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THEMA

Hochdeutsch oder Mundart. Die Lieder von den Bläck Fööss sind zum Beispiel sehr beliebt. Die Band ist schon so lange auf dem Markt, so dass die Lieder auch bei der älteren Generation bekannt sind. Sie werden bei unseren mu- sikalischen Begegnungen im Se- niorenhaus gerne mitgesungen, sofern die Lage der Pandemie das Singen zulässt. So verbindet uns die Musik, egal ob alt oder jung, ob aus Deutschland oder Peru, ob auf Hochdeutsch oder Kölsch. Auch spanische Lieder sind bei den Be- wohnern sehr beliebt, besonders das Weihnachtslied ‚Felíz Navidad‘ wird von allen gerne gesungen. Die kölschen Lieder mit ihren schö- nen Melodien animieren die Bewoh- ner auch zum Mitmachen. Es wird fleißig mitgeklatscht oder geschun- kelt und an der Mimik – seit Corona wegen der Masken nur an den Au- gen - kann man erkennen, dass alle mit viel Freude bei der Sache sind. Auch zu den Mahlzeiten kann ei- nem etwas Kölsches begegnen: zum Beispiel das Gericht ‚Himmel un Ääd‘ aus Kartoffelpüree und Apfelmus. Solche Gelegenheiten geben mir die Chance, mit den Be- wohnern ins Gespräch zu kommen. Zum Beispiel erklären sie mir, dass die Kartoffel im Rheinland auch Erdapfel genannt wird, oder ‚Him- mel‘ für die Äpfel an den Bäumen und ‚Erde‘ für die Kartoffeln in der Erde stehen. Viele kennen dieses Gericht noch aus ihrer Kindheit oder Jugend und freuen sich, wenn es so ein traditionelles Essen im Seniorenhaus gibt. Das weckt Er-

‚bald‘, weil ich natürlich weiß, dass die Kaffeemaschine noch einige Minuten braucht. Leider ist durch Corona die Kom- munikation schwerer geworden, denn dadurch, dass wir bei der Arbeit eine Maske tragen, fehlt die Mimik in der Kommunikation mit den Bewohnern. Sie können nicht sehen, ob wir sie zum Beispiel freundlich anlächeln. Auch Singen war und ist teilweise nicht oder nur eingeschränkt erlaubt und somit sind viele Dinge, die für uns im- mer normal waren, in Zeiten der Pandemie nicht oder nur einge- schränkt erlaubt. In Köln heißt es „et hätt noch im- mer jotjejange“, und so hoffen wir, dass wir bald wieder unein- geschränkt zusammen kommu- nizieren und singen können, egal ob auf Hochdeutsch, Kölsch oder sogar auf Spanisch. (L.C.)

innerungen. Während sie mir dann alles über ihre ‚Äädäppel‘ erzählen, kann ich Geschichten aus meiner Heimat Peru beisteuern, denn von dort kommt die Knolle ursprünglich.

KLEINE SPRACHFINESSEN

So langsam steige ich auch in die Feinheiten der deutschen Sprache ein. Das Wort ‚gleich‘, oft verwen- det in „Ich mache das gleich“, be- deutet im Hochdeutschen ‚nach- her‘ und nicht ‚sofort‘. Wenn mich manchmal eine Bewohnerin zum Frühstück fragt: „Herr Castro, ich habe noch nicht meinen Kaf- fee bekommen“. Ich antworte ihr: „Gleich werden Sie von mir lecke- ren Kaffee bekommen, ein kleines bisschen Geduld bitte noch. Dan- keschön für ihr Verständnis“. Hier nutze ich ‚gleich‘ im Sinne von

Leandro Castro

Foto: privat

CellitinnenForum 02 | 2022

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