AKWL MB 3-2014 - 28.04.2014

03 / 2014

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Aus- und FortbildunG

Wissenschaftliche Fortbildungstagung zu „Antiinfektiva“

Mehr als 300 Kolleginnen und Kollegen nahmen am 9. März an der kostenfreien Fortbildungsveranstaltung der AKWL zum Thema „Antiinfektiva“ in Münster teil. Drei spannende Vorträge begeisterten die Zuhörer.

„Antiinfektiva werden in den aller- meisten Fällen als Akutmedikation eingesetzt und sind in der Lage eine bestehende und dauerhafte Pharma- kotherapie aus dem Gleichgewicht zu bringen“, leitete Kammerpräsi- dentin Gabriele Overwiening den Fortbildungsvormittag ein. Der erste Vortrag drehte sich rund um die Fra-

bulanter Versorgung ist laut Kresken deutlich gestiegen. Anschließend referierte Professor Gert Höffken vom Uniklinikum Dresden über ambulant erworbene Atemwegs- infektionen. Laut Höffken werden 75 Prozent aller ambulant eingesetzten Antibiotika bei Atemwegsinfektionen eingesetzt, obwohl 80 Prozent der

Vortrag auf Virusinfektionen der Haut ein. Von humanen Papillomavi- ren(HPV) ausgelöste Warzen treten im Laufe des Lebens bei nahezu jedem Menschen auf. Es ist enorm wichtig, diese frühzeitig und konsequent zu behandeln. Hierzu stehen kerato- lytische Substanzen zur Verfügung. Unterstützend können heiße Hand-

Dr. Ralf Hartmann Fotos (3): Monika Schlusemann

Prof. Dr. Michael Kresken

Prof. Dr. Gert Höffken

ge, ob in Deutschland zu viele Anti- biotika eingesetzt werden. Professor Michael Kresken, Vorstandsmitglied der Paul-Ehrlich-Gesellschaft, stimmt dieser These zu. 2011 wurden in der Humanmedizin 816 Tonnen Antibi- otika verbraucht. 85 Prozent davon entfielen auf den ambulanten Be- reich: „Wir setzen im ambulanten Bereich große Mengen Antibioti- ka mit breitem Wirkspektrum ein“, kommentierte Kresken. Der Anteil von Breitbandantibiotika wie Ce- phalosporinen und Gyrasehemmern hat zugenommen. So kommt es zu Resistenzproblemen, vor allem bei gramnegativen Bakterien wie Esche- richia coli. Der Anteil multiresistenter Erreger in Krankenhäusern und am-

und Fußbäder durchgeführt werden. „Warzen mögen keine Wärme“, so der Dermatologe. Die wichtigsten Vertreter der Herpesviren sind die Herpes-simplex-Viren HSV-1 und HSV-2 sowie das Varizella-Zoster-Virus (VZV). Lippenherpesbläschen sind laut Hart- mann zu 80 Prozent auf HSV-1 zurück- zuführen, während Herpes genitalis zu 80 Prozent auf Typ-2-Viren zurück- geht. Durch Oralverkehr ist aber eine eindeutige Abgrenzung nicht immer möglich. Der Wirkstoff Brivudin sollte wegen der Gefahr einer tödlichen Wechselwirkung niemals gemeinsam mit dem Zytostatikum 5-Fluorouracil eingesetzt werden. Hier die wichtige Frage bei der Abgabe: „Bekommen Sie gerade eine Chemotherapie?“.

Atemwegsinfekte nicht von Bakterien verursacht werden. Häufig ist eine kli- nische Unterscheidung zwischen bak- teriellen und viralen Infekten nicht möglich, so dass Ärzte aus Sicherheits- gründen Antibiotika verschreiben. Dieser nicht sachgemäße Gebrauch ist neben einer schlechten Adhärenz ein Risikofaktor für das Auftreten von Resistenzen. Eine Möglichkeit, den Antibiotikaeinsatz zu reduzieren, ist das Prinzip des sogenannten „Delayed prescribing“, des Verschreibens unter Vorbehalt: Nur wenn sich der Zustand des Patienten weder verbessert noch stabilisiert, wird eine Antibiotikathera- pie durchgeführt. Dr. Ralf Hartmann vom Bundeswehr- krankenhaus in Berlin ging in seinem

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