VitaminW_01_2018

Titelthema

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men, Schlafstörungen. Werden diese Symptome ignoriert, verstärken sie sich. Die/der Betreffende verliert zunehmend die Freude am Leben; beginnt, sich sozial zurückzuziehen und kommt gedanklich aus den Sorgenkreisläufen über- haupt nicht mehr heraus. Jetzt ist es höchste Zeit, sich Hilfe zu holen! Aschenputtel oder bis dass der Tod… Zu 80 Prozent sind die Pflegenden Frauen. Als Töchter wünschen sie sich manchmal drängend eine späte An­ erkennung durch die Mutter. Sobald der Prinz-Sohn auftaucht, wird die Aschenputtel-Tochter unwichtig, ein Kreislauf von Enttäuschung und Sehnsucht kann in Depres- sionen oder mehr oder weniger verdeckter Gewalt enden. Als Ehefrauen sind sie selbst in einem hohen Alter und werden zunehmend schwächer. Sie fühlen sich dem Verspre- chen, bis zum Schluss für ihren Partner da sein zu wollen, verpflichtet und können sich oft die eigenen Grenzen kaum eingestehen. Auswege Man muss als Pflegende/r nicht alles allein schaffen. Für pflegende Angehörige gibt es eine Reihe von Unterstüt- zungsmöglichkeiten. Viel zu selten werden die Kurzzeit­ pflege von insgesamt sechs Wochen pro Jahr, die Verhin- derungspflege oder Tagespflege-Angebote in Anspruch genommen. Oft gibt es auch in der Familie, Nachbarschaft oder im weiteren Umfeld Menschen, die gern zwischen- durch helfen oder einspringen – man muss sie nur anspre- chen. Wenn wir mal alt sind Die Generation, die heute pflegt, sagt sich sicherlich immer wieder: Ich will das einmal anders machen. Ein wichtiger Schritt der verantwortungsvollen Vorsorge ist eine indivi- duelle Patientenverfügung. Mit einer Vorsorgevollmacht tut man seiner eigenen Familie einen großen Gefallen und entlastet sie bei wichtigen Entscheidungen. Die Pflegereform 2017 Zum 1. Januar 2017 wurden die bisherigen Pflege­ stufen 0, 1, 2 und 3 von den Pflegegraden 1 bis 5 abgelöst. So sollen auch Menschen mit eingeschränk- ter Alltagskompetenz besser in das System der Pflege integriert werden können. Ob jemand pflegebedürftig ist, bestimmt sich ausschließlich nach dem Grad der Selbstständigkeit. Mehr Informationen zum Thema Pflege und Pflegevorsorge gibt es beispielsweise unter www.pflege100.barmenia.de.

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Pflege ist ein Kraftakt

Bei seelischen Belastungen hilft die anonyme Online-Beratung

Die Internetseite www.pflegen-und-leben.de ist ein Hilfe-Portal für Angehörige, Freunde und Nachbarn, die pflegebedürftige Menschen daheim versorgen. Das Angebot bietet neben vie- len Tipps und Hilfestellungen eine kostenlose, psychologische Online-Beratung.

Gesellschaft für ambulante Kranken- und Altenpflege mbH

erwiesen. Die Schriftform bietet die Möglichkeit, sich mehr zu fokussieren und über das nachzudenken, was auf der Seele brennt. Zusätzlich wird aber auch ein Video-Chat angeboten. Erlaubnisraum öffnen In der Online-Beratung von pflegen- und-leben.de darf alles gedacht und alles gesagt bzw. geschrieben werden. Gewissensnöte, Entscheidungsängste oder Schuld- und Schwächegefühle dürfen ausgesprochen werden. Ge- meinsam mit den professionellen Be- raterinnen geht es dann darum, nach Auswegen und Lösungen zu suchen. Nicht in Problemstrudel abtauchen Dauerüberforderung ist ein schlei- chender Prozess. Der Körper be- ginnt mit ersten Reaktionen wie Verspannungen, Verdauungsproble-

Klärungsbedarf wird der/die Betref- fende an eine Beratungsstelle vor Ort verwiesen. Vitamin W hat Imke Wolf, Psychologin, Psychotherapeutin und Leiterin der Online-Beratung pflegen-und-leben.de, gebeten, einige wichtige Themen aus der Beratungs- praxis zu nennen: Anonyme Online-Begleitung Die Online-Beratung von pflegen- und-leben.de kann völlig anonym genutzt werden, weil das Thema, in der Pflege an die Grenzen zu kommen, höchstpersönlich und mit großer Scham, Versagensgefühlen und Gewissensnöten besetzt ist. Jede/r Ratsuchende richtet sich selbst ein di- gitales Postfach ein und kann sich ein- loggen, wann er/sie will. Die Anliegen schriftlich zu formulieren, hat sich als der effektivste Kommunikationsweg

Im Schnitt wenden sich monatlich 100 bis 150 Pflegende an die digitale Beratungsstelle, in der fünf geschulte Psychologinnen und Psychotherapeu- tinnen tätig sind. Jede Anfrage wird individuell beantwortet. Meist sind bis zu acht ausführliche Kontakte not- wendig, bis Lösungswege miteinander entwickelt wurden. Bei weiterem

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Häusliche Krankenpflege Seniorenpflege 24-Stunden-Pflegenotruf

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Imke Wolf

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Vitamin W – Das Gesundheitsmagazin für Wuppertal – Ausgabe 1.2018

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