, indoktrinierend statt, dient sie der Manipulation der Bürgerinnen und Bürger, die dort, siehe aktuell Russland, sich deshalb gerade keine freie Mei nung bilden können. So gesehen ist so etwas wie der Beutelsba cher Konsens in diesem Russland unvorstellbar. Demokratieverteidigung und Demokratiebehauptung – zen trale Gegenstände politischer Bildung – sind in Europa, nach einer jahrzehntelangen friedli chen Entwicklung, keine Selbst verständlichkeiten mehr. Die Beachtung der politischen Kultur eines Landes, ihres demo kratischen Selbstbewusstseins, beschäftigt nicht nur das Feuille ton der Tageszeitungen, sondern ist zu einemTopthema auf der Agenda der Tagespolitik gewor den. Die erwähnte Paulskirchen thematik ist längst keine nur his torische Angelegenheit mehr. Politische Bildung ist zu einer gesamtgesellschaftlichen Auf gabe geworden, deren Grundle gung und praktizierter Einübung in den Schulen, wie ich ausführ te, besondere Aufmerksamkeit gebührt. Von daher gesehen sind die Leitlinien eines demokratischen Umgangs miteinander in Schulen zu reflektieren, die in der Hand reichung für hessische Lehrkräfte ‘Grundrechtsklarheit, Wertever mittlung, Demokratieerziehung’ entwickelt wurden und als Emp fehlungen hier abschließend ih ren Ort haben sollen.

Politische Bildung

zeptiert, an was man ohnehin glaubt. Halbwahrheiten, Verschwörungstheo rien und Gerüchten muss entgegenge treten werden. Die Bereitschaft, neue Informatio nen aufzunehmen und zuzulassen, so wie einräumen zu können, dass der Diskussionsgegner vielleicht ein gutes Argument vorgetragen hat, hebt das Niveau jeder Auseinandersetzung. Unterschiedliche Perspektiven und Alternativen aufzuzeigen, bereichert jede Diskussion und zeugt von Kennt nis der Materie. Eine Diskussion vorzu bereiten, setzt voraus, sich vertieft mit der Materie zu beschäftigen. Ober flächlichen Betrachtungen wird auf diese Weise vorgebeugt. Allgemeines Misstrauen gegenüber der bundesdeutschen Qualitätspresse und gegenüber den Medien generell zu kultivieren, kann nicht Bestandteil ei ner seriösen Diskussion sein. Kritik muss begründet vorgetragen werden können. Einseitige Berichterstattung soll als solche erkannt werden und kann nicht Quelle einer soliden Urteils bildung sein. Das Kriterium der Einsei tigkeit sollte im Klassenverband Ge genstand von Kritik sein. Andersdenkende anzuhören und ih ren Standpunkt wiederzugeben, doku mentiert eine gehobene Diskussions kultur.

Argumente für oder gegen eine Mei nung zu sammeln, die nicht nur in ei nem sogenannten Echoraum verwen det werden, ist unerlässliche Basis ei ner Erörterung. Die Quelle für gravie rend ausfallende Argumente muss all gemein nachprüfbar und umstandslos belegbar sein. Die Quelle muss zudem Mindestanforderungen von Seriosität genügen. Andersmeinende sogar aufzufor dern, ihre Argumente vorzutragen, zeugt von einem guten Stil in einer Auseinandersetzung. Dadurch wird auch die Anerkennung der Diskussi onspartner gewährleistet – sofern die se sich ihrerseits auf diese Fairness im Umgang verstehen. Demokratie bedeutet nicht, dass prinzipiell Kritik an bestehendenVer hältnissen gut ist. Eine Überprüfung der Stichhaltigkeit von Kritik ist zu erwarten. Nicht jede wahrgenommene Äußerung in den Medien und in der Öffentlichkeit sollte unkritisch akzeptiert werden. Das A und O der politischen Ausei nandersetzung in Demokratien ist es, Argumente zu begründen. Schlecht dagegen ist es, wenn einfach nur Be hauptungen aufgestellt werden – noch dazu, wenn diese gar nicht überprüft werden können.

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Foto: blende11.photo/AdobeStock

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