GOLF TIME 7-2016

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bislang aussetzen mussten. Warum er nicht einfach die bewährten drei Erfolgspartien des Vortages durchspielen ließ und (wenn es denn unbedingt sein musste) die Rookies Chris Wood und Matthew Fitzpatrick gemeinsam ins kalte Wasser schmiss, kann man nicht wirklich verstehen. So opferte der Kapitän ein starkes Team (Stenson, Rose) zugunsten von zwei mittel- mäßigen. Henrik Stenson konnte an der Seite des erschreckend schwachen Matthew Fitz- patrick einfach nichts ausrichten und ihr Match gegen Brandt Snedeker und Brooks Koepka ging mit 3&2 verloren. Justin Rose und Chris Wood jedoch rangen Jimmy Walker und Zach Johnson nach einem zähen Kampf nieder. Auf dem 16. Grün gab es dann einen interessanten Wortwechsel. „Wie macht er sich?“, fragte Clarke den Olympiasieger. „Unglaublich“, schwärmte Rose. „Sein Touch auf den Grüns ist erstaunlich. Er gibt mir soviel Selbstvertrauen. Ich würde jeder- zeit und überall wieder mit ihm spielen.“ Doch offenbar waren das nicht die Worte, die Clarke hören wollte. Hatte er doch längst entschieden, dass Rose und Wood keine Chance als Team bekommen sollten und mehr noch, er wollte Wood bis zu den Singles komplett streichen, um erneut seinen Kum- pel Lee einsetzen zu können. Warum Clarke Rose trotzdem um seine Einschätzung bat, um diese dann komplett zu ignorieren, bleibt sein Geheimnis. Doch es sollte nicht die ein- zige krasse Fehleinschätzung des Kapitäns an diesem Samstag bleiben. Denn die Partie des Tages, zumindest was die zweite Hälfte angeht, spielten Sergio Gar- cia und Rafa Cabrera-Bello. Ausgerechnet gegen das amerikanische Power-Duo Patrick

ROARING BACK Im ersten Matchplay des Final-Tages überboten sich Rory McIlroy und Patrick Reed an emotionalen Ausbrüchen. Kein Wunder: Sie spielten Golf wie von einem anderen Stern

EISKALTE EuRO-puTTER In der ersten Paarung holten McIlroy und Pieters erneut den Punkt für Europa, doch es sollte der einzige aus dieser Session bleiben. Denn während der dritten Auflage des Duells Stenson und Rose gegen Reed und Spieth blie- ben die Putter der Europäer eiskalt, während Reed aus jeder Lage einzulochen vermochte. In den anderen beiden Partien offenbarte sich dann erneut, wie effektiv ein Kapitän einen Ryder Cup beeinflussen kann – zum Guten oder eben zum Schlechten. Ohne Not zerriss Darren Clarke die „Spanische Armada“ und ließ Cabrera-Bello zugunsten Martin Kaymers aussetzen. Der Deutsche steuerte beim Match gegen Phil Mickelson und Matt Kuchar erneut kein ein- ziges Birdie bei. Und Sergio Garcia funktio- nierte ohne seinen Kumpel Rafa nur halb so gut, was in der Summe den nächsten (unnö- tigen) Punktgewinn für Amerika bedeutete. Seinen Kardinalfehler hob sich Darren Clarke dann jedoch für den Schluss auf. Denn er wollte unbedingt testen, ob im Golf eventuell (so wie in der Mathematik) „Minus mal minus plus ergibt“. Im Falle von Danny Willett und Lee Westwood, die zum Ent- setzen der Fans gemeinsam aufgestellt wur- den, ging diese Rechnung erwartungsgemäß überhaupt nicht auf. Dabei hätte es fast so etwas wie ein Mini-Happy-End gegeben. Aber Westwood verschob auf dem 18. Grün kläglich einen Putt aus 60 cm zur Punktetei- lung. Im Laufe des Wettbewerbs wurde so ein Tap-in meist geschenkt. Doch es ging um den psychologisch so wichtigen halben Punkt zum Endstand von 9 zu 7 für die USA, da blieb kein Platz für übertriebene Höflichkeit.

Reed und Jordan Spieth lagen sie nach elf Bahnen mit vier Punkten in Rückstand. Dann jedoch gelangen den Spaniern zwi- schen Bahn 13 und 17 vier Birdies, mit denen sie die Partie ausgleichen konnten. Auf dem 18. Grün rollte sogar der Putt zum Match- gewinn nur knapp am Loch vorbei, doch der halbe Punkt fühlte sich für Europa trotzdem an wie ein Sieg. JedemZuschauer war klar, das Momentum ist wieder auf Seiten der Gäste. T rotz des gewaltigen Rückstandes vom Vormittag hatten es die Blauen geschafft, in der Gesamtwertung wieder bis auf einen Punkt aufzuschließen. Aber bevor bei den europäischen Fans allzu viel Optimismus aufkommen konnte, wurden die Fourball- Paarungen für den Nachmittag bekannt- gegeben.

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Die wohl kurioseste Frage eines amerikanischen Journalisten an Martin Kaymer während der letzten Pressekonferenz vor dem ersten Abschlag: Warum trägt das europäische Team keine Kappen? Kaymer, der mit der Frage absolut nichts anfangen konnte, lachend: „Wahrscheinlich, weil wir unsere schönen Haare herzeigen wollen.“ Die wohl kurioseste Anfeuerung erlebte Martin Kaymer am ersten Tee, beim Auftakt-Match zum Ryder Cup: Ein männ- licher Zuschauer rief lauthals von der Tribüne in deutscher Sprache: „Ich liebe dich...“ Möglicherweise hat da ein Kaymer-Fan etwas missverstanden, war doch der deutsche Mädchenschwarm als einziger der 24 Spieler bei der Eröffnungszeremonie als Single aufmarschiert.

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