GOLF TIME 4/2018

TRAINING | SPORTPHYSIO

DR. CHRISTIAN HAID Biomechaniker, Universitätsklinik Innsbruck

VON DEN LIEBEN KINDERN LERNEN H äufig wird Golf sehr ernst genom- men, was wiederum der Weiterent- wicklung des eigenen Schwunges im Weg steht. Wir lernen häufig über Versuch und Irrtum, und Fehlschläge gehö- ren einfach dazu. WAHRNEHMUNG Warum nicht einmal auf der Driving Range sich wie Kinder verhalten. Einfach drauflosspielen, ohne sich etwas zu denken.

den Ball treffen wollen. Aber wie sollen wir schöne Schläge machen, wenn wir die richtige Bewegung nicht einmal ohne Ball zustande bringen. Also empfehle ich mehr Mut zum Experi- mentieren. In den Körper hineinhorchen, wie sich Bewegungen anfühlen. Bälle zu schlagen und zu überprüfen, ob man immer noch den schwingenden Schläger spürt. Freude an der Bewegung haben und über den Platz gehen, ohne zu glauben, man muss jeden Ball gut treffen. Die guten Ergebnisse kommen später von selbst. Wie heißt es bei mir so schön: „Besser schwingen, besser spielen.“ Haben Sie Geduld mit sich selbst! GT

führen, aber sie wollen schon ein Ziel treffen. Das ist wie noch nicht gehen können, aber in zehn Meter Höhe balancieren wollen. Wir sollten es uns leichter machen. Mit Spaß locker Bälle hinausschlagen, nicht zu viel denken und abwarten, wie durch diese spie- lerische Herangehensweise eine reproduzier- bare Schwungbewegung entsteht. Wir werden bemerken, dass unnötige Zusatzbewegungen Fehlschläge wahrscheinlicher machen, dass willentliches weites Schlagen anstrengend ist und wenig Erfolg bringt. Es ist hilfreich, den Schläger einfach zu schwingen, ohne Bodenberührung, ohne

Wir behaupten, Golf nur als Kind richtig lernen zu können, geben uns jedoch nicht die Möglichkeit, wie Kinder zu lernen. Kinder drehen sich nach dem Schlag dreimal um die eigene Achse, machen Luftschläge, und wir lachen. Bei uns muss jeder Schlag passen, Konzentration ist gefordert, wir lassen nichts einfach geschehen und steuern den Schläger- kopf zum Ball. So wird niemals ein guter Golfschwung entstehen. Wie wäre es also mit einem Umfeld, in dem wir uns austoben können, ohne mitleidig belächelt zu werden. Mit einem Golfschläger in den Wald gehen und Fichtenzapfen her- umschießen? Nicht immer genau treffen müssen, sondern spüren, wie der Schlägerkopf durch die Luft saust? Beobachtet man Anfänger auf der Driving Range, dann richten sie sich aus, legen zusätzlich einen Stab auf den Boden, möchten zu einem Ziel spielen. Vor lauter Konzentration auf das Umfeld nehmen sie ihren eigenen Körper nicht mehr wahr. Sie sind nicht imstande, zweimal einen einigermaßen ähnlichen Schwung durchzu-

einen Ball treffen zu wollen. Dabei spüren wir, wie sich ein Schwung anfühlt. Es ist dann schwierig

genug, dieses Gefühl auch zu erlangen, wenn wir

INFO christian.haid@i-med.ac.at

98

GOLF TIME | 4-2018

www.golftime.de

Made with FlippingBook - professional solution for displaying marketing and sales documents online