CF_02_22_web_finale_Fassung

THEMA

Schotteplack

auch Varianten in der Aussprache, Betonung sowie im Sprachfluss. Das kennzeichnet vor allem den rheinischen Dialekt, der aufgrund seiner fortlaufenden Sprachmelo- die oft als ‚Rheinischer Singsang‘ verspottet wird. Dialekte sind aufgrund ihrer jahr- hundertelangen Tradition sehr ursprünglich und bildhaft. Dabei bringen vor allem Redensarten Dinge auf den Punkt. So sagt man auf Kölsch ‚Dä ess von der Läuv (Speicher) en der Keller je- falle‘, was bedeutet: Der ist tief gesunken. Oder am Niederrhein sagt man, wenn jemand keinen Schwung hat: ‚Der hat kein Ka- wuppdich.‘ Das klingt schon so, als hinge jemand nur noch schlaff im Sessel rum – selbst wenn man die Worte gar nicht versteht. Auch im Bergischen gibt es Dialek- te, die unsere Wuppertaler Leser bestimmt kennen. So bringt der Satz ‚Et iss jenug, ich bin schon plüstig.‘ zum Ausdruck, dass man genug gegessen hat und bereits satt und müde ist. Oder die Auffor- derung ‚Giffss mich es et Pitter?‘ ist eine Bitte das Schälmesser zu reichen. Viele Menschen glauben indes, sie hätten weder eine regionale Spracheinfärbung noch sprächen sie einen Dialekt.Wer dann aber in eine andere Region Deutschlands fährt, wird schnell eines Besseren belehrt. Dort nämlich wird man als Rheinländer identifiziert – ohne Unterscheidung, ob aus Kleve, Düren, Köln, Bonn, Wuppertal oder Bad Münstereifel. (C.L.)

Köchehanddoch

hin zu unterschiedlichen Bezeich- nungen für dieselbe Sache am gleichen Ort oder im selben Haus. So heißt das Küchenhandtuch offiziell in der Dürener Mundart ‚Schotteplack‘, was auf sein Karo- muster verweist. Viele Menschen, die dort leben, benutzen aber die Kölsche Variante ‚Köchehand- doch‘, die näher am Hochdeut- schen ist. Am Niederrhein heißt es übrigens ‚Telderduck‘. In Dialekten wird also zumeist etwas danach bezeichnet, wie es aussieht oder wo oder für was man es verwen- det. Bei der Bezeichnung für Fahr-

rad fallen in den Regionen die Einflüsse benachbarter Sprachen auf. Beispielsweise ‚Velo‘ in der Eifel (wie auf Luxemburgisch) oder ‚Fitz‘ im Klever Land (ähnlich wie das niederländische fiets).

URSPRÜNGLICH UND BILDHAFT

Dialekte sind vielfältig und kennen zahlreiche Ausformungen. Das macht sie so besonders und re- gional spezifisch. Natürlich finden sich nicht nur unterschiedliche Worte für dasselbe Ding, sondern

Grafik: Getty Images, Sonja Bender

CellitinnenForum 02 | 2022

13

Made with FlippingBook flipbook maker