WeysesBiographie

85 gerechtigkeit gegen mich selbst zu glauben, ich könne eine Leidenschaft, zu deren Befriedigung mir alle Hoffnung auf ewig vernichtet i s t, eine Leidenschaft, welche die Vernunft zu unterdrücken mir befiehlt, schlechterdings nicht besiegen. Sollte ich in der That ein so eigennütziger Mensch seyn? wegen der mir versagten Erfüllung e i n e s Lieblings­ wunsches grenzenlos unglücklich mich zu fühlen, da so manche andre in so reichem Maasse mir erfüllt sind? Bleibt mir, auch wenn alles mir fehlschlagen sollte, nicht deine Freundschaft? 0 guter tie rm a n n , dieser Gedanke tröstet mich in meinem Schmerze und macht mich fröhlicher in meiner Freude. Und doch bin ich auch gegen dich zuweilen ungerecht; zwar bereue ich es bald wieder und frage mich dann selbst: wie war es möglich! — aber doch konnte ich es seyn. Ich weiss, du nimmst diese kleinen Inconsequenzen für nichts weiter, als was sie sind — für Kinder einer vorübergehenden üblen L a u n e , und liebst mich darum nicht weniger; diess trag t dann eben nicht sehr dazu bey, mich zu bessern. Wir wollen aber darum die Hoffnung nicht aufgeben: mein Ch arak ­ ter könne vielleicht noch dereinst meinem Namen entsprechen, und ich könnte wahrhaft weise wer­ den. Bis dahin wirst du schon fortfahren müssen, mit dem Schwachen Geduld zu haben, und zu bedenken:

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