GOLF TIME 4/2018

CLUB FITTING

KENNEN SIE IHREN DRIVER? I n diesem Beitrag werden wir uns mit einigen interessanten Entwick- lungen der letzten zwei bis drei Saisons beschäftigen und auch ver- suchen zu beleuchten, welche Effekte aus den Spielermöglichkeiten herauszu- holen und um gegebenenfalls auf ein sta- biles Ballflugmuster reagieren zu können. SCHLÄGERBAU DRIVER Aktuelle Material- und Entwicklungstrends.

Stressresistenz aufwiesen und der Ballflug relativ zum Loft sehr flach wurde. Aus dieser Misere wurde sogar eine Marketing- Kampagne geboren. In der Zwischenzeit haben die Entwickler gelernt, welche immensen Folgen das CoG auf die Spiel- barkeit eines Drivers haben kann, und durch die neu erlernten Fertigungsmög- lichkeiten sind sie nun in der Lage, das Design sehr zielgruppenspezifisch anzu- legen. Dieser Umstand wiederum spiegelt sich dann auch in den Fittings wider, die wir regelmäßig machen. Bleiben wir der Einfachheit halber beim Beispiel des Drivers. Anhand der Kopf- form und der Platzierung des CoG kann man als gut geschulter und informierter Fitter schon sehr früh eine Vorauswahl an Köpfen treffen, um die Suche für alle Be- teiligten einfacher zu machen. Im Regelfall hat ein Spieler im Fitting maximal 40 – 50 Schwünge zur Verfügung, bevor die Kraft nachlässt, weil er die Intensität nicht ge- wohnt ist. Viel hilft oft nicht viel, sondern schadet eher. Wenn ein Fitter also einfach nur im Trüben fischt und keine Ahnung von den Stärken und Schwächen der ihm zur Verfügung stehenden Designs hat, wird das Fitting zu lang dauern und die Resultate werden immer schlechter, weil Konzentration und die Kraft des Spielers abnehmen. Spätestens ab Ball Nummer 60 ist es vollkommen egal, welchen Driver man testet – es wird unter Garantie schlecht werden. 2. VARIABILITÄT Ein weiterer Trend der letzten Jahre ist das Thema Verstellbarkeit der Driver. Manche Modelle ermöglichen Änderungen bezüg- lich des Schlagflächenwinkels und des Lie- winkels. Bei anderen kann man zusätzlich noch mit dem CoG spielen und dessen Position verändern, was dann wiederum Auswirkungen auf den Ballflug haben wird. Hierbei handelt es sich um abschlie- ßendes Feintuning, um die letzten Meter

An dieser Stelle eine Bitte an die Spieler, die über ein solch variables Produkt ver- fügen und dummerweise auch noch den Drehmoment-Schlüssel ihr Eigentum nennen: Benutzen Sie diesen bitte höchst spärlich. Sollte Ihr Fitter im Rahmen des Fittings eine bestimmte Einstellung ge- wählt haben, so hatte dies mit Sicherheit einen sehr guten Grund. Lassen Sie das gute Stück einfach so, wie es war und be- schränken Sie sich darauf, die Schraube ab und an zu kontrollieren. Vor allem sollten Sie sehr vorsichtig mit der Interpretation der Verstell-Charts der Lieferanten sein, da diese oft nur einen kleinen Teil der realen Funktionsweise der Adapter abbilden. Für diejenigen unter Ihnen, die mit Englisch als Fremdsprache sehr gut klar- kommen, empfehle ich, folgende Such- begriffe in der Internetsuchmaschine Ihrer Wahl zu nutzen: „Wishon adjustable Driver.“ Sie werden sehr zuverlässig bei einemVideo von Tom Wishon landen, in dem er sehr anschaulich die reale Funktionsweise der bisher verfügbaren Adapter erklärt. In der nächsten Ausgabe werden wir uns mit den aktuellen Trends im Eisenbau be- fassen und ich werde auch hier versuchen, die Effekte ein wenig von den Marketing- aussagen zu trennen. Dies hilft auf jeden Fall bei der Einordnung der Auswirkun- gen auf das eigene Golfspiel und macht Entscheidungen pro oder contra einen möglichen neuen Schläger in der Tasche einfacher. GT

verschiedene Neuerungen auf die Spiel- barkeit für Sie als Golfer haben. Im ersten Abschnitt möchte ich auf die aktuellen Trends im Bereich der Hölzer eingehen. 1. MULTI-MATERIAL- KONSTRUKTIONEN Vor allem der Werkstoff Carbon hat in den letzten Jahren wieder verstärkt Einzug in die Konstruktion von Drivern und teilweise auch Fairwayhölzern gehalten. Carbon ist ein hoch fester, relativ leichter Verbund- werkstoff, der vor allem dazu genutzt wird, mit der eingesparten Masse im Vergleich zu Titan oder Edelstahl im Design spielen zu können. Das Center of Gravity (also der Massenmittelpunkt) hat einen sehr hohen Einfluss auf die Eigenschaften eines Drivers. Die von der Industrie gewählten Marke- ting-Versprechen haben nur leider oft nichts mit der Physik hinter den Behaup- tungen zu tun. Früher war das Credo der Industrie: Das CoG wird nach hinten und unten verschoben, was zu einem hohen Ballstart mit wenig Spin führt. Diese Be- hauptung war leider falsch. Hoher Ball- start stimmt – wenig Spin stimmt nicht. Und zwar aus dem einfachen Grund, weil das CoG nicht sehr weit unten angesiedelt war, sondern über der Nullachse des Kopf- designs. Diese beschreibt die Ebene aus- gehend von der Mitte der Schlagfläche zur hinteren Spitze des Kopfes. Durch andere Konstruktionsmöglichkeiten wurde das CoG dann nach unten/vorne geschoben, was einen hohen Ballstart mit wenig Spin zur Folge haben kann, wenn die Platzierung weit genug unten ist – idealerweise unterhalb der Nulllinie des Kopfdesigns. Das funktionierte zwar, hatte aber zur Folge, dass die Driver keinerlei

JOHANNES HERBIG Jahrgang ’61, Inhaber der Fitting- Schmiede Clubmate Golf in Pfungstadt

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GOLF TIME | 4-2018

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