WeysesBiographie

75 Manthey und spielte Piket mit Carl. Da klingelt es an der Pforte. Frau Manthey sieht zum F e n ­ ster hinaus und sagt: Da kommt Fräulein Fleischer. Die Stubenthür öffnet sich, und herein tritt — nicht Fräulein Fleischer — sondern Henriette Frisch und — Julie Tutein. W ir waren beyde nicht wenig frappirt, fassten uns aber schnell wieder, j a ich hatte nachher die Contenamce viel mit ihr zu singen, und mancherley gleichgültige Dinge mit ihr zu sprechen. Ehe sie zu singen anfing, liess sie sich ein Glas W asser geben, und sang darauf mit etwas zitternder Stimme. Es ging aber immer besser, und zuletzt vergass sie sich so s eh r, dass sie ein paarmal ganz auf die alte Weise, mir die Hand vom Claviere wegnahm , um mir einige Ma­ nieren vorzuspielen. J e tte sass dabey in grösser Herzensangst und wurde bald blass, bald roth. Nachdem wir das Duet «Fra gli amplessi« mit ein­ ander gesungen h a tte n , schlug Julie das Buch zu und drehte sich schnell um, und ich eilte in das andere Zimmer um mich etwas zu erholen. Hier kam Jette zu mir und machte mir Vorwürfe, sagte mir: ich triebe es zu weit, sie wundere sich u. s. w. Bald darauf nahmen sie Abschied, und Julie sähe mich mit einem Blicke an — mit einem Blicke — o, dass ich ihn dir beschreiben könnte diesen Blick! Beschreiben? armseliges W o rt; und wenn sie mich noch unendlich bittrer beleidigt hätte, dieser Blick musste mich mit ihr versöhnen. —

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