Blickpunkt Schule 4/2022

letztlich eine Unabhängigkeit vom Lernort ermöglichen sollten. Auch müsse geklärt werden, was weiterhin haptisch und analog gelernt werden solle. Es komme auf reflektiertes Ge stalten an (Austesten, Ausprobieren, Evaluieren). Dies sei eine Daueraufga be. Dafür seien die Lehrkräfte zu pro fessionalisieren; es brauche an den Schulen multiprofessionelle Teams. In der anschließenden Diskussions runde, die der Geschäftsführer Schu leWirtschaft Hessen Matthias Rust moderierte, wurden Ursachen für die als zu langsam empfundene Einfüh rung digitaler Elemente in der Schule erörtert. Es wurde gefordert, mehr Handlungsspielräume zu eröffnen und den (aktuellen) Primat der Ver waltung durch einen Primat der Päda gogik abzulösen. Auch wurden eine Klärung von Zuständigkeiten, eine Unterstützung durch einen Mittelbau aus Technikern und eine systemati sche Verpflichtung der Lehrkräfte zur Aus- und Weiterbildung als notwendig angesehen. Letzteres sah Frau Prof. Ziegler kritisch. Vielmehr solle der ’Zugeffekt’ genutzt und die motiva tionale Ebene angesprochen werden. Ein Appell zur Unterstützung richtete sich direkt an die Wirtschaftsunter nehmen. Lehrkräfte seien häufig durch die unzuverlässige Technik, die in einem Unternehmen zur Pleite füh ren würde, demotiviert. Matthias Rust betonte abschließend, dass gerade die Betriebe auf die in der Schule er worbenen Kompetenzen der Auszu bildenden zurückgreifen wollten. Es schlossen sich die Statements der Abgeordneten des Hessischen Landtags an. Christoph Degen (SPD) sah in digital gestützter Bildung eine Möglichkeit für mehr individuelle För

» Prof. Dr.

derung der Schülerinnen und Schüler sowie zu einer Entlastung der Lehr kräfte. Es müssten gleiche Lehr- und Lernbedingungen in Hessen erreicht werden und die Schulen stärker unter stützt werden (’digitaler Hausmeister’, Datenschutzlösung). Die Dauer der Lehrkräfteausbildung müsse verlän gert werden. Dr. Horst Falk (CDU) wandte sich direkt an die Unterneh men mit dem Appell, mehr Chancen zu geben. Auch ging er auf die Frage des Datenschutzes (Hessen plant ei genes System für die Schulen), die Medienentwicklungskonzepte der Schulen, die Einführung eines Fachs IT-Grundbildung und die Möglichkeit, auch nach Ende der Pandemie zwanzig Prozent des Unterrichts digital statt finden zu lassen, ein. Er regte an, die Kontakte mit den Schulträgern zu in tensivieren. Daniel May (Bündnis 90/Die Grünen) sah dauerhafte Aus wirkungen der Pandemie und hob her vor, dass die Lehrkräfte für eine tolle Entwicklung gesorgt hätten. Systema tische Unterstützung müsse von der Lehrkräfteakademie geleistet werden. Ein Ziel sei, die Individualisierung schulischer Bildung voranzutreiben. In Bezug auf die Infrastruktur sei eine enge Zusammenarbeit mit den Schul trägern anzustreben, da sie die Situa tion vor Ort kennen. Moritz Promny (FDP) drückte seine Wertschätzung gegenüber der Qualität der Bildung in Deutschland und dem Grad der Indivi dualisierung aus. Die infrastrukturelle Ausstattung müsse jedoch funktionie ren. Die Diskussion zur Digitalisierung und ihren Möglichkeiten (unter ande rem die Erhöhung der Chancenge rechtigkeit und des Leistungsniveaus) innerhalb der Gesellschaft müsse deutlich gefördert werden.

Birgit Ziegler

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• Professionalisierung pädagogischer Fachkräfte (auch Quereinsteiger) • Datenbasierte Schulentwicklung • Technische Infrastruktur (Support) • Forschungsbasierte Entwicklung und Implementation (keine Umset zung ungeprüfter Konzepte) In Bezug auf die berufliche Bildung nannte sie folgende Handlungsfelder: • Überblick über Schul- und Ausbil dungsbereiche • Standards zum Übergang Sekun darstufe I/berufliche Bildung (An schlussfähigkeit, Chancen digitaler Medien für die Inklusion, Aufbau von Strukturen) Bilanz und Perspektiven Man müsse, so Prof. Dr. Birgit Ziegler, fragen, wie und in welchen Stufen man vorgehen wolle. Bei der Nutzung digitaler Medien sei zu entscheiden, ob sie nur der Information und dem Wissenserwerb dienen oder Erfah rungsreflexion, eigene Gestaltung von Medien, kooperatives Arbeiten und

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